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Gewerkschaft: Metaller-KV-Abschluss keine Vorlage für andere Branchen

©APA/Max Slovencik
Der zweijährige Metaller-KV-"Krisenabschluss" unter der Inflation ist für die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida keine Vorlage für andere Branchen.

"Die Krise der Metallindustrie ist nicht die Krise des gesamten Landes", sagte vida-Chef Roman Hebenstreit am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Ein Lohnabschluss unter der Inflation im Verkehrs- und Dienstleistungssektor gefährde Wirtschaftsaufschwung, Sozialstaat und Gemeinden.

Wien. Der Spitzengewerkschafter verwies auf die konjunkturellen Effekte von Kollektivvertragsabschlüssen, vor allem wenn in Niedriglohnbereichen - etwa im Dienstleistungssektor - die Lohnerhöhung wieder komplett in den Konsum fließt. "Löhne sind der Motor für den Aufschwung." Österreichs Wirtschaft war 2023 und 2024 in der längsten Rezession der Nachkriegsgeschichte, für 2025 wird ein minimales Wirtschaftswachstum von 0,0 bis 0,2 Prozent prognostiziert.

vida: Sozialversicherung und Gemeinden spüren niedrige KV-Abschlüsse

Auch Wirtschaftsforscher sehen die Herbstlohnrunde differenziert. Auf andere Branchen könne man den Abschluss der Metaller allerdings nicht eins zu eins übertragen, sagte WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi im Ö1-"Morgenjournal" des ORF-Radios am Dienstag. So seien etwa die Mindestlöhne im Handel deutlich niedriger und die Betroffenheit von der Inflation stärker. Der Lohnabschluss in der Metallindustrie deutlich unter der rollierenden Inflation dürfte nach Ansicht des von Bittschi tausende Arbeitsplätze gerettet haben.

Der vida-Chef warnte vor finanziellen Auswirkungen für die Sozialversicherung und die Gemeinden durch niedrige Lohnabschlüsse, weil dadurch die SV-Beiträge und Kommunalsteuern weniger stark steigen. "Wenn wir hier auf die Bremse steigen, gefährden wir das ganze Land", warnte Hebenstreit.

Metaller-KV-Abschluss bremste Bahn-KV-Verhandlungen

Die Gewerkschaft vida vertritt Beschäftigte in den Bereichen Dienstleistungen (u.a. Handel/Lagerwesen, Frisiersalons, Kosmetik, Fußpflege), Eisenbahn, Gebäudemanagement, Gesundheit, Luft- und Schiffverkehr, Soziale Dienste und Straße.

Am Montag starteten neben der Metaller-Lohnrunde auch die KV-Verhandlungen für die 55.000 Beschäftigten bei den österreichischen Eisenbahnen. Die Verhandlungen hätten konstruktiv begonnen, aber nach dem Bekanntwerden des Metaller-KV-Abschlusses deutlich unter der rollierenden Inflation sei die Stimmung auf Arbeitgeberseite umgeschwenkt, sagte der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, Gerhard Tauchner, bei der Pressekonferenz. Man sei "ziemlich entsetzt", was am Montag passiert sei, weil man bei Vorgesprächen mit dem KV-Abschluss "fast fertig gewesen" sei. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 1. Oktober angesetzt.

(APA)

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