Man wolle aber die Auszählung der Wahlkarten abwarten, bei denen die Grünen traditionell gut abschnitten, so Glawischnig am Sonntag gegenüber der APA. Die Parteichefin räumte auch ein, dass “hausgemachte Fehler”, also die Konflikte um die Listenerstellung auf Bezirksebene, zu dem Ergebnis beigetragen hätten.
Die SPÖ habe die absolute Mandatsmehrheit verloren, nun sei sie “gut beraten”, ernsthaft Rot-Grün anzudenken, wünscht sich Glawischnig eine Zusammenarbeit mit der SPÖ. Warum die FPÖ ein derart starkes Plus einfahren konnte, müsse man näher analysieren. Auf die Frage, ob die Grünen auf die falschen Themen gesetzt haben, meinte Glawischnig: Es sei ein weitgehend themenfreier Wahlkampf gewesen. Die FPÖ habe beispielsweise versucht, mit Angst zu punkten, und es sei bedauerlich, dass dies gegriffen habe.
Für personelle Konsequenzen im Hinblick auf Spitzenkandidatin Maria Vassilakou sieht die Parteichefin “überhaupt keinen Anlass”. Vassilakou habe, gerade in den vergangenen zwei bis drei Wochen, einen “beeindruckenden Wahlkampf” geführt.
Aufgrund der internen Konflikte sprach sich Glawischnig abermals für “strukturelle Verbesserungen” aus. Die Wiener Grünen hatten ja im Vorfeld der Landtagswahl in zwei Bezirken Parteispaltungen aufgrund persönlicher Animositäten hinnehmen müssen, derzeit sind die Bezirksgruppen bei der Listenerstellung völlig autonom. Vassilakou hatte bereits Anfang September eine Einschränkung der Autonomie der lokalen Gruppen in Personalfragen angekündigt.
Der stellvertretende Bundessprecher Werner Kogler sieht das Ergebnis seiner Wiener Kollegen mit “einem lachenden und einem weinenden Auge”. Die Partei habe angesichts des Fallens der SPÖ-Absoluten eine “strategisch wichtige Position trotz zarter Verluste”, die auch dank der Wahlkarten nicht mehr wettzumachen seien. Es sei nun Vassilakous Aufgabe, sich in Koalitionsgesprächen “scharf” gegenüber der SPÖ zu positionieren, so Kogler zur APA. Dass die Sozialdemokraten angesichts der grünen Bezirksquerelen Berührungsängste vor einer eventuellen Regierungszusammenarbeit haben könnten, glaubt Kogler nicht: “Das mit den Bezirken wird völlig überbewertet”, Vassilakou und ihr Team seien “extrem regierungsfähig”.
Eine Führungsdebatte erwartet er trotz des Stimmenrückgangs nicht. Kleinreden will Kogler den Verlust aber nicht: “Natürlich wären 14 bis 15 Prozent besser gewesen”. Es stelle sich nun aber die Frage, wohin sich Wien künftig entwickle. Dem “konservativen Stillstand” im Fall von Rot-Schwarz bevorzugt der Bundesvize Rot-Grün im Hinblick auf eine weltoffene Stadt. Auswirkungen des Wiener Ergebnisses auf die Bundespartei werde es nicht geben.
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