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Gefechte in Libyen: Zweiter Treibstofftank mitten in Tripolis brennt

Brennende Öltanks: Der libyschen Hauptstadt Tripolis droht eine Katastrophe.
Brennende Öltanks: Der libyschen Hauptstadt Tripolis droht eine Katastrophe. ©EPA
Tripolis. Bei dem Großfeuer in der libyschen Hauptstadt hat ein zweiter Treibstofftank Feuer gefangen. Die Lage sei nach Regierungsangaben "sehr gefährlich", nachdem am Sonntagabend eine Raffinerie von einer Rakete getroffen wurde.
Die Feuerwehren versuchen seit Sonntag vergeblich, den Brand in einem Treibstofflager zu löschen, nachdem dieses bei Kämpfen zwischen Milizen von einer Rakete getroffen worden war.

Lage offiziell außer Kontrolle

Tripolis droht demnach eine Katastrophe. Die Feuerwehr bekomme den Brand nicht in den Griff, weitere Öl- und Gastanks könnten explodieren, sagte am Montag ein Sprecher des staatlichen Ölkonzerns NOC. Es fehlt an Löschwasser. Die Behörden forderten Löschflugzeuge aus dem Ausland an und riefen Anrainer im Umkreis von drei Kilometern zur Flucht auf.

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Vor dem Hintergrund anhaltender Kämpfe zwischen verfeindeten Milizen wurde ein sechs Millionen Liter fassende Treibstofftank am Sonntagabend von einer Rakete getroffen. Am Montag geriet schließlich ein weiterer Tank in Brand.

Da angrenzende Tanks mit insgesamt mehr als 90 Millionen Litern Fassungsvermögen sowie ein Erdgasspeicher ebenfalls Feuer fangen könnten, droht eine gewaltige Explosion. Diese könne in einem Umkreis von bis zu fünf Kilometern schwere Schäden anrichten. Das Energieministerium rief alle Anrainer dazu auf, sofort aus dem Gebiet zu flüchten.

Feuerwehr fehlt Löschwasser

 

Dem NOC-Sprecher zufolge gelang es der Feuerwehr auch nach Stunden nicht, dem Feuer mit Löschwasser beizukommen. “Die Wasservorräte gingen schließlich zu Ende, und sie mussten sich entfernen”, sagte al-Hrari am Montag. Nach Regierungsangaben boten mehrere Länder an, Löschflugzeuge zu entsenden. Nach Einschätzung von NOC droht eine “Katastrophe für Mensch und Umwelt”, sollte das Feuer nicht gelöscht werden.

Libysche Milizen bekämpfen sich

Die Treibstoffbehälter befinden sich entlang der Straße zum internationalen Flughafen von Tripolis, die im Kampfgebiet rivalisierender Milizen liegt. Diese liefern sich seit zwei Wochen Gefechte um den Flughafen. Dabei wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Samstag 97 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt. Die Gefechte dauerten am Montag an, aus dem Zentrum von Tripolis waren Explosionen zu hören.

Auch in der östlichen Metropole Benghazi herrschen Chaos und Gewalt. Bei Gefechten zwischen Regierungskräften und islamistischen Milizen wurden am Wochenende laut Armee und Rettungskräften 28 Menschen getötet. Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ist Libyen nicht zur Ruhe gekommen. Rivalisierende Milizen kämpfen um die Vorherrschaft und Kontrolle über verschiedene Städte, Landesregionen oder Einnahmequellen. Dennoch ist selbst die Regierung zum Teil auf die Hilfe der Milizen angewiesen, weil es keine funktionierenden Sicherheitskräfte gibt.

Ausländer verlassen Libyen

Nachdem eine Reihe von westlichen Staaten wie Deutschland, die USA und Frankreich, ihre Staatsbürger zum Verlassen des nordafrikanischen Landes aufgefordert hatten, veröffentlichten immer mehr Regierungen ähnliche Aufrufe. Kairo appellierte an hunderttausende ägyptische Gastarbeiter in Libyen, die umkämpften Zonen Tripolis und Benghazi zu verlassen. Das libysche Gesundheitsministerium warnt vor Folgen für die medizinische Versorgung, nachdem die Regierung der Philippinen die rund 3000 philippinischen Ärzte und Krankenpfleger aufrief, aus dem Land zu flüchten.

Österreich zieht Botschafter ab

Nach Deutschland ließ am Montag auch Österreich seine Diplomaten aus der Botschaft in Tripolis evakuieren. Es gehe darum, so rasch wie möglich das Land zu verlassen. Die Botschaft werde zunächst von Tunesien aus ihre Aufgabe wahrnehmen. Aufgrund der prekären Sicherheitslage in Libyen sei der Schritt notwendig geworden.

Reisewarnung für Libyen

Eine Reisewarnung habe es bereits zuletzt gegeben. Nun gebe es auch die Aufforderung an alle Österreicher, das Land umgehend zu verlassen, betonte das Außenministerium. (APA)

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