Gibt es einen Pfandtourismus in Vorarlberg?
Medienberichte warnten die vergangenen Tage von einem womöglichen Pfandtourismus. Grund dafür ist, dass man in Österreich für eine Kiste mit 20 leeren Pfandflaschen seit Anfang Februar fast vier Euro mehr zurück bekommt als in Deutschland.
Das kann ganz einfach ausgenutzt werden, in dem in Deutschland gekaufte Flaschen über der Grenze, also etwa in Vorarlberg, zurückgegeben werden. Dann kassiert der Kunde mehr Geld für die leeren Flaschen. Zum Leiden des Getränkeherstellers - der zahlt drauf. Dies funktioniert aber nur bei Getränkemarken, die sowohl in Deutschland als auch in Vorarlberg verkauft werden. Doch ist an diesem Pfandtourismus tatsächlich etwas dran?
"Thema wurde medial hochgespielt"
Eine klare Absage gibt es von der Marketingleiterin Michéle Garre von Sutterlüty: "Es ist in der Tat so, dass wir in unseren Ländlemärkten aktuell keinen signifikanten Anstieg bei den Retouren feststellen können." Spar-Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann registriert ebenfalls "keinen nennenswerten Pfandtourismus aus Deutschland." Sie gibt eine klare Entwarnung: "Das Thema wurde medial hochgespielt, da ist aber nichts dran."

"Das gehört sich so"
Bei einem Lokalaugenschein beim Getränkemarkt Fristo in Lindau zeigt sich ein ähnliches Bild. VOL.AT trifft viele Vorarlberger Kunden am Parkplatz an. Die meisten kaufen jedoch dort die Getränke ein, die es in Vorarlberg nicht zu kaufen gibt. Und bringen diese nach eigenen Angaben dort auch wieder zurück.
Denn das gehöre sich schließlich so, ist sich etwa Gabriela Troy aus Lauterach sicher, die in Deutschland Getränke aufgrund des Preises einkauft. "Dort wo ich es hole, dort bringe ich es auch wieder zurück."

Kosten für Benzin rentieren sich nicht
Eine Frau aus Weißensberg kauft in Deutschland ein und bringt dort auch den Pfand zurück, wie sie VOL.AT erzählt. Für sie rentiert sich das nicht, die Flaschen extra über die Grenze zu transportieren: "Ich sehe nicht ein, dass ich in Vorarlberg mehr Pfand zurückbekomme, aber auch mehr Benzin verfahre"."

Zu weit von der Grenze entfernt
Auch für Albert Müller aus Weiler rentiert sich die Fahrt über die Grenze nicht. Er wohnt zu weit von der Grenze entfernt. Er kombiniert Einkäufe in Deutschland mit anderen Terminen und bringt dann die Flaschen wieder zurück, wenn er sowieso über der deutschen Grenze unterwegs ist. Er hat auch noch von keinen anderen aus dem Umkreis Feldkirch gehört, dass sie Pfandtourismus betreiben: "Das ist normal, dass sich das keiner antut."


"Das würde sich nicht rentieren"
Manfred Tschabrun aus Lustenau kauft in Lindau die Getränke ein, die es in Vorarlberg nicht zu kaufen gibt. "Das würde sich nicht rentieren", ist die klare Meinung des 65-Jährigen in Sachen Pfandtourismus.

Kein Pfandtourismus beobachtet
Lohnen würde es sich tatsächlich nur, wenn man die Trickserei in großen Stil betreiben würde, ist sich Fristo-Marktleiter Albert Beaumart sicher. Dann müsse man aber auch einen Supermarkt in Vorarlberg finden, die die Mengen dann auch zurücknehmen. Und diese würden schließlich keine Paletten voll mit leeren Flaschen entgegennehmen.
Der Marktleiter verneint eindeutig einen Pfandtourismus: "Wir können keinen beobachten." Er vermisst keine leeren Flaschen in seinem Getränkemarkt. "Wir haben kein Problem damit. Wir haben immer viel mehr Leergut, als wir verkaufen."

(VOL.AT)
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