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Gegen starke Wechselkursschwankungen

Im Streit um die Dollarschwäche haben sich die Finanzminister der sieben führenden Industriestaaten (G-7) bei ihrem Treffen in Florida am Wochenende auf einen Kompromiss verständigt.

Die Sorge über “übermäßige Kursschwankungen“ wurde in die Abschlusserklärung von Boca Raton aufgenommen, ohne dass die USA jedoch aufgefordert wurden, etwas gegen die Talfahrt des Dollars zu unternehmen. Wie von Washington gewünscht, äußerten die Minister außerdem ihre Unterstützung für eine größere Flexibilität auf den Währungsmärkten.

Die sieben führenden Industriestaaten forderten weiters das hoch verschuldete Argentinien mit ungewöhnlicher Deutlichkeit zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit seinen Gläubigern und zur Erfüllung seiner finanzpolitischen Verpflichtungen auf. “(Wir) sind zu dem Entschluss gekommen, dass es furchtbar wichtig ist, dass Argentinien seinen Verpflichtungen gegenüber dem IWF nachkommt und die Reformen vorantreibt, zu denen es sich verpflichtet hat“, sagte US-Finanzminister John Snow am Samstag beim G-7-Treffen. Die Forderungen von Seiten des Internationalen Währungsfonds (IWF) seien, dass sich das Land guten Willens mit seinen Gläubigern auseinander setze, fügte Snow hinzu. Argentinien versicherte, es wolle seine Vereinbarungen einhalten.

Snow bekräftigte zum Abschluss der G-7-Gespräche den finanzpolitischen Kurs der US-Regierung. Die Talfahrt der US-Währung war das beherrschende Thema des Ministertreffens. Ein schwacher Dollar begünstigt die US-Exporte und könnte somit zum Abbau des beträchtlichen Außenhandelsdefizits beitragen. Mehrere europäische Finanzminister kritisierten dagegen, dass der niedrige Dollarkurs die Exportchancen und damit auch die Wachstumsperspektiven der EU-Länder behindert. Snow erläuterte den Plan seiner Regierung zur Halbierung des Haushaltsdefizits von heute 4,5 auf zwei Prozent den Bruttoinlandsprodukts (BIP) in fünf Jahren.

Mit der unerwartet deutlichen Formulierung setzten sich die Europäer durch, die angesichts der Dollarschwäche und des starken Euro Schaden für ihre Exportwirtschaft fürchten. Der Dollar hat in den vergangenen zwei Jahren rund 29 Prozent an Wert verloren. US- Finanzminister Snow spielte das Thema Wechselkurse dagegen herunter. US-Unternehmen profitieren vom starken Dollar, was Arbeitsplätze schafft und der Regierung vor allem im Wahljahr willkommen ist.

„Entscheidend ist, dass wir uns einig sind“, sagte der deutsche Finanzminister Hans Eichel. Diese Einigkeit und die formulierte Grundposition stellten einen Wert dar, den auch die Finanzmärkte zur Kenntnis nehmen würden. Snow sagte, die Erklärung spreche für sich. Die G-7-Minister verwiesen zudem auf erheblich verbesserte Wachtumsbedingungen weltweit. Die Chancen überträfen die Risiken inzwischen klar.

Diese Formulierung zur Flexibilität zielt nach Angaben aus G-7-Kreisen auf wichtige Währungen in Asien, die an den Dollar gekoppelt sind, wie die chinesische. Dies sei in der beim G-7-Finanzministertreffen im September 2003 in Dubai in der damaligen Erklärung nicht ausreichend klar geworden, sagte Frankreichs Finanzminister Francis Mer. Der Dollar-Kursverfall hatte sich seit Dubai erheblich beschleunigt. Japan, das den Kursanstieg des Yen weiter mit milliardenschweren Dollar-Käufen bremsen will, fühlt sich von der Flexibilitätsaussage nicht angesprochen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, der sich zufrieden zur G-7-Erklärung äußerte, sagte, die betroffenen Länder mit unflexiblen Wechselkursen würden sich schon wiedererkennen.

Der G-7 gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada an.

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