Die Stadt habe aufgrund eines historischen Vertrages die rechtliche Pflicht, entsprechende Maßnahmen voranzutreiben, hieß es bei einem Lokalaugenschein am Dienstagvormittag.
Gemäß einer Kostenschätzung könne man bei einer zehnjährigen Sanierungsdauer von jährlich 70.000 Euro ausgehen, verlauteten die Grünen. Diese Summe kann sich Wien mit Sicherheit leisten, so Schreuder. Gleichzeitig räumte der Grünen Gemeinderat ein, dass die Stadt bisher sehr wohl tätig geworden sei. 2004 genehmigte das Kulturamt aus dem Altstadterhaltungsfonds Mittel in der Höhe von 38.480 Euro, die bis 2006 ausbezahlt wurden. Nach einer Bestandsaufnahme und Schadensbefundung der Steine wurde mit der Sanierung begonnen, diese allerdings nicht abgeschlossen. Für das laufende Jahr wurden keine weiteren Geldmittel zur Verfügung gestellt.
Seither liegen zahlreiche, in Betonsockel gegossene Grabsteine oder Bruchstücke in Folie verpackt auf dem historischen Friedhofsgelände, das sich heute im Innenhof eines Pensionistenwohnheims befindet. Durch die unsachgemäße Lagerung sammelt sich Kondenswasser. Dadurch seien die Steine der Zerstörung preisgegeben, sagte Schreuder. Deshalb handle es sich nicht – wie beim vieldiskutierten Währinger Friedhof – um ein Problem der gärntnerischen Pflege, sondern um eine restauratorische Notwendigkeit. Momentan gebe die Stadt ihre Verantwortung allerdings an den Bund ab.
Dies argumentierte Schreuder damit, dass Vizebürgermeisterin Renate Brauner (S) einen Sanierungsantrag der Grünen im April 2007 mit der Begründung ablehnte, dass durch das Washingtoner Übereinkommen von 2001 der Bund für die Restaurierung und Erhaltung jüdischer Friedhöfe zuständig sei. Dem widerspreche ein noch immer gültiger Vertrag aus dem Jahr 1671, der 1978 von SPÖ-Bürgermeister Leopold Gratz bekräftigt wurde und die Stadt zum Erhalt des Friedhofs verpflichte.
Der Jüdische Friedhof Rossau ist Wiens ältester erhaltener Friedhof. In der Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet, fanden hier bis 1783 Beisetzungen statt. Während der Nazizeit wurde das Gelände von der Stadt aufgelassen, zahlreiche Grabsteine in den jüdischen Teil des Zentralfriedhofs verfrachtet, wo 1984 einige von ihnen wiederentdeckt und in der Seegasse – allerdings unsachgemäß – wiedererrichtet wurden.
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