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Gaza-Hilfsflottille erreicht Hochrisikozone

Flotte rückt immer näher an Gaza
Flotte rückt immer näher an Gaza ©APA/AFP
Die internationale Hilfsmission für Gaza, die Global Sumud Flottille, hat am Mittwoch gemeldet, dass sich mehreren ihrer Boote nicht identifizierte Schiffe genähert hätten - einige davon ohne Navigationslichter. Wie die Organisatoren auf Telegram mitteilten, hätten die unbekannten Boote das Gebiet inzwischen wieder verlassen. Die Teilnehmer der Flottille hätten vorsorglich Sicherheitsprotokolle aktiviert, um auf eine mögliche Abfangaktion vorbereitet zu sein.

Die Leitung der Mission berichtete Mittwochfrüh außerdem von zunehmender Drohnenaktivität über den Booten. "Wir haben nun die Hochrisikozone erreicht - jenes Gebiet, in dem frühere Flottillen angegriffen und/oder abgefangen wurden", teilte die Organisation über Telegram mit. Die Boote befinden sich 145 Seemeilen von Gaza entfernt. Außerdem sei "eines unserer Führungsschiffe, die Alma", mehrere Minuten lang aggressiv von einem israelischen Kriegsschiff umkreist worden, teilte die Mission in einer Aussendung weiter mit.

Gemeinsamer Appell von Italien und Griechenland an Israel

Italien und Griechenland richteten unterdessen einen Appell an Israel. "Italien und Griechenland verfolgen aufmerksam die Entwicklungen rund um die Global Sumud Flottille und appellieren an die israelischen Behörden, die Sicherheit und Unversehrtheit der Teilnehmer zu gewährleisten sowie konsularischen Schutz zu ermöglichen", erklärten die Außenminister Italiens und Griechenlands, Antonio Tajani und Giorgos Gerapetritis, in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die Aktivisten der Flottille wurden aufgerufen, das Angebot des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem anzunehmen, die Hilfsgüter - als Zeichen der Solidarität mit den Kindern, Frauen und Männern in Gaza - sicher zu übergeben.

"Dank der diplomatischen Initiative des US-Präsidenten Donald J. Trump besteht erstmals eine reale Möglichkeit, diesem brutalen Konflikt und dem Leid der palästinensischen Bevölkerung ein Ende zu setzen - auch durch vollständigen humanitären Zugang. Italien und Griechenland bekräftigen die Notwendigkeit eines humanitären Zugangs nach Gaza und fordern, rasch einen Waffenstillstand zu erreichen. In dieser besonders heiklen Phase gilt es, von Handlungen abzusehen, die von jenen instrumentalisiert werden könnten, die den Frieden weiterhin ablehnen", so die beiden Außenminister.

Meloni befürchtet Konfrontation mit Israel

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni rief inzwischen die Leiter der Flottille Dienstagabend eindringlich dazu auf, ihre Mission umgehend zu beenden. Ein Festhalten an einer Konfrontation mit Israel könne das derzeitige "fragile Gleichgewicht" gefährden, das laut Meloni die Grundlage für einen möglichen Frieden auf Basis des von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Plans bilden könnte. "Ich befürchte, dass der Versuch der Flottille, die israelische Seeblockade zu durchbrechen, einen Vorwand dafür liefern könnte. Auch deshalb bin ich der Meinung, dass die Flottille jetzt aufhören sollte", betonte Meloni.

Die Marinefregatte "Alpino" steht den italienischen Aktivisten zur Verfügung, die die Boote der Gaza-Hilfsflotte verlassen möchten. Dies könne unter Einhaltung internationaler Vorschriften und Sicherheitsmaßnahmen erfolgen, teilte der Generalstab der Marine mit. Die Fregatte werde nicht weiter in Richtung Gazastreifen vorrücken, um eine mögliche Konfrontation mit Israel zu vermeiden. Bereits zehn der 58 Italiener an Bord der Boote haben sich laut den Organisatoren der Hilfsmission entschieden, die Flottille zu verlassen.

Die "Alpino" befindet sich derzeit 150 Seemeilen vor der Küste Gazas. Auch Spanien und die Türkei haben Schiffe entsendet, um ihre Staatsangehörigen an Bord der Flottille zu unterstützen. Die Türkei erklärte indes, sie überwache die Sicherheit der in Richtung Gaza fahrenden Flottille und sei bei Bedarf bereit, mit ihren Streitkräften Rettungsmaßnahmen und humanitäre Hilfe zu leisten - in Koordination mit internationalen Partnern.

Italienischer Verteidigungsminister besorgt

Verteidigungsminister Guido Crosetto richtete am Dienstag einen letzten Appell an die Organisatoren der "Global Sumud Flottille" und forderte sie auf, einen alternativen Weg zu wählen, anstatt zu versuchen, die israelische Seeblockade zu durchbrechen. Crosetto verwies auf die Vorschläge des Patriarchats der katholischen Kirche, das in den vergangenen Tagen alternative Wege zur Hilfeleistung für Gaza aufgezeigt hatte.

An Bord der Flottille befinden sich rund 300 Personen auf etwa 50 Booten. Die Mitglieder der Mission stammen aus 44 Ländern, darunter auch Österreich. Zur Flottille gehören rund 50 Italiener, darunter zwei Parlamentarier und zwei EU-Abgeordnete.

Israelische Marine will Aktivisten an Bord von Schiff nehmen

Die israelische Marine bereitet sich darauf vor, auf hoher See die Kontrolle über die Flottille zu übernehmen. An dem Einsatz beteiligt, ist auch die Spezialeinheit Shayetet 13, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA, die sich auf israelische Militär-Quellen bezieht. Die Marine plane, die Aktivisten auf ein größeres Marineschiff zu bringen und die Boote in den Hafen von Ashdod zu schleppen. Israel habe nicht die Absicht, der Flottille das Einfahren in die Gewässer des Gazastreifens zu erlauben, hieß es.

(APA)

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