Gent cancelt Konzert wegen israelischem Maestro Lahav Shani
Kulturstaatsminister: "Schande für Europa"
In Deutschland zeigt man sich von der Absage entsetzt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) spricht von einer "Schande für Europa", Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) von einem Antisemitismus-Skandal, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, von einem der "krassesten Beispiele des aktuellen Judenhasses". Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, verurteilte die Entscheidung des Musikfestivals scharf und forderte Widerspruch: "Ich halte die Absage unter der genannten Begründung für einen ganz und gar unsäglichen und zutiefst antisemitischen Vorgang."
Das Flanders Festival Ghent hatte die kurzfristige Absage des Konzerts wie folgt begründet: "Lahav Shani hat sich in der Vergangenheit mehrfach für Frieden und Versöhnung ausgesprochen, aber im Lichte seiner Rolle als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestras sind wir nicht in der Lage, für die nötige Klarheit über seine Haltung dem genozidalen Regime in Tel Aviv gegenüber zu sorgen."
"Aufgrund der Unmenschlichkeit der aktuellen Situation und der emotionalen Reaktionen auch in unserer Gesellschaft wollen wir das Konzert nicht stattfinden lassen", schreibt das Festival auf seiner Homepage. "Wir haben uns entschieden, die Ruhe unseres Festivals zu wahren und das Konzerterlebnis für Besucher und Musiker zu schützen."
Shani wird Nachfolger von Gergijew
Der 36 Jahre alte Shani ist seit 2020 als Nachfolger von Zubin Mehta Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra. Im Februar 2023 ernannten die Münchner Philharmoniker ihn zu ihrem neuen Chefdirigenten, sein Amt soll er im September 2026 antreten. Shani wird damit Nachfolger des Russen Waleri Gergijew. Dieser war entlassen worden, weil er sich aus Sicht des Münchner Stadtrats nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine nicht hinreichend von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, als dessen Freund er gilt, distanziert hatte.
"Wenn es nicht so traurig wäre, könnte der ganzen Situation eine gewisse Ironie abgewonnen werden", sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, der dpa zu Shani und seinem Vorgänger. "Ich denke, der aktuelle Fall zeigt ganz klar, dass mehr Differenzierung zwischen Kunst und Politik erforderlich ist."
(S E R V I C E - ; )
(APA/dpa)
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