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Genügend Beweise für Prozess

Die italienische Justiz will spätestens in sechs Monaten einen Prozess gegen die in die mutmaßliche Doping-Affäre involvierten Personen eröffnen. Pressestimmen | Zitate

Der Anwalt von Ex-Trainer Walter Mayer droht dem IOC-Präsidenten Jacques Rogge mit einer Klage. Und die ÖSV-Funktionäre Markus Gandler und Klaus Leistner werden in Sestriere zur Stunde von der italienischen Polizei und Staatsanwälten einvernommen. Das hat bisher Tag sieben der österreichischen Doping-Affäre bei den Olympischen Spielen gebracht.

Weiter Warten heißt es hingegen auf die Resultate der im Zuge der Razzia am Samstag an zehn Langläufern und Biathleten vorgenommenen Dopingtests. Freitagmittag sorgte eine ZDF-Meldung, wonach die Ergebnisse vorliegen und negativ ausgefallen sind, kurze Zeit für Verwirrung. Das Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und das Österreichische Olympischen Komitee (ÖOC) dementierten auf APA-Anfrage umgehend. Laut IOC liegen die Testergebnisse noch nicht vor.

Faktum war hingegen eine Vorladung von ÖSV-Sportdirektor Gandler und ÖSV-Geschäftsführer Leistner, sie werden derzeit in der Polizeikaserne in Sestriere befragt. Dazu waren die Staatsanwälte Vito Destito aus Pinerolo sowie Gianfranco Colace e Sara Panelli aus Turin angereist. Vor den ÖSV-Funktionären sind auch Küchenpersonal des Langläufer-Hauses sowie Hans Vierthaler, ein Freund Walter Mayers, einvernommen worden.

Ciro Santoriello, der stellvertretende Staatsanwalt von Pinerolo, hat in einem Interview mit der Sportzeitung „L’Equipe“ mitgeteilt, dass das Verfahren gegen die involvierten Personen „sehr rasch, in fünf oder sechs Monaten“ beginnen werde. Die italienischen Behörden haben gegen Walter Mayer wegen des Verstoßes gegen das italienische Anti-Doping-Gesetz bereits Ermittlungen eingeleitet.

Aus Justizkreisen wurde bekannt, dass auch gegen einen namentlich nicht genannten Athleten Ermittlungen eingeleitet werden. Es soll sich um jenen Sportler handeln, der im Zuge der Polizei-Razzia verdächtiges Material in einem Sack aus seinem Zimmerfenster geworfen hatte. Bei Verstößen gegen das Anti-Dopinggesetz, das auch den Gebrauch von Dopingsubstanzen durch Athleten bestraft, drohen in Italien bis zu drei Jahre Haft.

Die Ermittler wollen nun auch die Bankkonten des vom ÖSV entlassenen Trainers Mayer während dessen Aufenthalts in Italien überprüfen und kontrollieren, ob Mayer die Kosten des Aufenthalts selbst getragen hat oder ob diese vom ÖSV übernommen worden sind.

Santoriello sprach außerdem von „seltsamem Verhalten“ österreichischer Sportler während der Polizei-Operation, von Funden von Salbutamol (“95 Prozent der österreichischen Langläufer sind Asthmatiker“) und von „auffälligem Wassertrinken“, das der „Verwässerung der Dopingproben“ dienen könne. Dies wurde in italienischen Zeitungen als Grund für mögliche negative Test-Ergebnisse genannt.

ÖSV-Teamarzt Peter Baumgartl erklärte gegenüber der APA, dass sechs ÖSV-Mitglieder des Olympia-Teams wegen Asthma berechtigt seien, Sprays zu verwenden. Die Möglichkeit einer „Verwässerung“ von Doping-Proben durch Trinken großer Mengen schließt Günther Gmeiner, der Leiter des von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) akkreditierten Anti-Doping-Labors in Seibersdorf, aus. Wenn der Urin eine geringe Dichte aufweise, werde eben eine größere Menge untersucht, sagte Gmeiner gegenüber der APA.

Mit einer Klage gegen IOC-Präsident Jacques Rogge droht Herwig Hasslacher. Der Anwalt von Walter Mayer fordert namens seines Mandanten von Rogge, dieser müsse den Vorwurf, Mayer sei der Doping-Organisator, öffentlich zurückzunehmen und sich entschuldigen. Rogges Aussage – „Für mich ist Walter Mayer jener Mann, der das Doping organisiert“ – stelle für Mayer eine „Herabwürdigung in der öffentlichen Meinung“ dar und bedeute für ihn zudem gravierende finanzielle Nachteile.

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