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Gazprom legt Route fest

Der russische Gasriese Gazprom peilt die Fertigstellung der Pipeline South Stream bis Ende 2015 an.

Noch heuer will Gazprom endgültig die Route der Gasleitung festlegen. South Stream soll nach Angaben von Gazprom-Chef Alexej Miller voraussichtlich 8,6 Mrd. Euro kosten, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti vom internationalen Treffen über das Projekt im russischen Schwarzmeer-Kurort Sotschi am vergangenen Freitag. Bisher waren die Baukosten für South Stream mit 10 Mrd. Euro beziffert worden.

Gazprom hat am Freitag in Sotschi mit seinen Partnern aus Bulgarien, Griechenland und Serbien ein Abkommen zur Umsetzung des Projekts South Stream unterzeichnet. Mit dem italienischen Energieversorger Eni kam ein zweites Protokoll zum Memorandum of Understanding zustande, in dem weitere Schritte zur Realisierung des Projekts festgehalten wurden. So einigte man sich etwa auch darauf, die Durchsatzkapazität der Leitung von 31 Milliarden auf 63 Milliarden Kubikmeter im Jahr aufzustocken.

Das Projekt umsetzen will Gazprom gemeinsam mit der italienischen Eni. Es gilt als Konkurrenzprojekt zur unter Federführung der OMV geplanten Nabucco-Pipeline, die im Kaspischen Raum neue Gasquellen für Mitteleuropa erschließen soll. South Stream soll russisches Gas unter dem Schwarzen Meer nach Südosteuropa bringen, wobei man die Ukraine umgehen will.

Die endgültige Machbarkeitsstudie für das Projekt solle am 1. Juli 2010 auf den Tisch gelegt werden. Die Inbetriebnahme der Pipeline sei für den 31. Dezember 2015 geplant, zuvor war die Inbetriebnahme 2013 geplant. “Aber alle Seiten werden sich bemühen, die Leitung so schnell wie möglich fertigzustellen”, betonte der Gazprom-Chef. Probleme mit der Versorgung der Pipeline mit Gas wird es Miller zufolge nicht geben.

Das Abkommen zwischen Gazprom und den europäischen Partnern stieß auch beim russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auf Zustimmung: Die erzielten Übereinkünfte seien “für ganz Europa wichtig, weil eine vernünftige Entwicklung ohne Festigung der Energiesicherheit und ohne Abkommen über die Lieferung von Energieträgern undenkbar ist.”

Unterdessen spürt der russische Gasriese die Wirtschafts- und Gaskrise bei den Umsätzen: Im 1. Quartal fielen die Gasausfuhren um 29,7 Prozent auf 49,3 Milliarden Kubikmeter. Europäische Kunden nahmen 29,1 Milliarden Kubikmeter Gas ab, 38 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die traditionellen Großabnehmer Deutschland und Italien halbierten ihre Einkäufe auf 6,09 Mrd. bzw. 3,3 Mrd. Kubikmeter Gas. Die einzigen Länder mit steigenden Gasimporten waren Polen (+19 Prozent auf 2,47 Mrd. Kubikmeter) und Großbritannien (+100 Prozent auf 2,31 Mrd. Kubikmeter).

Für 2009 rechnet Gazprom mit deutlichen Rückgängen bei den Exporteinnahmen – von etwa 47 Mrd. US-Dollar (34,8 Mrd. Euro) im Vorjahr auf 18,8 bis 25,6 Mrd. Dollar in diesem Jahr. Die Gasausfuhren nach Europa dürften von 179 Mrd. auf 170 Mrd. Kubikmeter schrumpfen. Demnach wird auch die Gasgewinnung um etwa ein Zehntel zurückgehen.

2009 wollen die russischen Gaskonzerne insgesamt zwischen 620 Mrd. und 644 Mrd. Kubikmeter Gas fördern. Die Gasausfuhren werden sich voraussichtlich auf 190 Mrd. bis 196 Mrd. Kubikmeter belaufen.

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