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Gaza: Palästinenser feiern Israels Abzug

Auf den Trümmern von Neve Dekalim, der ehemaligen "Hauptstadt" der jüdischen Siedler im Gaza-Sstreifen, haben am Mittwoch tausende Palästinenser den israelischen Abzug gefeiert.

Sie folgten einem Aufruf der radikalen Palästinensergruppen Hamas und Islamischer Jihad und der Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas. Nach drei Tagen uneingeschränkten Grenzübergangs zwischen dem Gaza-Streifen und Ägypten haben Beamte in Rafah eingeräumt, dass riesige Mengen Waffen und Munition in den Gaza-Streifen geschmuggelt worden seien. Die palästinensische Regierung kündigte einen neuen Vorstoß zur freiwilligen Entwaffnung an.

Hamas und Fatah, die normalerweise tief verfeindet sind, vergaßen anlässlich der Feier vorübergehend ihren Streit: Der Hamas-Anführer Mahmoud Sahar und der Generalsekretär der Autonomiebehörde, Tayeb Abdel Rahim, saßen Seite an Seite. „Die, die heute hier versammelt sind, sollen wissen, dass sie dies unseren Waffen, dem Widerstand der Hamas und dem Blut unserer Märtyrer zu verdanken haben“, sagte Sahar, dessen Bewegung für die meisten anti-israelischen Attentate während der fünfjährigen Intifada verantwortlich gemacht wird. Die Hamas werde ihre Waffen nicht niederlegen.

Sahar reagierte auf Äußerungen von Abbas, der am Dienstag eine strengere Sicherheitspolitik im Gaza-Streifen angekündigt und betont hatte, die Palästinenserführung werde „die Gesetzlosigkeit, das Waffenchaos und die Entführungen ab sofort nicht mehr hinnehmen“. Hamas und Islamischer Jihad wollen den bewaffneten Kampf fortsetzen, um auch Israels Abzug aus dem Westjordanland und Jerusalem zu erzwingen.

Ein Waffenhändler erklärte, wegen des blühenden Schmuggels über die geöffnete Grenze seien die Schwarzmarktpreise für Gewehre, Pistolen und Munition in den letzten Tagen drastisch gefallen. Palästinenser hätten sich zumeist bei Beduinen und Bauern auf der ägyptischen Seite mit Waffen eingedeckt.

Der palästinensische Ministerpräsident Ahmed Korei kündigte eine baldige Reise nach Ägypten an, um Möglichkeiten der künftigen Grenzüberwachung zu erörtern. Israel hat bei Ägypten inzwischen eine formelle Beschwerde über die mangelnden Kontrollen ein. Auf dem Weg zum UNO-Gipfel in New York forderte Ministerpräsident Ariel Sharon ferner die palästinensische Autonomiebehörde auf, das „Chaos im Gazastreifen“ zu stoppen. Palästinenser hatten dort in den letzten Tagen die geräumten jüdischen Siedlungen ausgeplündert und leer stehende Synagogen angezündet.

Eine offizielle Feier zur Übernahme des Gaza-Streifens erwies sich für die Autonomiebehörde als Fiasko. Es nahmen nur etwa 1.000 Palästinenser daran teil, darunter einige Bewaffnete, die in die Luft feuerten. Abbas hatte seinen Besuch wegen der sich abzeichnenden niedrigen Teilnehmerzahl kurzfristig abgesagt. Im Gegensatz dazu hatte die Hamas am Vorabend mehrere zehntausend Menschen zu ihrer größten Kundgebung aller Zeiten im Gaza-Streifen angezogen.

Der oberste Berater von Abbas, Rafik Husseini, erklärte, von der kommenden Woche an würden zunächst die Kämpfer der Fatah allmählich in die Streitkräfte integriert und somit unter Regierungskontrolle gebracht. Unmittelbar nach der Parlamentswahl im Jänner sollten dann alle im Parlament vertretenen Gruppierungen aufgefordert werden, ihre Milizen in den palästinensischen Gebieten aufzulösen. Informationsminister Nabil Shaath bekräftigte allerdings, dass eine Entwaffnung nur auf freiwilliger Basis erfolgen werde.

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