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Gaza: Extremistenführer getötet

Bei der Explosion seines Wagens ist ein palästinensischer Extremistenführer am Freitag in Gaza getötet worden, wie Krankenhausmitarbeiter berichteten.

Nach dem Selbstmordanschlag eines palästinensischen Extremisten vor einer israelischen Siedlung im nördlichen Westjordanland ist am Freitag bei der Explosion seines Wagens ein für zahlreiche Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gemachter Führer der „Volkswiderstandskomitees“ in Gaza getötet worden. Augenzeugen sprachen von einem israelischen Luftangriff auf Abu Yussef Abu Kuka. Der palästinensische Ministerpräsident Ismail Haniyeh hat den USA und der Europäischen Union im Londoner „Guardian“ Rassismus gegen sein Volk und Doppelmoral vorgeworfen.

Die israelische Luftwaffe hatte ihre Angriffe auf den Gaza-Streifen am Morgen ausgeweitet und nach Angaben eines Militärsprechers insgesamt 15 Ziele unter Beschuss genommen. So genannten gezielten Tötungen durch die israelische Armee waren 2004 die Hamas-Führer Scheich Ahmed Yassin und Abdelaziz Rantisi zum Opfer gefallen. „Hinrichtungen“ ohne Gerichtsverfahren untersagt der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte, den Israel ratifiziert hat. Das humanitäre Völkerrecht verbietet, Unbewaffnete militärisch gezielt anzugreifen. Israels Verteidigungsminister Shaul Mofaz hatte auch eine „gezielte Tötung“ des neuen palästinensischen Hamas-Regierungschefs Haniyeh nicht ausgeschlossen. Premier Ehud Olmert hatte ihm jedoch widersprochen. Mofaz ordnete inzwischen nach Angaben aus Sicherheitskreisen an, gezielte Angriffe auf Aktivisten der terroristischen Organisation „Islamischer Heiliger Krieg“ (Jihad Islami) zu verstärken.

Zum jüngsten Anschlag eines Selbstmordattentäters vor einer israelischen Siedlung im Westjordanland hat der neue palästinensische Informationsminister Yussef Rezqa in Gaza erklärt, die fortdauernde israelische Okkupation zwinge die Palästinenser, „sich zu verteidigen“. „Die Besetzung ist die Ursache dieses Typs von Märtyreroperationen“, sagte der Hamas-Minister. „Das Problem ist nicht, sie zu verurteilen oder zu unterstützen. Die Okkupation zwingt uns zur Verteidigung“.

„Wir suchen nicht den Kampf, nicht das Blut, wir wollen niemanden überfallen, wir wollen in Frieden und Harmonie leben“, sagte der Minister. Ein palästinensischer Selbstmordattentäter hatte sich vor einer israelischen Siedlung in einem Auto in die Luft gesprengt und vier Menschen mit in den Tod gerissen. Der Anschlag, zu dem sich die Fatah-nahen „Al-Aksa-Märtyrerbrigaden“ bekannt haben, ereignete sich am späten Donnerstagabend am Eingang von Kedumim im nördlichen Westjordanland. Nach Angaben der israelischen Polizei hatten die Opfer den als ultra-orthodoxen Juden verkleideten Täter allem Anschein nach in ihrem eigenen Auto befördert. Israelische Soldaten haben am Freitagmorgen acht verdächtige Palästinenser festgenommen. Unter den Festgenommenen sei auch der Bruder des Attentäters aus einem Dorf bei Hebron, berichtete der israelische Rundfunk.

Haniyeh schrieb in seinem „Guardian“-Gastbeitrag, seit dem Wahlsieg der Hamas im Jänner hätten die westlichen Ländern die radikale islamische Organisation mit Forderungen überschüttet, ohne jedoch ähnliche Forderungen an Israel zu stellen. Dabei sei der „Unilateralismus“ des neuen israelischen Regierungschefs Ehud Olmert „eine Anleitung zum Konflikt“. Nicht palästinensische Gruppierungen seien das Problem im Nahost-Konflikt, sondern dass Israel den Palästinensern „die grundlegenden Menschenrechte“ verwehre. Die Palästinenser hätten „die rassistische Sicht des Westens auf den Nahost-Konflikt satt, in dem wir als minderwertig angesehen werden“.

Hamas kündigt Untersuchung an

Die palästinensische Hamas-Regierung will die Hintergründe der Explosion im Gazastreifen untersuchen, durch die am Freitag ein hochrangiger Extremisten-Kommandant getötet wurde. Er habe Innenminister Saeed Seyam einen entsprechenden Auftrag erteilt, sagte Ministerpräsident Ismail Haniyeh der Nachrichtenagentur Reuters. Zugleich rief er die Palästinenser zur Beruhigung der Lage auf.

Nach der Explosion hatten sich Anhänger des Kommandanten Abu Yussef Abu Kuka und palästinensische Sicherheitskräfte Gefechte geliefert. Dabei wurden Sanitätern zufolge zwei Palästinenser getötet.

Der Kommandant gehörte dem Komitee des Volkswiderstandes an, einer Dachorganisation von Extremisten-Gruppen im Gazastreifen, die für zahlreiche Raketenangriffe auf Israel verantwortlich sind. Die Organisation machte Israel für die Explosion verantwortlich. Die israelische Armee erklärte, sie habe nichts damit zu tun. Anhänger des Komitees warfen dann palästinensischen Sicherheitskräften vor, durch Zusammenarbeit mit Israel in den Vorfall verwickelt zu sein. Anschließend kam es zu einer Serie von Schusswechseln zwischen den Gruppen.

Abu Kuka starb nach dem Tod von vier Israelis bei einem palästinensischen Selbstmordanschlag im Westjordanland. Er sei zu Fuß auf dem Weg zu einer Moschee in Gaza gewesen, als ein geparktes Auto in seiner Nähe explodiert sei, sagte ein Sprecher der Volkswiderstandskomitees, Abu Abir.

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