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Goldpreis-Absturz ruft Verschwörungstheoretiker auf den Plan

Gold: Verdacht der Preismanipulation.
Gold: Verdacht der Preismanipulation. ©APA
Experten müssen mehr als 30 Jahre zurückblicken, wenn sie einen ähnlich dramatischen Absturz des Goldpreises finden wollen wie zu Wochenbeginn. "Gold ist so mächtig unter Druck geraten wie seit den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr", kommentierte das Bankhaus Metzler. Im Wirtschaftsmagazin "Forbes" ist gar von einem "Gold-Blutbad" die Rede. Nicht nur in einschlägigen Internetforen schießen Verschwörungstheorien aus dem Boden.
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Wird der Goldpreis noch weiter stark abrutschen?

Der extrem starke Preisverfall der letzten Handelstage ist vorerst gestoppt. “Die erste große Panik ist raus aus dem Markt”, beschrieb Goldexperte Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg die Lage. Der Kursrutsch hat aber seine Spuren hinterlassen. “Der Nimbus vom Gold ist angekratzt”, sagte Proettel. Nachdem es beim Goldpreis über Jahre nur aufwärts ging und der Preis auch im vergangenen Jahr lange Zeit mehr oder weniger stabil blieb, müssen sich die Anleger nach der Prognose Proettels und anderen Experten auch auf weiter fallende Goldpreise gefasst machen.

Was hat eigentlich den massiven Preisrutsch bei Gold ausgelöst?

Ausschlaggebend waren Experten zufolge mehrere Faktoren. Zunächst ist Gold als sicherer Hafen für Anleger derzeit weniger gefragt. Obwohl weltweit führende Zentralbanken wie die US-Notenbank oder die japanische Notenbank ihre Geldschleusen weit geöffnet hatten, rechnen Ökonomen nur mit einer vergleichsweise geringen Inflation. Zudem hat sich die Euro-Schuldenkrise, die lange für Verunsicherung sorgte, entspannt. Deshalb war es keine Überraschung, als die führende US-Investmentbank Goldman Sachs am 10. April eine Verkaufsempfehlung für Gold veröffentlichte. Weitere führende Banken gaben ebenfalls deutliche Verkaufssignale. Eine wichtige Rolle spielten aber auch Großinvestoren wie der Milliardär George Soros. Die Meldung, dass Soros Ende vergangenen Jahres massiv Geld aus dem weltgrößten Goldfonds abgezogen hatte, ließ bei den Investoren sämtliche Alarmglocken schrillen. Schlussendlich dürfte dann ein fataler Herdentrieb eingesetzt haben, der den Goldpreis abstürzen ließ.

Gibt es eigentlich beim Gold den Verdacht einer Preismanipulation?

Der Verdacht der Preismanipulationen geistert schon lange durch einschlägige Internetforen. Hier kann man sich vor Verschwörungstheorien um den Goldpreis kaum retten. Aber selbst in Analysen seriöser Geldhäuser wie dem Frankfurter Bankhaus Metzler wird solchen Theorien Platz eingeräumt: “Verschwörungstheoretiker halten es daher nicht für unwahrscheinlich, dass das ‘Big Money’ bewusst auf einen Bruch wichtiger Unterstützungszonen von Gold hingearbeitet hat, um an der nachfolgenden Abrissbewegung zu partizipieren”, hieß es in einer Analyse. Mit anderen Worten: Große institutionelle Investoren verdienen gewaltig am fallenden Goldpreis, wenn die entsprechenden Wetten aufgehen.

Wird denn dem Verdacht der unerlaubten Absprachen beim Goldpreis nachgegangen?

Ja, im Zuge des Libor-Skandals sind die Aufsichtsbehörden offenbar aufmerksamer geworden, vor allem in den USA. Im März hatte das “Wall Street Journal” mit Bezug auf Insider berichtet, dass die US-Behörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) genau prüfe, ob die Preise am Goldmarkt in einem transparenten Prozess entstehen. Eine formale Untersuchung sei jedoch noch nicht eingeleitet worden, hieß es. Im April hatte CFTC-Vorstandsmitglied Bart Chilton in einem “Handelsblatt”-Interview auf die Frage nach der Preisfindung am Goldmarkt gesagt: “Die Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Marktteilnehmer unser Vertrauen nicht verdient haben.”

Wie entsteht eigentlich der Goldpreis?

Der für den Handel mit Gold entscheidende Preis entsteht beim sogenannten Goldpreis-Fixing in London. Das läuft nach einem alten Ritual ab. Fünf große Banken, darunter auch die Deutsche Bank, schalten sich zweimal täglich zu einer Telefonkonferenz zusammen. Immer um 10.30 Uhr (Ortszeit) am Vormittag und um 15 Uhr am Nachmittag. Bei dieser Zusammenkunft wird ein Preis vorgeschlagen, der dann an die Kunden weitergegeben wird. Finden sich genug Käufer und Verkäufer wird der Preis gefixt und gilt dann weltweit bis zur nächsten Telefonkonferenz. Zumindest die US-amerikanische Finanzaufsicht scheint an dieser Vorgehensweise ihre Bedenken zu haben. Mit Blick auf das Goldpreis-Fixing sagte Chilton dem “Handelsblatt”: “Vertrauen ist gut, Kontrolle besser”.

(APA)

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