Im März 2003 begann der Irakkrieg, bei dem die USA und verbündete Streitkräfte den Irak besetzten. Als Begründung für die Invasion und den Sturz von Diktatur Saddam Hussein wurde die Bedrohung durch irakische Massenvernichtungswaffen genannt. Doch Offizier Roy Miller, der in dem am 19. März anlaufenden Thriller “GreenZone” mit seinem Team diese chemischen Kampfstoffe bergen soll, findet sie nicht – und stellt immer lauter die Frage, warum.
Während im Nachkriegs-Bagdad die versammelte Presse auf Erfolgsmeldungen wartet, bekommt Miller von einem Iraker einen Tipp über ein geheimes Treffen hoher Funktionäre von Husseins Baath-Partei, darunter General Al Rawi. Als es Miller gelingt, einen der Verschwörer zu fassen, wird dieser brutal von einer anderen US-Einheit einkassiert. Im Auftrag eines CIA-Agenten soll Miller den Gefangenen zurückbringen und gerät dabei auf die Spur einer Intrige, in die der Sonderbeauftragte des Pentagon und eine Reporterin verwickelt sind. Bei der Verfolgungsjagd nach Al Rawi kommt Miller in eine paradoxe Situation.
Wie kaum ein Konflikt seit dem Vietnamkrieg spaltete der Irakkrieg Europa und die USA, aber auch dort gab und gibt es Streit über diesen Einsatz, der nach anfänglichem Erfolg in einen Bürgerkrieg mündete. Der Film ist inspiriert von einem Sachbuch über die Irrtümer, die zu Beginn der Besetzung gemacht wurden, fiktionalisiert aber die komplizierte Gemengelage durch ihre Zuspitzung auf einzelne Personen. Wer die Bösen sind, ist hier schnell klar: das Pentagon (Verteidigungsministerium) und damit also die Regierung, die eine Begründung für den Krieg braucht und sich erst dann überlegt, wie der Irak mit all seinen ethnischen Konflikten befriedet werden kann.
Davon abgesehen jedoch, dass der rote Faden – die Suche nach jenem ominösen Insider, der Bescheid weiß über die Massenvernichtungswaffen – ziemlich spekulativ ist – letztlich geht es nicht wirklich darum, Hintergründe zu beleuchten. Stattdessen verfährt Regisseur Paul Greengrass wieder im Geiste seiner “Bourne”-Thriller und reduziert die brisante Story mit Hilfe seines Lieblingsdarstellers Matt Damon auf die Mission eines idealistischen Einzelkämpfers, der zwischen konkurrierenden Gruppen innerhalb eines Systems zermahlen zu werden droht – ein Retter, der aus Gründen der Staatsräson die Bösen retten muss statt die Guten.
Dank rasanter Schnitte und zappeliger Handkamera fühlt sich der Zuschauer immer mittendrin, wenn Kampfmaschine Miller sich den Weg durch das nahöstliche Kuddelmuddel bahnt. Matt Damon, glaubwürdig zwischen Rambo und Grübler balancierend, verrichtet erneut gute Heldenarbeit. Auch atmosphärisch werden die richtigen Knöpfe gedrückt; der Anblick der Parallelwelt der “GreenZone” im eroberten Regierungspalast, wo die Amerikaner am Pool relaxen und praxisferne Beamte Pläne für den Irak schmieden, wirkt angesichts der Einheimischen, die Wochen nach dem Einmarsch an Wassermangel und unter Attentaten leiden, geradezu empörend.
Doch nicht nur im Vergleich mit Kathryn Bigelows kürzlich Oscar-gekröntem Irakkriegsfilm “Tödliches Kommando – The Hurt Locker”, in dem Bombenentschärfer mythische Größe gewinnen, ist das”GreenZone“-Szenario dürftig – und ziemlich naiv. Mitsamt dem Lärm, den Explosionen, dem Testosteron ist auch die Politik nur Teil der Begleitmusik für einen Antikriegsfilm, also einen Kriegsfilm, dessen klischeehaftes “ätsch-bätsch”-Ende angesichts heutiger Zustände ziemlich hilflos wirkt. Doch als Actionabenteuer ist das Getöse ganz o.k. – falls man in der glücklichen Lage ist, in seinem langweiligen Leben etwas künstliche Aufregung zu brauchen.
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