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Griechenlands Regierungschef bangt nach Bränden um sein Amt

Er schien sich seiner Sache ganz sicher zu sein. Ermutigt durch gute Umfrageergebnisse zog Griechenlands Regierungschef Kostas Karamanlis die Parlamentswahlen in der Hoffnung auf ein starkes erneuertes Mandat auf den 16. September vor.

Doch dann kamen die verheerenden Brände – und mit ihnen die Wut der Griechen. Tausende gingen in Athen auf die Straße und warfen dem bürgerlich-konservativen Ministerpräsidenten vor, der schlimmsten Feuerkatastrophe in der Geschichte des Landes tatenlos gegenüber zu stehen. Wenn Karamanlis sich nicht bald als Krisenmanager zu profilieren vermag, könnten seine Ambitionen ebenso schnell in Rauch aufgehen wie schon zehntausende Hektar Land.

Seit seinem Wahlsieg über die Sozialisten 2004 verzeichnete Karamanlis gute Umfragewerte. Nach dem Ausbruch der Feuersbrünste gerät der 50-jährige Chef der konservativen Partei „Nea Dimokratia“ (Neue Demokratie/ND) jedoch zunehmend unter Beschuss. „Wir wurden gedemütigt durch das Unvermögen der Regierung, das Leben unserer Mitbürger zu retten“, sagte der sozialistische Oppositionsführer, Ex-Außenminister Georgios Papandreou. Durch seinen Vorwurf, hinter den Bränden stünden organisierte Banden, wolle der Regierungschef nur seine „Unfähigkeit“ verbergen, mit dieser „nationalen Tragödie“ umzugehen, schimpfte die Opposition.

Karamanlis ist es gewohnt, Schläge einzustecken. Als er 1997 im Alter von 40 Jahren den Parteivorsitz der geschwächten und zerstrittenen ND übernahm, wurde er auch in der eigenen Partei kritisiert. Anerkennung musste er sich erst einmal verdienen, denn für viele stand fest, dass der junge Politiker sein Amt einzig und allein seinem Namen zu verdanken hatte. Schließlich hatte sein Onkel Konstantinos Karamanlis, der mehrfach Regierungschef und Staatspräsident war, die Nea Dimokratia nach dem Zusammenbruch der Militärdiktatur 1974 gegründet. Dem jungen Karamanlis gelang es, seine Partei zu einen und durch ihre Neuausrichtung zur Mitte neue Wähler zu gewinnen. So konnte die Nea Dimokratia die Panhellenische Sozialistische Bewegung (PASOK) von der Regierung verdrängen.

Beim Umgang mit der Brandkatastrophe macht Karamanlis hingegen eine eher hilflose Figur. Seine verzweifelten Landsleute rief er fast schon flehentlich zur Einheit auf. Dennoch bekundeten Zehntausende ihren Unmut über die Tatenlosigkeit der Regierung. Karamanlis wollte bei der vorgezogenen Parlamentswahl mit guten Wirtschaftsdaten punkten. Das Wachstum der griechischen Wirtschaft liegt bei mehr als vier Prozent, das Haushaltsdefizit wurde bis 2006 auf 2,6 Prozent gedrückt und die Arbeitslosenzahl sank auf acht Prozent. Ob dies jedoch mehr Einfluss auf das Wahlergebnis haben wird als der allgemeine Eindruck der Brandkatastrophe, muss sich noch erweisen. Nach neuesten Umfragen schrumpft der Vorsprung der ND.

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