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Griechenland: 121 Tote bei Flugabsturz

Todesschleifen am Himmel: Eine zyprische Chartermaschine ist eineinhalb Stunden mit 121 bewusstlosen Insassen führerlos bei Athen gekreist, dann in die Tiefe gestürzt und am Boden zerschellt.  | Tumulte in Larnaka

Bei der Flugzeugkatastrophe am Sonntagmittag nahe dem Dorf Grammatiko gab es keine Überlebenden.

Wie griechische Medien übereinstimmend berichteten, war während des Fluges die Klimaanlage ausgefallen und der Sauerstoff ausgegangen. Es seien giftige Gase ins Flugzeug gelangt. In dramatischen Minuten setzten Passagiere Not-SMS ab. Nachdem der Treibstoff verbraucht war, stürzte die Boeing 737-300 der Gesellschaft Helios-Airways in eine felsige Hügellandschaft rund zehn Kilometer nordöstlich des Athener Flughafens.

Löschhubschrauber kreisten über der qualmenden Absturzstelle, um ausgebrochene Brände zu bekämpfen. Das griechische Fernsehen zeigte Bilder von verstümmelten und verkohlten Leichen. „Ich bin schockiert. Es ist tragisch“, sagte ein Priester, der unter den ersten Augenzeugen war, die die zerstreuten Wrackteile erreichten.

Im Flugzeug hätten sich vor dem Absturz dramatische Szenen abgespielt, berichteten griechische und zyprische Medien. Einige der Passagiere – die meisten griechisch-zyprische Touristen – konnten per Handy-Kurzmitteilung ihren Verwandten schreiben, dass sie erfrieren. „Cousine, wir erfrieren. Ich verabschiede mich. Lebe wohl“, habe ein Reisender geschrieben, berichtete das Fernsehen. „Der Pilot ist blau im Gesicht. Wir kriegen keine Luft“, hielt ein anderer fest.

Der Albtraum der 115 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder dauerte offenbar lange: Der Pilot, der nach zunächst nicht bestätigten Informationen aus Deutschland stammte, habe gegen 10.30 Uhr Ortszeit nur kurz melden können, er habe Probleme mit der Klimaanlage. Danach brach der Funkkontakt ab. Die Maschine flog über der Ägäis rechtsdrehend in einer Art Dreieck.

Das alarmierte die Flugsicherung, die anfangs eine Entführung vermutete. Zwei F-16-Kampfjets der griechischen Luftwaffe wurden von Kreta zu dem Flugzeug gesandt, um Sichtkontakt zu den Piloten aufzunehmen. Die Militärflieger stellten fest, dass der eine Pilot nicht zu sehen und der andere ohnmächtig war. Eine dritte Person im Cockpit hatte eine Sauerstoffmaske aufgesetzt. Niemand sei in der Lage gewesen, mit den F-16-Piloten zu kommunizieren.

„Es gab kein Lebenszeichen“, meldete ein Pilot. Die Insassen des Charterfliegers hatten offenbar das Bewusstsein verloren. Die Maschine flog führungslos in der Luft. Über einen Notruf aus dem Cockpit wurde nichts bekannt. Als der Treibstoff ausging, zerschellte der Flieger um 12.03 Uhr Ortszeit (11.03 MESZ), teilte die Flugsicherung in Athen mit.

Die Unglücks-Boeing war nach Berichten des griechischen und des zyprischen Fernsehens „bekannt für ähnliche Probleme.“ Vor wenigen Monaten, am 18. Dezember 2004, hatte es auf dem Flug von Warschau nach Larnaka ein ähnliches Problem gegeben. Es verlief glimpflich. Wie die zyprische Presse damals berichtet hatte, seien die Menschen „wie betäubt“ aus dem Flieger herausgekommen. Auch vor dem Abflug am Sonntag sei in Larnaka ein Problem mit der Klimaanlage repariert worden, berichtete das zyprische Fernsehen.

Das abgestürzte Flugzeug soll zudem zwei Mal in den vergangenen Monaten Probleme mit der Klimaanlage und mit dem Luftdruck- Ausgleichssystem gehabt haben. Endgültige Erkenntnisse zur Absturzursache werden von der Auswertung der Flugschreiber erwartet. Sie wurden wenige Stunden nach der Katastrophe gefunden, wie das staatliche griechische Fernsehen berichtete.

Unterdessen erklärte der Sprecher des zyprischen Präsidenten Tassos Papadopoulos, Marios Karojan: „Bei allen uns vorliegenden Fakten handelt es sich nicht um einen Terroranschlag.“ In den Flughäfen von Athen und Nikosia wurden Krisenstäbe eingerichtet. Psychologen versuchten, Verwandte der Opfer zu unterstützen.


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