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Glen Hansard in Wien: Authentische Straßenmusik auf großer Bühne

Glen Hansard gab am Sonntag ein Stelldichein im Wiener Gasometer.
Glen Hansard gab am Sonntag ein Stelldichein im Wiener Gasometer. ©APA-FOTO: HERBERT P. OCZERET
Lange Schlangen bildeten sich am Sonntag vor dem Gasometer in Wien. Grund dafür war der irische Folk-Rocker und Gitarrist Glen Hansard, der samt Orchester ein Stelldichein gab.

Kein großes Bühnenbild, nur einige kleine, mit roten Schirmen bestückte Lampen haben Hansard und seine Musiker mitgebracht. Streicher, Blechbläser, Klavier, Gitarren und Schlagzeug begleiten ihn auf seiner Tour. Auf der Bühne scheint es zwar düster, aber gemütlich und unaufgeregt zuzugehen. Von Hansards einfühlsamer und ein wenig rauer Stimme getragen, überträgt sich ebendiese Stimmung auch auf das Publikum. Das summt, singt und klatscht, wiegt sich im Takt und tanzt genauso wie der Sänger auf der Bühne das von ihm erwartet.

Oscar-Preisträger mit vielen Themen

Schon zu Beginn weiß der Ire mit Liedern wie “Winning Streak” und “When Your Mind’s Made Up” zu begeistern. Die Themen des Abends variieren von Liebe, Hoffnung und unglücklichen Schicksalen bis hin zum Alkohol, um auch einige irische Stereotype zu bedienen. Auch seinen großen Hit “Falling Slowly”, mit dem er sich einen Oscar sicherte, und zwei Songs seiner Band The Frames ließ er hören.

Melodische Kritik an Donald Trump

Politisches ist ebenfalls im Spiel. Woody Guthrie, so der Sänger, mochte seinen Vermieter Fred Trump nicht. So verwendet Hansard dessen Song “Vigilante Man” schließlich für Kritik an Fred Trumps bekanntem Sohn Donald, den er offensichtlich selbst nicht mag, und klagt dabei etwa dessen Pläne, eine Mauer zu Mexiko zu bauen sowie sein Einreiseverbot und seine schlechte Behandlung von Muslimen an. “Ich weiß, es ist billig, ich weiß, es ist einfach”, sagt der Musiker und meint damit seine eigene Kritik am amerikanischen Präsidenten, “aber auf irgendeiner Ebene ist es notwendig.”

Zweieinhalb Stunden Folk-Rock

Seinem Mikrofon ist Hansard nicht allzu treu: Einmal tritt er es an seinen Gitarristen Rob Bochnik ab, der ebenfalls bei The Frames spielte, einmal an seinen Posaunisten Curtis Fowlkes, der ein berührendes “Wedding Ring” abliefert. Später, zu Beginn der Zugabe, verlässt er es ganz und spielt die beiden Songs “Grace Beneath the Pines” und “Song of Good Hope” unplugged. Stimme und Gitarre reichen, um die Halle mit Musik zu füllen; und sie reichen auch für lautstarke Liebesbekundungen von weiblichen und männlichen Zuhörern. Nach zweieinhalb Stunden tritt der Sänger schließlich ohne großes Getöse ab.

Ärgerlich war einzig die nicht optimale Organisation des Konzertes. Lange Schlangen bildeten sich innerhalb und außerhalb des Gasometers, das Konzert hatte bereits begonnen, als zahlreiche Besucher noch vor dem Einlass warteten. Einmal in der Konzerthalle wurde dann immerhin klar, dass sich die Geduld gelohnt hat.

(APA/red)

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