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Visa-Schwindel: Ganzes Dorf im Nildelta heiratete Bulgarinnen

Die Frauen erhielten von den Hintermännern 500 Euro sowie den Freiflug nach Kairo.
Die Frauen erhielten von den Hintermännern 500 Euro sowie den Freiflug nach Kairo. ©Ali jarekji
Ein "ganzes" Dorf im Nildelta heiratete Bulgarinnen: Allein in einem Monat haben 18 Männer aus Garbia, 50 Kilometer nordöstlich von Kairo gelegen, Roma-Frauen angeblich das Ja-Wort gegeben. So stellten es die Paare zumindest bei der bulgarischen Botschaft in Kairo dar, wo die "frisch vermählten" Ägypter in Begleitung ihrer Bräute Visa-Anträge stellten. Hinter den "Hochzeiten" steckten Menschenhändler, berichtete die bulgarische Tageszeitung "24 Tschassa" (24 Stunden) am Montag.

Ein Grund für die Vermählungen, die – wenn überhaupt – nach muslimischer Tradition vor einem Mullah und drei Zeugen vollzogen wurden, sind die EU-Staatsbürgerschaften der Frauen, die bei den Behörden als Ehepartner der Ägypter auftraten. Dafür erhielten sie von den Hintermännern 500 Euro sowie den Freiflug nach Kairo, ergaben die Recherchen der Zeitung.

Behörden wurden stutzig

Im vergangenen Monat haben 30 Ägypter Visa-Anträge in der bulgarischen Botschaft in Kairo gestellt. Als Begründung wurde eben Eheschließung angeführt. Als sich die Ansuchen aus ein und dem selben Dorf häuften, wurde die Behörde argwöhnisch.

Muslimische Hochzeiten können leicht geschieden werden. Es reicht schon die “Absage” des Mannes, schreibt “24 Tschassa”. Botschaftsangestellte wurden Ohrenzeugen, wie vor dem Schalter gestritten wurde, welche Frau sich als Braut welchen Mannes ausgeben sollte. Letzten Endes wurden die Paare nach dem Alter bestimmt. Das bulgarische Innenministerium und die staatliche Agentur für Nationale Sicherheit wurden mittlerweile in die Ermittlungen einbezogen.

Visa-Schwindel auch bei ungarischer Botschaft

Diplomaten in Kairo meldeten eine Reihe von ähnlichen Anträgen in der ungarischen Botschaft. Als Grund bei zahlreichen Visa-Ansuchen wurde dort eine Kur aus gesundheitlichen Gründen angeführt. Die Diagnosen waren alle von einem einzigen Arzte aus einem Dorf nahe Ausan erstellt worden.

Laut “24 Stunden” stecken hinter dem Schwindel ein Bulgare und ein Libyer als Drahtzieher. Letzterer war vor einem Jahr bekannt geworden, als er an der Besetzung der libyschen Botschaft in Sofia mitwirkte und dabei ein Bild von Muammar Gaddafi von der Wand nahm und öffentlich zerstörte.

(APA)

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