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Griechenland: Wer nicht mitmacht, schreibt erst recht ab

Egal, ob die Finanzinstitute freiwillig an der Griechenland-Rettungsaktion mitmachen, sie müssen ihre griechischen Anleihen wertberichtigen, schreibt das "WirtschaftsBlatt" unter Berufung auf Wirtschaftsprüfer.

.Martin Wagner, Bankenexperte bei KPMG, legte sich in der Zeitung fest: “Wenn die Banken nicht teilnehmen, müssen sie erst recht wertberichtigen.” Dann würde allerdings der Marktwert für die Bonds gelten, was zur Folge hätte, dass die Institute bis zu 50 Prozent abschreiben müssen. Wer dagegen bei der europaweiten Aktion mitmache, komme mit 21 Prozent davon.Auch einzelne Austro-Banken werden schon in ihren Halbjahresbilanzen Wertberichtigungen vornehmen, wie es auch zur APA hieß

Differenzierter äußert sich Peter Bitzyk von Deloitte: “Durch das Rettungspaket könnte man auch der Meinung sein, dass sich die Lage für bestehende Anleihen verbessert hat.” Dieser Einschätzung folgend hätten die Banken keinen Abschreibungsbedarf, so der Bericht.

Einzelne Gesellschaften wie etwa die Vienna Insurance Group (VIG) haben ihr Griechenland-Engagement bereits mit 20 Prozent abgeschrieben. Einige Banken werden in der jetzt bald vorliegenden Halbjahresbilanz ebenfalls wertberichtigen. Am stärksten engagiert ist wie berichtet die KA Finanz, die Bad Bank der staatlichen Kommunalkredit, die im Detail Bonds in Höhe von 822 Mio. Euro ausständig habe und mit 190 Mio. Euro in Credit Default Swaps (CDS) investiert sei, die von der Abschreibungsthematik nicht betroffen seien, weil es keinen Ausfall gebe und diese ohnehin immer zu Marktpreisen bilanziert werden müssten. Eine Wertberichtigung bei den Bonds würde die KA Finanz mit 173 Mio. Euro belasten, heißt es. Mittlere dreistellige Millionenbestände an Griechenbonds haben Erste und Bank Austria.

Österreichs Staatsfirmen nicht an Griechenland-Investment interessiert

Die griechische Regierung will bis zum Jahr 2015 mindestens 50 Mrd. Euro aus dem Verkauf von Staatsbetrieben einnahmen, auf Geld von Österreichs teilstaatlichen Unternehmen dürfen sie dabei aber nicht hoffen. Verbund, OMV, Telekom Austria, ÖBB und Asfinag haben bei einem APA-Rundruf unisono abgewunken.

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber erklärte auf die Frage nach einem möglichen Griechenland-Engagement, es sei nichts geplant. Eine Absage kommt auch von der OMV. “Griechenland ist derzeit nicht im Fokus unseres Interesses”, so das Mineralölunternehmen.

Von Seiten der Telekom Austria hieß es, man habe von der staatlichen Telekomgesellschaft OTE weder Unterlagen erhalten noch habe man Interesse an dem Unternehmen. Dabei hatte es vor fünf Jahren so ausgesehen, als würde die OTE bei der Telekom einsteigen. Angeblich waren die Gespräche damals schon sehr weit fortgeschritten.

Ein klares Nein kommt auch von den ÖBB. Ein Einstieg in Griechenland sei überhaupt kein Thema, der Focus der Bahn liege auf der Sanierung des Unternehmens. Die staatliche Autobahngesellschaft Asfinag denkt auch nicht daran, Beteiligungen in Griechenland einzugehen. Man könne sich aber vorstellen, Beraterleistungen anzubieten, so Asfinag-Sprecherin Klaudia Niedermühlbichler.

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