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Griechenland erwartet eine "Wahl des Zorns"

Als der griechische Ministerpräsident Konstantinos Karamanlis vor zwei Wochen eine vorgezogene Parlamentswahl für Mitte September ansetzte, schien ihm ein Sieg so gut wie sicher. Das hat sich mittlerweile geändert.  

Grund ist die katastrophale Feuersbrunst, die seit Tagen in weiten Landesteilen wütet und der bereits mehr als 60 Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Regierung sieht sich mit massiven Vorwürfen der Inkompetenz konfrontiert.

Schon im Juni und Juli hatten verheerende Waldbrände Griechenland heimgesucht, doch die gegenwärtige Katastrophe hat bisher nie gekannte Ausmaße angenommen. Die Bevölkerung ist nicht nur verzweifelt, sondern außer sich vor Wut. Längst beherrscht das Thema die politischen Diskussionen vor der Wahl am 16. September. Der Urnengang werde eine „Wahl des Zorns“, titelte in diesem Zusammenhang die Athener Tageszeitung „To Vima“.

Viele werfen der Regierung Desorganisation und eine viel zu langsame Reaktion vor. „Die Regierung von Herrn Karamanlis hat das griechische Volk enttäuscht“, sagte der sozialistische Oppositionsführer George Papandreou. „Leider ist es ihr nicht einmal gelungen, das Leben der Menschen zu retten, eben so wenig wie ihr Hab und Gut.“

Inzwischen sind Karamanlis und seine Minister um Schadensbegrenzung bemüht. Am Samstag wurde der nationale Notstand ausgerufen, und Athen hat eine Reihe finanzieller und materieller Hilfen ohne großen bürokratischen Aufwand in Aussicht gestellt. „In Zeiten wie diesen muss eine Gesellschaft Solidarität beweisen“, sagte der Ministerpräsident am Dienstag. Alle Griechen müssten nun zusammenhalten.

Beharrlich verweist die Regierung außerdem auf ihre Theorie, wonach die Feuer auf organisierte Brandstiftung zurückzuführen sind. Der Minister für Öffentliche Ordnung, Vyron Polydoras, sprach von einer „asymmetrischen Bedrohung“ – ohne diesen Begriff näher zu erläutern. Der Geheimdienst und eine Anti-Terror-Einheit seien an den Ermittlungen beteiligt. Auch Karamanlis vertrat die Brandstifter-These mit den Worten, es könne kein Zufall sein, dass so viele Brände an so vielen verschiedenen Orten gleichzeitig ausgebrochen seien.

Sozialisten-Chef Papandreou warf dem Ministerpräsidenten Panikmache vor. Die Regierung fabriziere „Theorien über eine terroristische Verschwörung“, wodurch ein ganzes Land verunglimpft und das Volk in Angst und Schrecken versetzt werde. Griechenland „kann keine Regierung dulden, die sich auf Angst, Unsicherheit, Spaltung und Fanatismus stützt und Chaos produziert“, sagte Papandreou.

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