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Gesundheitstourismus: Vorarlberg nutzt sein Potenzial nicht

In Punkto Medizin- und Gesundheitstourismus gibt es in Vorarlberg unausgeschöpftes Potenzial.
In Punkto Medizin- und Gesundheitstourismus gibt es in Vorarlberg unausgeschöpftes Potenzial. ©Bilderbox
Schwarzach – Gesundheitsbetriebe in Vorarlberg sind sich einig: Vorarlberg nutzt sein Potenzial im Gesundheits- und Medizintourismus viel zu wenig. Ein gemeinsames Werbekonzept und stärkere Vernetzung unter den Betrieben könnten Abhilfe leisten.

Markus Felbermayer ist Eigentümer des Vital-Zentrums Felbermayer in Gaschurn. Von seinen Gästen reisen rund 60 Prozent aus dem Ausland an, um sich in seinem Haus verwöhnen zu lassen. Felbermayer setzt dabei vor allem auf den Gesundheitsaspekt: Von der kalorienarmen Ernährung über Massagen, Akupunktur und allerlei Aktivitäten in der freien Natur hat man alles im Angebot, was das Wohlbefinden der Gäste befördert. Dennoch glaubt Felbermayer, dass noch viel zu tun ist in Vorarlberg. Denn noch setze man im Tourismus zu stark auf den Bereich Kultur, und vernachlässige das Potenzial der Gesundheitsbranche.

Gemeinsames Werbekonzept für Vorarlberg?

Was Felbermayer sich wünschen würde, wäre ein gemeinsames Konzept, das Vorarlberg als Gesundheitsregion bewirbt. Solche Konzepte gibt es bereits in unseren Nachbarländern: Sowohl die Schweiz als auch Bayern setzten in den letzten Jahre vermehrt auf den Gesundheitstourismus. In Vorarlberg hat man diese Entwicklung hingegen ein wenig verschlafen.

Wolfgang Juri kann der Idee eines gemeinsamen Werbekonzepts durchaus etwas abgewinnen. Juri ist Fachgruppengeschäftsführer für Gesundheitsbetriebe bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Mit konkreten Zahlen zum Gesundheitstourismus in Vorarlberg kann er nicht aufwarten. Im Bereich Wellness sei das Ländle aber sehr stark, versichert er.  Insbesondere Schweizer würden die niedrigeren Preise hierzulande schätzen. Ein gemeinsames Vorgehen hält er auch deswegen für interessant, weil „sicher interessant wäre zu wissen, was wo angeboten wird“. Denn meist mache man sich erst darüber Gedanken, wenn längst „der Hut brennt“, will heißen: wenn die Gesundheit schon längst auf der Strecke geblieben ist.

Stärkere Vernetzung gewünscht

Peter Girardi, Fachgruppenobmann der Vorarlberger Gesundheitsbetriebe bei der Wirtschaftskammer Vorarlberg und Geschäftsführer der SMO-Neurologische Rehabilitation GmbH, legt indes großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Gesundheitstourismus und medizinischem Tourismus. Im  rein medizinischen Bereich gebe es nämlich so gut wie keinen Tourismus, weil die öffentliche Hand in den meisten europäischen Staaten nur für Behandlungen im eigenen Land aufkomme. Das trifft auch sein Unternehmen: Von den jährlich gut 1,400 Reha-Patienten stammen lediglich etwa 50 nicht aus Österreich. Wo Girardi hingegen ein großes ungenütztes Potenzial sieht, ist in der Bündelung touristischer und gesundheitlicher Dienstleistungen. Die Hotels in Vorarlberg stünden abseits der Saison fast leer. Das könnte man nutzen, meint Girardi. Denn punkten könne man vor allem mit der Kombination hochwertiger gastronomischer und medizinischer Dienstleistung, die das Ländle zu bieten habe.

Nikolaus Rhomberg leitet gemeinsam mit seinem Vater das Unfallsanatorium Dr. Rhomberg in Lech. Der Ausländeranteil unter seinen Patienten liegt bei 60 bis 70 Prozent. Die meisten davon kommen zu ihm, weil sie sich im Skiurlaub verletzt haben. Während des Sommers ginge es bei ihm aber „eher gemütlich“ zu, weshalb er sich eine bessere Vermarktung und Vernetzungen der Gesundheitsbetriebe in Vorarlberg wünschen würde. Gut vorstellen könnten er sich insbesondere die Zusammenarbeit mit einem Hotel: Das Hotelpersonal könnte sich dann um das klassische touristische Angebot kümmern, während er und sein Team medizinische Dienstleistungen zur Verfügung stellen könnten. Die notwendigen Kapazitäten dafür habe er durchaus, so Rhomberg.

Reha-Großkliniken auch in Vorarlberg?

Gespalten sind die Inhaber von Gesundheitsbetrieben hingegen in der Frage, ob Reha-Großkliniken wie im Osten Österreichs auch in Vorarlberg eine Chance hätten. Während sich Rhomberg durchaus vorstellen kann, dass es dafür im Ländle einen Markt gäbe, lehnt Peter Girardi die Idee ab. Das Plus von Vorarlberg liege gerade in den vielen regionalen Nuancen. Das zu nutzen, hält er für sinnvoller, als irgendwo eine Reha-Großklinik aus dem Boden zu stampfen. Unterstützung erhält er von Markus Felbermayer. Der Kur- und Reha-Tourismus sei vor allem in Ostösterreich beheimatet. Dieses Klientel nach Vorarlberg zu bekommen, hält er für unwahrscheinlich – und die Nachfrage bei uns sie einfach nicht groß genug.  

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