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Gerüchte um Elefantenbaby-Folterung

Im Tiergarten Schönbrunn soll das zweijährige Elefantenbaby „Mongu“ brutal gefoltert und „eingebrochen“ - also der Wille gebrochen - werden.

Der Österreichische Tierschutzverein (ÖTV) erhebt schwerwiegende Vorwürfe, dass im Wiener Traditionstiergarten Schönbrunn das zweijährige Elefantenbaby „Mongu“ gefoltert wird. Um diese Anschuldigungen zu untermauern, wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz anonym zugespieltes, belastendes Videomaterial gezeigt. Für Erich Goschler, Präsident des ÖTV, liegt ein eindeutiger Fall von Tierquälerei vor, weshalb Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und dem Veterinäramt erstattet wurde. Der Tiergarten Schönbrunn erwägt ebenfalls rechtliche Schritte.

Auf dem Videomaterial ist zu sehen, wie acht Männer das Elefantenbaby gewaltsam von seiner Mutter Tonga losreißen und mit einem Seil fixieren. In Folge wird „Mongu“ von den Pflegern immer wieder umgerissen, wobei der spitze Elefantenhaken zum Einsatz kommt, mit dem das Tier schließlich auch auf den Kopf geschlagen wird. Goschler mutmaßt, dass dem Tierbaby mit diesen Maßnahmen der Wille gebrochen werden soll, damit es nicht erneut zu einem Zwischenfall wie mit Elefant „Abu“ kommen kann, der zu Beginn des Jahres einen Pfleger getötet hatte.

Markerschütternde Schreie

Goschler ging auch davon aus, dass dieses brutale Ritual kein Einzelfall war, da die Pfleger routiniert vorgingen und von den markerschütternden Schreien des Tieres relativ unberührt blieben. Weiters war auf dem Video zu sehen, wie die Elefantenkinder „Mongu“ und „Abu“ nachts separiert und quasi in „Einzelhaft“, so Goschler, schliefen. Eine Separierung der jungen Dickhäuter in diesem Alter komme jedoch ebenfalls Tierquälerei gleich. Der ÖTV forderte daher den Rücktritt von Schönbrunn-Direktor Helmut Pechlaner und Vizedirektor Harald Schwammer sowie die Kontrolle der Tiergärten durch eine unabhängige Untersuchungskommission.

Schwammer, der das Video zunächst noch nicht zu sehen bekommen hatte, wies die Vorwürfe entschieden zurück: „Das Schlagen von Tieren ist bei uns absolut verboten. Der Einsatz von Elefantenhaken ist lediglich zur Zurechtweisung erlaubt.“ Ebenfalls dementierte Schwammer, dass „Mongu“ nachts von ihrer Mutter separiert würde – „dafür wäre sie noch viel zu jung“. Das Training mit der zweijährigen Elefantenkuh habe erst kürzlich begonnen. Sie müsse lernen, bei der täglichen Pflegeroutine mitzumachen – dazu gehöre auch, dass sie sich auf Anweisung der Pfleger hinlegt.

“Fixierungen sind notwendig”

Dass bei diesem Training acht Männer anwesend sind und das Tier von der Mutter getrennt und fixiert wird, sei notwendig, so Schwammer. Allerdings werde der Elefant beim Training immer wieder auch belohnt, diese Szenen – so mutmaßte er – wurden auf dem Undercovervideo entfernt. Der Tiergarten lud alle Journalisten ein, sich am Mittwoch um 15.00 Uhr bei der Arbeit mit den Elefantenbullen von deren Wohlergehen zu überzeugen.

Reaktionen auf die Vorwürfe kamen auch von Seiten der Politik. Brigid Weinzinger, Tierschutzsprecherin der Grünen, kritisierte in einer Aussendung: „Diese brutalen ’Erziehungsmaßnahmen’ sind ein klarer Verstoß gegen Paragraf 5 des Bundestierschutzgesetzes.“ Die Leiden des Elefantenbabys seien in keiner Weise gerechtfertigt, weil eine derartige ’Elefantendressur’ längst nicht mehr dem Stand der Zeit entspreche, so Weinzinger. Mittelfristig forderte die Grünen-Politikerin ebenso wie der ÖTV einen Ausstieg aus der Elefantenhaltung in Zoos, da eine artgerechte Haltung in keiner Weise gewährleistet werden kann.

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