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Gebrüder Weiss: Asien im Visier

Lauterach - Der internationale Vorarlberger Transport- und Logistikkonzern Gebrüder Weiss (GW) hat im Vorjahr weiter kräftig expandiert - neue Netzwerke in Thailand, Indien und Mexiko geplant.

Wie Unternehmenschef Wolfgang Niessner am Dienstag in einer Pressekonferenz erklärte, stieg der Umsatz nach vorläufigen Zahlen 2006 um rund 10 Prozent auf 870 Mio. Euro, bei einem stabilen Cash-Flow von über 50 Mio. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 3.700 auf 4.050. In Österreich alleine entstanden 240 neue Arbeitsplätze. Das Unternehmen will sein weltweites Netz nun noch stärker ausbauen als geplant. Den Gang an den Kapitalmarkt schloss Niessner aber aus.

Ein 150 Mio. Euro schweres Investitionsprogramm läuft heuer unter anderem mit dem Bau eines neuen Speditionsterminals in Basel und der Erweiterung der Logistikterminals im deutschen Memmingen und in Pöchlarn aus. In den nächsten Jahren will Gebrüder Weiss jetzt weitere 100 Mio. Euro für die Erweiterung des Netzes in Mittel- und Osteuropa ausgeben. Konkrete Akquisitionspläne gibt es in Rumänien. Außerdem will das Unternehmen heuer noch Grundstücke in Bulgarien, der Slowakei, in Tschechien, Serbien, Slowenien und Kroatien kaufen und die im Vorjahr übernommene slowakische Spedition M&G mit den eigenen Aktivitäten in zwei neuen Speditionsterminals in Senec (Wartberg) und in der Mittelslowakei zusammenführen, erklärte Finanzvorstand Wolfram Senger-Weiss.

Darüber hinaus will Gebrüder Weiss auch in Übersee mit eigenen Büros, zugemieteten Lagerstätten und möglichen Firmenübernahmen wachsen. In den nächsten Monaten plant der Konzern die Eröffnung eines eigenen Logistiknetzwerks in Thailand. In China, wo das Unternehmen bereits über 15 Standorte verfügt, will es in den bestehenden Zielregionen neue Märkte erschließen. Von Singapur aus ist die Expansion in Malaysia und Indonesien geplant. In Indien, wo die Spedition bisher über Partner vertreten ist, soll bis Ende 2008 ein eigenes Netzwerk entstehen. Auch der Standort Dubai, laut dem zuständigen Vorstand Heinz Senger-Weiss „der eigentliche Star“ im Netzwerk, soll weiter wachsen. Und schließlich will das Unternehmen auch in Nordamerika sein Netz weiter ausbauen. In den USA sollen bis 2010 zu den bestehenden sieben weitere drei bis vier Standorte dazukommen und nach dem Einstieg in Kanada 2006 will das Unternehmen auch noch in Mexiko eine eigen Marktpräsenz aufbauen.

Finanzieren lasse sich das alles aus dem Cash-Flow und sonstigen Finanzierungsquellen abseits des Kapitalmarktes, versicherte Heinz Senger-Weiss. Weder für die Ausgabe einer Anleihe, noch für einen Börsegang bestehe eine Notwendigkeit. Die Eigenkapitalquote des Unternehmen liegt derzeit bei knapp 50 Prozent. Auch an einen Verkauf des Unternehmens an einen Konkurrenten denkt die Spedition nicht. „Wir werden alles tun, um unsere Eigenständigkeit zu bewahren“, betonte Niessner.

Zunehmend Konkurrenz bekommt Gebrüder Weiss von der österreichischen Post – früher Partner beim Geschäftspaket-Dienst dpd, wo die Spedition seit dem Ausstieg der Post 2005 größter Einzeleigentümer ist. Im Vorjahr hat die Post den Speziallogistiker Trans-o-Flex gekauft, der vor allem bei Pharma und Consumer-Elektronik stark ist. Außerdem baut die Post einen eigenen Geschäftspaket-Dienst auf. Die Konkurrenz sei aber „verdaubar“, sagte Gebrüder-Weiss-Paketvorstand Peter Kloiber. Das Unternehmen hat im Vorjahr 33 Millionen Geschäftspakete transportiert, 8,6 Prozent mehr als noch 2005 und dabei 117 Mio. Euro umgesetzt. Weil immer mehr Geschäftspakete an Privatkunden gehen, will dpd sein Netz von derzeit 25 Paket-Abholshops weiter ausweiten. Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern laufen.

Ausgeweitet hat die Spedition ihre Bahnverbindungen. Im Vorjahr hat das Unternehmen eine zweimal wöchentliche Güterzug-Verbindung von Vorarlberg nach Hamburg gestartet. Mittlerweile verkehren die Züge sechsmal in der Woche nach Hamburg und Bremen. Damit erspart sich die Spedition 5.000 bis 8.000 Lkw pro Jahr. Mit dem ÖBB betreiben Gebrüder Weiss außerdem seit dem Vorjahr zwischen Wien, Tirol und Vorarlberg einen eigenen Zug für einen großen Lebensmittelhändler. Dadurch habe man weitere 6.000 Lkw im Jahr auf die Schiene verlagert, sagte Niessner.

Zu seinen Gewinnen machte das Unternehmen keine Angaben. Nur so viel: zunehmende Sicherheitsauflagen, hohe Straßenmauten, strengere Vorschriften bei den Arbeitszeitregelungen und knappe Frachtkapazitäten hätten die Kosten kräftig steigen lassen. Erst nach und nach könnten diese an die Kunden weiter gegeben werden. Die dynamische Umsatzentwicklung habe sich deshalb nicht im Gewinn widergespiegelt. Die Rendite sei aber nach wie vor in Ordnung.

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