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Goethe-Universität Frankfurt am Main informiert

Lage der Bergschmiede am Roferweg in Bartholomäberg (Bild vom 1. September 2010).
Lage der Bergschmiede am Roferweg in Bartholomäberg (Bild vom 1. September 2010). ©Goethe-Universität Frankfurt am Main

MONTANARCHÄOLOGIE – SIEDLUNGSFORSCHUNG – UMWELT:
GESCHICHTE EINER SIEDLUNGSKAMMER IN DEN ZENTRALALPEN

Interdisziplinäre archäologische und naturwissenschaftliche Forschung
im österreichischen Montafon (Vorarlberg)

FRANKFURT/BARTHOLOMÄBERG. Noch bis zum 10. September führen Studierende und
Wissenschaftler der Goethe-Universität archäologische Grabungen im österreichischen Montafon durch. Eine große Überraschung bildete dabei die Entdeckung einer kleinen, stark befestigten Burg aus der Bronzezeit, die in das 16. Jahrhundert vor Christus datiert. Sie war in eine kleine bronzezeitliche Siedlungskammer am Bartholomäberg eingebunden, die in den letzten Jahren schrittweise erforscht wurde, und stellte den Anfang für die bis heute anhaltende Besiedlung des Gebietes dar. Auch Siedlungsreste und Funde aus der Eisenzeit (1. Jahrtausend vor Christus) und aus römischer Zeit wurden mittlerweile entdeckt.

Die Ausgrabungen und Forschungen unter der Leitung von Prof. Rüdiger Krause vom Institut für Archäologische Wissenschaften finden mittlerweile im zwölften Jahr statt. Für Krause ist es erstaunlich, die Entdeckungen und Überraschungen dennoch nicht weniger werden. Das Forschungspotenzial in dieser inneralpinen Siedlungskammer rund um Silbertal, den Bartholomäberg und den Schafberg in Gargellen erscheint immens groß, denn der Menschen hat dort seit dem 3. Jahrtausend vor Christus an vielen Stellen seine Spuren hinterlassen und die Landschaft insbesondere durch den Bergbau nachhaltig geprägt. Insbesondere die Landschaft des Bartholomäbergs prägen zahlreiche hervorragend erhaltene Spuren des mittelalterlichen Bergbaus, den bereits das Churer Reichsurbar von 842 dokumentierte. Die Untersuchungen der Frankfurter Wissenschaftler erbrachten zahlreiche Belege speziell für den Bergbau im Hoch- und beginnenden
Spätmittelalter.

Zudem konnten verschiedene Umweltveränderungen nachgewiesen werden, die durch das Wirtschaften und Leben der Menschen verursacht wurden. Auch diesen ist das interdisziplinäre Frankfurter Forscherteam auf der Spur: geoarchäologische Forschungen werden durch Dr. Astrid Roepke durchgeführt, vegetationsgeschichtliche Untersuchungen an Mooren stellen die Botaniker Dr. Joop Kalis und Dr. Astrid Stobbe an. Ihre Ergebnisse zeigen eindrücklich, wie groß das Potenzial der menschlich bedingten Veränderungen seit der frühen Bronzezeit (etwa seit 2.000 vor Christus) war. Der Wald wurde zunehmend zurückgedrängt und gerodet, Weide- und Ackerflächen entstanden und Nutzpflanzen wurden angebaut.

Durch die Bodenöffnungen wurden bereits in der Bronzezeit Erdrutsche ausgelöst, die ganze Siedlungsflächen überdeckt haben. Vor diesem Hintergrund führen die Wissenschaftler – erstmals für den Alpenraum – alle Parameter siedlungsarchäologischer Forschung zusammen und entwickeln so ein Modell, schließlich auch Perspektiven für den Umgang und die Nutzung des hoch sensiblen Ökosystems in den Alpen verspricht.
In einer Höhenlage zwischen 2.000 und 2.200 Metern über dem Meeresspiegel wurden weiterhin die Untersuchungen zur frühen Alpwirtschaft auf dem Schafberg
in Gargellen fortgesetzt.

Am Bartholomäberg – der Wiege des Montafons – führt Krauses Team Ausgrabungen im Bereich des prähistorischen Siedlungsplatzes “Dünglers Ebni” durch und in der mittelalterlichen Bergbauzone der Knappagruaba wurde am Roferweg eine erste spätmittelalterliche Bergschmiede entdeckt. Die Frankfurter Forschungen werden von der Gemeinde Bartholomäberg, dem Stand Montafon und den Schafbergbahnen Gargellen unterstützt. Ermöglicht werden sie durch die Förderung der Vorarlberger Illwerke und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Homepage der Goethe-Universität Frankfurt am Main:
www.goethe-universitaet.de

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