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Gewalt in Indien dauert an

Im indischen Unionsstaat Gujarat nehmen die religiös motivierten Unruhen kein Ende. Die Ausschreitungen kosteten in den vergangenen sechs Tagen 544 Menschen das Leben.

Aus zahlreichen Städten wurden neue Übergriffe auf Muslime gemeldet, Schulen blieben geschlossen, einige Ortschaften verhängten ein Ausgehverbot. Die Ausschreitungen kosteten in den vergangenen sechs Tagen 544 Menschen das Leben.

In Danta im Norden von Gujarat schoss die Polizei auf eine Gruppe von etwa 100 Hindus, die versuchte, Häuser von Muslimen in Brand zu stecken. Dabei wurden zwei der Angreifer getötet, wie ein Polizeisprecher erklärte. In den Ortschaften Halad und Dantha seien sechs Menschen ums Leben gekommen, sagte der Sprecher weiter. Einzelheiten wollte er nicht nennen. Nach offiziellen Angaben vom Montag nahmen die Behörden 2.852 Menschen fest, darunter 27 in Zusammenhang mit einem Brandanschlag auf Hindus vom vergangenen Mittwoch.

Viele Moslems wagten angesichts der randalierenden Hindus nicht, ihre Häuser zu verlassen. Sie sandten über Mobiltelefone Textbotschaften an Verwandte und Freunde. „Brauche Milch und Gemüse. Habe nichts zu essen für die Kinder“, lautete eine der Botschaften von Kamaluddin Lakhani, der sich in seiner Wohnung versteckte. Sein Freund antwortete, auch er habe kein Geld und kein Benzin.

Der indische Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee hatte in einer Fernsehansprache an Hindus und Muslime appelliert, die blutigen Ausschreitungen zu beenden. Er rief zu Frieden und Zurückhaltung auf. Die religiös motivierte Gewalt sei eine Schande für die Nation, sagte Vajpayee.

Auslöser der Gewalt war ein Brandanschlag von Muslimen auf einen Zug, bei dem am Mittwoch 58 Hindus umkamen. Viele der Todesopfer gehörten dem nationalistischen Weltrat der Hindus (VHP) an und waren auf dem Rückweg von einer religiösen Veranstaltung in Ayodhya. Dort wollen radikale Hindus einen Tempel über einer ehemaligen Moschee errichten. Schon vor zehn Jahren war es deshalb zu blutigen Ausschreitungen mit 2.000 Toten gekommen.

Am Freitag griff die Gewalt weiter um sich und erreichte auch den Nachbarstaat Uttar Pradesh. Dort wurden bei Unruhen drei Menschen getötet, etwa 2.000 Soldaten kontrollierten in Aligarh am Montag ein Ausgehverbot.

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