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Grammy-Verleihung von heftigen Konflikt überschattet

Die Grammy-Verleihung wird von einem heftigen Konflikt überschattet.
Die Grammy-Verleihung wird von einem heftigen Konflikt überschattet. ©Deborah Dugan
In der Nacht von Sonntag auf Montag findet die Grammy-Verleihung statt. Heuer wird sie jedoch von einem heftigen Konflikt überschattet.

Starke Stimmen, spektakuläre Bühnenshows und Momente der Rührung machen eine Grammy-Verleihung aus. Auch in der Nacht von Sonntag auf Montag werden zahlreiche erfolgreiche und aufstrebende Talente wie Lizzo, Billie Eilish und Lil Nas X zu der Gala in Los Angeles erwartet. Doch die Verleihung des begehrten US-Filmpreises wird heuer von einem heftigen Konflikt in der Grammy-Akademie überschattet.

Verleihung wird von heftigen Konflikt überschattet

Die erste Frau an der Spitze der Recording Academy, Deborah Dugan, wurde suspendiert und richtet gegen ihren langjährigen Vorgänger explosive Vorwürfe von Unregelmäßigkeiten bei den Nominierungen bis hin zur Vergewaltigung einer Musikerin. Eigentlich wollte Dugan die Grammy-Akademie in eine neue Ära führen, nachdem dieser immer wieder ein Mangel an Vielfalt und die Bevorzugung weißer, männlicher Mainstream-Künstler vorgeworfen worden war. Doch vor einer Woche wurde sie suspendiert. Am Dienstag reichte sie eine 44-seitige Beschwerde bei der Gleichstellungsbehörde von Los Angeles ein.

Darin legte sie dar, bei ihrer Beurlaubung handle es sich in Wahrheit um einen Racheakt der Akademie, nachdem sie Unregelmäßigkeiten bei den Grammy-Nominierungen und weitere Missstände angeprangert habe. Künstler entschieden demnach über die Nominierungen in ihren eigenen Kategorien mit.

Außerdem sollte Dugan nach eigenen Angaben ihren Vorgänger Neil Portnow, der 17 Jahre an der Spitze der Akademie stand, als Berater einstellen - obwohl dieser eine ausländische Musikerin vergewaltigt habe. Sie selbst sei von einem beratenden Anwalt der Akademie sexuell belästigt worden, führte Dugan aus.

"Lächerlich und unwahr": Akademie weist Vorwürfe zurück

Die Recording Akademie weist die Vorwürfe empört zurück und hält ihnen entgegen, Dugan habe ihre Beschwerde erst eingereicht, nachdem ihr selbst Mobbing und die Schaffung einer unerträglichen Arbeitsatmosphäre angelastet worden seien. Ihren Rücktritt habe sie selbst angeboten und dafür von der gemeinnützigen Akademie 22 Millionen Dollar (20 Millionen Euro) Abfindung gefordert. Portnow nannte Dugans Vorwürfe am Mittwoch "lächerlich und unwahr" und "schrecklich schmerzhaft".

Wer auch immer recht hat - Dugans Ambitionen, die Grammys umzukrempeln, liegen zumindest vorerst auf Eis. Sie habe einen "Wandel von innen heraus" herbeiführen wollen, sagte sie am Donnerstag dem US-Fernsehsender ABC. "Ich habe bei jedem Schritt versucht, tief durchzuatmen und mir zu sagen 'Okay, ich kann etwas bewegen, ich kann das in Ordnung bringen, ich kann mit diesem Team arbeiten'."

Frauen dominieren bei den Nominierungen

Völlig folgenlos ist Dugans kurze Zeit an der Spitze der Akademie nicht geblieben. Dieses Jahr dominieren Frauen bei den Nominierungen und Mainstream-Künstler wie Taylor Swift stünden nicht so stark im Vordergrund, sagt John Vilanova von der Lehigh University, der die Rolle von weiblichen und nicht-weißen Künstlern bei den Grammys intensiv erforscht hat. Ein Beispiel ist die schwarze Sängerin und Rapperin Lizzo, die offensiv ihre dralle Figur präsentiert und Feminismus und Stolz auf afroamerikanische Wurzeln propagiert. Sie ist acht Mal nominiert, unter anderem in allen vier Top-Kategorien wie "Album des Jahres". Jeweils sechs Mal nominiert sind die 18-jährige Sängerin Billie Eilish und der afroamerikanische homosexuelle Rapper Lil Nas X. Die relativen Neulinge treten gegen schon lange etablierte Künstler wie Ariana Grande, Beyonce, Lana Del Rey und Ed Sheeran an.

Auch Vorarlberger Dirigent hat Chancen auf Auszeichnung

Auch der Vorarlberger Dirigent Manfred Honeck kann sich nach seinem Grammy-Erfolg aus dem Jahr 2017 heuer wieder Chancen auf die Auszeichnung ausrechnen. Seine insgesamt fünfte Nominierung streifte er mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra in der Kategorie "Beste Orchesterperformance" ein. Ihre Einspielung von Bruckners neunter Symphonie hat es überdies für den besten Klassikproduzenten (Dirk Sobotka) und den besten Toningenieur im Klassikbereich (Mark Donahue) auf die Nominiertenliste geschafft. Rot-weiß-roten Anstrich hat auch die Kategorie Bestes Solostimmen-Album im Klassikbereich: Hier findet sich "Himmelsmusik" von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L'Arpeggiata unter den fünf Sieganwärtern.

Die Grammys gehören zu den wichtigsten Musikpreisen der Welt. Über die Nominierten und Preisträger entscheiden rund 13.000 Mitglieder der Recording Academy, die die Preise in rund 80 Kategorien verleiht. Die heurige Verleihungsgala findet in Los Angeles statt und wird von der Sängerin Alicia Keys moderiert.

(APA/Red)

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