In der Debatte selbst lagen die Parteien hinsichtlich einer Modellregion zur Gesamtschule nah beieinander. Das Land hat in seiner Forschungsinitiative zur Gemeinsamen Schule umfangreiches Datenmaterial zusammengetragen. Im November 2013 nahmen rund 19.500 Lehrer, Eltern und Schüler an einer Befragung teil. 1,8 Millionen Einzeldaten zum Ist-Zustand der Schule und zu Weiterentwicklungs- und Änderungswünschen wurden gesammelt und aufbereitet. Im Projekt setzten sich Expertengruppen unter anderem mit rechtlichen und organisatorischen Fragen sowie pädagogischen Konzepten einer Gesamtschule der Zehn- bis 14-Jährigen auseinander.
In ihrem Regierungsübereinkommen haben sich Vorarlberger ÖVP und Grüne im Herbst 2014 darauf verständigt, zunächst das Projektende abzuwarten. Anschließend soll aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen ein “Vorschlag für einen regionalen Schulversuch ‘Gemeinsame Schule'” entwickelt werden, wie es im Regierungsprogramm heißt.
Mennel: “Keine Schnellschüsse”
Mennel sprach am Mittwoch von einem “in Breite und Tiefe einzigartigen Projekt”, an dem 30 Fachleute zweieinhalb Jahre gearbeitet hätten. Sie bekenne sich zur Weiterentwicklung der Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, Schnellschüsse werde es aber keine geben. Gleichzeitig stellte sie fest, dass diese Weiterentwicklung “kein finanzielles Nullsummenspiel” sein werde. Da sei auch der Bund gefordert.
SPÖ-Bildungssprecherin Gabriele Sprickler-Faschlunger appellierte an die ÖVP, eine Modellregion für ganz Vorarlberg zu schaffen. “Sie haben die Chance, Bildungsgeschichte in Österreich zu schreiben”, stellte sie fest. Mit dem Einlenken von ÖVP-Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner – er hatte beim ÖVP-Landesparteitag am vergangenen Samstag erklärt, einer Modellregion nicht im Weg stehen zu wollen – “hat sich die Tür einen Spaltbreit geöffnet”, so die Abgeordnete. Allerdings brauche es dazu auch eine Änderung des Schulorganisationsgesetzes, wonach die Schulstandorte über einen solchen Versuch abstimmen dürften. “Sonst warten wir noch 30 Jahre”, sagte SPÖ-Chef Michael Ritsch.
Grüne orten historische Chance
Ebenfalls eine historische Chance sah Daniel Zadra (Grüne), der wie Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) den 22. Mai abwarten wollte, um dann mit den Ergebnissen weiterarbeiten zu können. Christoph Waibel (FPÖ) dauerte dies zu lange. “Wir haben uns in Vorarlberg bereits auf einen Schulversuch zur Gemeinsamen Schule verständigt, das braucht man nicht hinauszuschieben”, betonte er. Martina Pointner (NEOS) unterstrich die Notwendigkeit einer weitgehenden Autonomie für die Schulen.
Einig zeigten sich die Parteien darüber, dass eine Weiterentwicklung stattfinden müsse. Die Situation beim Wechsel von der Volksschule ins Gymnasium/Neue Mittelschule sei ungerecht, unbefriedigend und untauglich. Ebenso Konsens gab es darüber, dass ein Systemwechsel viele Jahre dauern werde.
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