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Gefangen am Wiener Riesenrad - Feuerwehr übte für Notfall

Panische Touristen auf dem Riesenrad im Wiener Prater in schwindelerregender Höhe und unzählige Schaulustige - Mit einer Echtzeit-Übung hat sich die Wiener Feuerwehr am Donnerstag in den frühen Morgenstunden auf solch ein Szenario vorbereitet.

Ein Spezialtrupp kletterte mit Karabinern und Seilen auf die Spitze des Stahlrads und seilte Personen aus rund 60 Meter Höhe ab. Mittels Drehleiter und Teleskopmasthebebühne wurden die restlichen Passagiere – Mitglieder des Feuerwehrnachwuchses – geborgen. In eineinhalb Stunden erreichten alle Personen wohlbehalten den Boden.

Ein technisches Gebrechen sorgte laut Übungsszenario für den plötzlichen Stillstand. Bei Regenwetter, Wolkendecke und um 8.00 Uhr in der Früh ließ sich nur Erahnen, was für ein Ausmaß ein realer Einsatz annehmen würde: Binnen sechs Minuten waren die Einsatzkräfte mit 20 Mann und fünf Wagen an Ort und Stelle, sechs Minuten später hing der erster Feuerwehr-Kletterer in den Seilen und 21 Minuten danach war der erste Passagier geborgen. Insgesamt 24 Burschen und ein Mädchen wurden stellvertretend für ein voll besetztes Riesenrad aus unterschiedlichen Positionen geborgen.

Den spektakulärsten Anblick bot die im Zuge der in Österreich abgehaltenen Fußball-EM 2008 gegründete Höhenrettungsgruppe. Zehn Mann der Spezialeinheit erkletterten den “Berg aus Stahl” mit Karabinern und Seilen wie einen Gebirgsgipfel, nach knapp einer halben Stunde hatte sich der erste rund ein Drittel des Rades bis zur obersten Gondel hinaufgehantelt. Als realen Einsatz hätten die Spezialisten mit Bergsteiger-Ausbildung vor kurzen Fensterputzer aus dem Inneren des Millenium Towers in Wien-Brigittenau aus 20 Metern Höhe gerettet, nachdem der Putz-Aufzug war ausgefallen, erzählte der stellvertretende Branddirektor Martin Heinisch.

Tapferer als “gewöhnliche” Passagiere zeigten sich die in luftiger Höhe eingesperrten Feuerwehranwärter. “60 Meter – das hab ich gar nicht gemerkt beim Abseilen”, meinte der 32-jährige Thomas wenige Minuten nach dem Transport zu Boden. “Das Schwierigste war das Aussteigen aus der Gondel. Wenn man sich einmal im Abseilgeschirr befindet, ist das wie in einem Karussellsitz.”

Angst vor einer Fahrt mit dem Riesenrad muss niemand haben: Dass ein Räumungsszenario Realität wird ist laut Feuerwehr äußerst unwahrscheinlich. “Solange wir auf der Welt sind, kann ich mich nicht erinnern, dass wir so einen Fall je gehabt hätten. Es hat 1944 einen Brand gegeben bei einer Hochschaubahn, der auf die Gondeln übergegriffen hat”, so Heinisch über bisherige Einsätze. Das 1897 errichtete Wahrzeichen hat darüber hinaus eine Vorrichtung mit der das Stahl-Rad im Notfall händisch bewegt werden kann.

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