Insgesamt nahm die Polizei am Samstag 628 Ägypter aus dem Kreis der islamischen Moslembruderschaft fest, wie die Gruppe mitteilte. In vielen Orten, in denen Kandidaten der Moslembruderschaft gute Chancen eingeräumt wurden, schränkte die Polizei den Zugang zu den Wahllokalen ein.
Unabhängigen Beobachtern zufolge ging die Gewalt sowohl von Anhängern der Nationaldemokratischen Partei (NDP) von Präsident Hosni Mubarak als auch von der Bruderschaft aus. Die Moslembruderschaft ist wegen des Verbots religiöser Parteien im Land nicht als Partei anerkannt, hatte zuletzt aber unabhängige Kandidaten ins Parlament gebracht.
In der Ortschaft Hajatim im Nil-Delta griffen mit Macheten bewaffnete Männer nach Angaben von Augenzeugen Wahlhelfer der Bruderschaft vor Wahllokalen an und schüchterten Wähler ein. Schon am Morgen hätten in der Stadt 20 Männer, die mit Gewehren, Schwertern und Messern bewaffnet gewesen seien, in die Luft gefeuert und Bewohner attackiert. Erst danach sei die Polizei erschienen.
In der ebenfalls im Nildelta gelegenen Stadt Benha warfen nach Angaben von Wahlbeobachtern Mitglieder der Bruderschaft mit Steinen, prügelten auf Wähler ein und demolierten Autos. Die Polizei habe danach einige Wahllokale geschlossen.
Das ägyptische Parlament wird in mehreren Etappen gewählt. Die dritte und letzte Phase der Wahlen beginnt am 1. Dezember im Süden und im Sinai. Die endgültigen Ergebnisse dürften erst Mitte Dezember feststehen. Beobachter gehen davon aus, dass sich an den Machtverhältnissen nichts ändern wird. Unter wachsendem internationalen Druck hatte Mubarak aber eine Öffnung des Systems zugelassen, die vor vier Jahren noch unterdrückt worden war.
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