Wächter fanden den Mann aus Saudi-Arabien am Mittwoch (Ortszeit) leblos in seiner Zelle, wie die US-Armee mitteilte. Der Mann habe nicht mehr geatmet; ein Arzt habe ihn für tot erklärt, nachdem alle lebensrettenden Maßnahmen unternommen worden seien. Der Gefangene habe offenbar Selbstmord verübt.
Den Angaben zufolge ist eine Ermittlung im Gange. Es wäre der vierte Freitod eines Häftlings seit Bestehen des Gefangenenlagers. Menschenrechtler werfen der US-Regierung vor, für den Tod des Saudiarabers verantwortlich zu sein.
Laut der Erklärung der Armee soll ein Berater dafür sorgen, dass der Tote seiner Religion und Kultur entsprechend bestattet wird. Forderungen, das umstrittene Lager zu schließen, erteilte die Armee eine Absage. Die Inhaftierung und Vernehmung von Gefangenen in Guantanamo sei unerlässlich für die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten und erfolge professionell und menschlich.
Die US-Menschenrechtsgruppe Zentrum für Verfassungsrechte (CCR), die sich für Gefangene einsetzt, die ohne Anklage festgehalten werden, schrieb der US-Regierung die Schuld an dem Tod des Mannes zu. Die Armee halte Gefangene in Einzelhaft und verweigere ihnen psychologische Untersuchungen, erklärte die Gruppe. Die Justiz trage zur Verzweiflung der Häftlinge bei, indem sie weder ihre Fälle bearbeite noch ihren Zustand überwache. Mitschuld habe auch der Kongress, der das Grundrecht auf Haftprüfung nicht wiederherstelle.
Im Juni vergangenen Jahres hatten sich bereits zwei Saudiaraber und ein Jemenit in Guantanamo erhängt. US-Regierungsvertreter bezeichneten die Selbstmorde damals als asymmetrische Kriegsführung und gute PR-Aktion und lösten damit weltweit Empörung aus. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen gab es zudem Dutzende von Selbstmordversuchen von Guantanamo-Häftlingen.
Die Vereinigten Staaten nahmen das Lager wenige Monate nach den Anschlägen von 11. September 2001 im Rahmen ihres Krieges gegen den Terrorismus in Betrieb. Rund 800 mutmaßliche feindliche Kämpfer wurden seither in Guantanamo inhaftiert. Derzeit halten die USA etwa 380 Menschen gefangen – ohne sie als Kriegsgefangene anzuerkennen und ohne richterlichen Beschluss. Die Häftlinge bekommen keine ordentlichen Gerichtsverfahren und haben meist nicht einmal Kontakt zu Anwälten.
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