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Furcht vor Kollaps britischer Banken

Laut einem Medienbericht verhandeln britische Großbanken mit dem Staat über Finanzspritzen. An der Börse heizt das die Gerüchteküche kräftig an.  Merkel für abgestimmtes Vorgehen 

Europaweit brechen Bankaktien einmal mehr ein. Gerüchte über Liquiditätsengpässe britischer Banken schicken die europäischen Börsen erneut auf Talfahrt.
Die Aktien großer britischer Banken wie Barclays und Lloyds TSB brechen um mehr als zehn Prozent ein. Die Titel der Royal Bank of Scotland verlieren gar ein Drittel an Wert.
In Frankfurt verlieren Commerzbank-Titel zwölf Prozent, die Deutsche Bank rutscht um elf Prozent ab. Händler begründen den Einbruch mit einem Bericht auf der Internet-Seite der “BBC”.
Demnach hat die Royal Bank of Scotland gemeinsam mit Lloyds TSB, HBOS und Barclyas mit der britischen Regierung über eine Finanzspritze gesprochen.
“Dass bei solchen Maßnahmen die Aktionäre hinten runter fallen können, hat der Fall Northern Rock bereits hinreichend bewiesen”, begründet ein Marktteilnehmer die Flucht aus den Papieren.
Barclays dementierte den BBC-Bericht allerdings: „Wir haben kein Kapital von der britischen Regierung gefordert“, sagte ein Sprecher der Bank. Die RBS lehnte einen Kommentar bei einem Investorentreffen ab. Lloyds äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.

Am Markt gehen die Gerüchte so weit, dass die Royal Bank of Scotland (RBS) verstaatlicht werden könnte; Lloyds TSB und Barclays hätten demnach Liquiditätsschwierigkeiten, berichteten Händler.
Sollten sich die Spekulationen als wahr erweisen, würde das gesamte europäische Bankensystem ins Wanken geraten. Vorsicht ist angesichts der Spekulationen allerdings geboten.
Aktuell kursieren am Markt auch Gerüchte, dass die Deutsche Bank eine neue Kapitalerhöhung planen soll. In Finanzkreisen wurden diese Spekulationen zunächst aber als “Unsinn” zurückgewiesen.

Die Unsicherheit für den Sektor und damit die Börsen insgesamt erhöhen Meldungen gleichwohl. Belastend wirken sich auch die überraschend schon gestern vorgelegten Quartalszahlen der Bank of America. Die größte US-Bank hatte zwei Wochen früher als erwartet mitgeteilt, dass ihr Gewinn im dritten Quartal um 68 Prozent auf 1,18 Milliarden Dollar geschrumpft ist. Vor allem die gestiegenen Kreditkosten für die Übernahme von Countrywide Financial, des einst größten unabhängigen Hypothekengebers des Landes, und der Chicagoer LaSalle-Bank schmälerten den Gewinn.
Das Institut, das bisher als einer der Profiteure der Finanzkrise galt und neben Countrywide zuletzt auch die Investmentbank Merrill Lynch übernommen hatte, halbierte als Konsequenz die Dividende und kündigte an, sich zehn Milliarden Dollar zusätzliches Kapital beschaffen zu wollen.

Weiterer Grund für die Bankenschwäche ist der drohenden Bankenzusammenbruch in Island. Die isländischen Finanzinstitute halten Beteiligungen an Banken und Versicherungen in ganz Europa. “Das einzige was dem Markt jetzt noch Stabilität und Vertrauen zurückgeben kann, ist eine zeitweise Verstaatlichung – bei der Hypo Real Estate führt kein Weg mehr an dieser Option vorbei”, sagte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. “Mit wem werden wohl in Zukunft Geschäfte abgewickelt, wenn die Wahl zwischen Banken mit Staatsgarantie und Banken ohne diese Absicherung besteht”.
Das wichtigste sei nun, dass Ruhe in den Pfandbriefmarkt gebracht werde, und dies so schnell wie möglich. Derzeit bekomme der Staat die Banken zu einem sehr günstigen Preis. Wenn nach einer gewissen Zeit dann Ruhe eingekehrt sei, könne das Engagement mit Gewinn verkauft werden. Quelle: Handelsblatt

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