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Funkenfeuer in Vorarlberg

Der Brauch rund um den Funkensonntag.

Der Funkensonntag hat im Ländle einen hohen Stellenwert. Feuerbräuche gibt es schon seit ewigen Zeiten, aber den Funken, wie wir ihn feiern, gibt es maximal 150 Jahre und ist somit ein relativ junger Brauch.

Der älteste Beleg für den Feuerbrauch am Funkensonntag stammt aus einem lateinischen Brandbericht des Benediktinerklosters Lorsch im Jahre 1090. Laut Bericht wurde der Brand des Klosters durch eine brennende Holzscheibe entfacht, die Burschen am Abend geworfen hatten. Weitere Berichte aus dem 15., 16., und 17. Jahrhundert belegen die Verbreitung des Brauches. Die Verbrennung einer Hexenpuppe auf dem Funken ist aber erst im 19. Jahrhundert in Anlehnung an die Fasnacht entstanden.

Nach dem ersten Weltkrieg hat der Brauch des Funkenabbrennens stark nachgelassen. Wegen des allgemeinen Holzmangels war er sogar einige Jahre verboten.

Zwei große Irrglauben
Es gibt diesen Irrglauben, dass der Funken dazu da ist, den Winter auszutreiben. Das stimmt nicht, denn das Abbrennen des Funkens steht vielmehr in engem Zusammenhang mit der Fasnacht. Es zeigt das Ende der Fasnacht an.

Ein anderer Irrglaube ist, dass die Verbrennung der Hexe ein Rest der schrecklichen Hexenverbrennung der frühen Neuzeit ist. Die Hexe ist eine klassische Figur aus der Fasnacht. Indem man die Hexe verbrennt, wird die Fasnacht verbrannt.

Die Funkenhexe (eine lebensgroße Stoffpupe) wird am Geäst der Funkentanne befestigt. Im Bauch der Hexe befindet sich oft Sprengstoff. Erreichen die Flammen die Hexe, explodiert diese mit einem riesigen Knall. Verbrennt die Hexe aber nicht, dann muss sie anschließend vergraben werden.

Neben dem Fasnachts- ende hatte der Funken eine praktische Funktion: Er diente zur Verbrennung von Abfall. Das Feuer stand in Verbindung mit der Frühjahrsreinigung des Hauses und der Wiesen. Noch heute werden alte Christbäume in den Funken geworfen.

Funken regional begrenzt
Verbreitungsgebiete des Funkenbrauchs sind vor allem der schwäbisch-alemannische Raum (Schwarzwald, Schweiz, Allgäu, Vorarlberg) sowie das Tiroler Oberland. Speziell in Vorarlberg gibt es nach wie vor einen Konkurrenzkampf um den höchsten und längst brennenden Funken. Deshalb gibt es Funkenwächter, die den Funken vor Saboteuren schützen.

“Holepfannsonntag”
Der Funkensonntag, auch Holepfannsonntag, Küachlisonntag oder Alte Fasnacht genannt, ist immer der Sonntag nach dem Aschermittwoch. Wieso das Fasnachtsende aber nicht mehr am Funkensonntag ist, sondern auf den Dienstag vorrückte, ist folgendermaßen zu erklären. Die österliche Fastenzeit dauert 40 Tage. Die aktuelle Fastenzeitregelung wurde auf der Synode von Benevent 1091 beschlossen. Damals wurden die Sonntage vom Fasten ausgenommen. Damit es 40 Fastentage bleiben, rückte der Beginn der Fastenzeit um sechs Tage vor. Dort, wo die Fasnacht noch nach der alten Fastenordnung gefeiert wird, nennt man sie Alt- oder Bauernfasnacht.

Stellenwert im Ländle
Das Funkenabbrennen hat in Vorarlberg wieder an Stellenwert gewonnen und wurde zum klassischen Landesbrauch hoch stilisiert. Mittlerweile führen schon in Wien lebende Vorarlberger den Brauch in der Bundeshauptstadt fort.

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