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Funken 2022 in Hörbranz

Funken in Hörbranz
Funken in Hörbranz ©FC
Funkenfeuer in Hörbranz fallen bis auf voraussichtlich eine Ausnahme ein weiteres Mal aus
Funken in Hörbranz

Wenn der Fasching mit seinen Festen und Feierlichkeiten vorbei sind, steht kurz danach noch einmal ein Brauchtumstermin den Gemeinden auf dem Programm. Am Funkensonntag, der erste Fastensonntag nach Aschermittwoch, werden die aufgebauten Holztürme abgebrannt. Der Funken soll den Winter vertreiben, den Frühling begrüßen und Glück bringen.

Der eigentliche Ursprung dieses Brauchtums ist nicht eindeutig belegt. Bereits 1090 findet sich ein erster Hinweis in einem Brandbericht des Klosters Lorsch. Der Brand im Kloster wurde durch eine brennende Holzscheibe entfacht, die junge Burschen am 21. März entzündet hatten. Andere Überlegungen gingen davon aus, dass es sich beim Funkenabrennen um Überreste eines heidnisch-germanischen Brauchtums zur Vertreibung des Winters handelt. 1798 beschrieb der Landeshistoriker und Priester Josef Thaler in einem Gedicht das Funkenfeuer als Reste aus dem Heidentum, das jedoch zum Lob Gottes und zu sittlicher Hebung durchgeführt worden sein soll.

Auch Franz Josef Fischer spricht im Jahr 1921 unter anderem die Möglichkeit eines heidnischen Ursprungs an: „Die heidnischen Ureinwohner des Landes, die keltischen Rhätier, huldigten wie alle indogermanischen Völker der Verehrung des Lichtes und des Feuers, die von der Sonne ausgehen, sie verehrten den Sonnengott Mithra und Baldur als Spender von Helle und Wärme. Der sieghafte Gott überwindet den Sohn des Nordens, den Winter, mit seinem nächtlichen, grausen Spuk und lässt durch seinen milden Frühlingshauch, in den Alpenländern den Föhn, todbannend und lebendwirkend, die Erde neu grünen und sprossen. Diesem Gotte werden Opfer gebracht, Feuer angezündet, festliche Tänze veranstaltet.“

Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Funkenabbrennen gerade in Vorarlberg zum „Landesbrauch“. Der Vorarlberger Funkenbrauch wurde 2010 in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Die Funken wurden und werden durch Faschings- und eigene Funkenzünfte aufgebaut. Die Funktion des Funkenabbrennens hat sich im Laufe der Zeit stark veränderte. So diente der Funken teilweise der Verbrennung von Unrat, der durch die Frühjahrsreinigung von Haus und Wiese anfiel. Auch heute werden noch die ausgedienten Christbäume verbrannt. Das traditionelle Entzünden einer Strohpuppe auf der Funkenspitze soll sich auf das Ende der Fasnacht beziehen und nichts mit Hexenverbrennungen zu tun haben. Viele Funkenzünfte verbrennen inzwischen geschlechtslose Stoffpuppen, die keine Ähnlichkeit mit einer Frauengestalt haben. Für die meisten steht der Funken als Glücksbringer und Vertreiber des Winters an erster Stelle. Auch die mit Schießpulver gefüllte Figur soll mit ihrem lauten Knall den Winter und den Frost erschrecken und verjagen.

Wurden früher auch in fast allen Hörbranzer Parzellen Funken aufgebaut und angezündet, sind nur noch die Zünfte Berg, Leiblach, Giggelstein und Ruggburg aktiv. Teilweise wird der Funkensonntag auf Samstag vorverlegt. So muss der Holzturm von Samstag auf Sonntag nicht bewacht werden. In vergangen Jahren wurde hin und wieder versucht, die Funken von anderen Parzellen in einem unbeaufsichtigten Moment anzuzünden, was für Unfrieden zwischen den Funkenbauern sorgte. Heute haben die verbliebenen aktiven Hörbranzer Funkenzünfte ein ausgesprochen gutes Verhältnis, man spricht Termine ab und hilft einander. Bei den Funken wird neben der Wärme auch für das leibliche Wohl gesorgt, zu traditionellen Funkenküchle und Glühwein, wird Limo, Bier und Wurst angeboten.

Leider war auch dieses Jahr die Vorbereitungs- und Planungszeit der Funkenbauer von Corona beeinflusst. Anfang 2022 war nicht absehbar ob und in welchem Rahmen der Funkenbrauch in Hörbranz gelebt werden kann. Die engagierten Funkenbauer wollen ihren Besuchern jedes Jahr ein einmaliges Erlebnis im Schein der Flammen bieten, benötigen aber auch dementsprechend Vorlaufzeit, um die Veranstaltungen und den Aufbau organisieren zu können. Da das Ausmaß bzw. die Termine für die Änderungen der Einschränkungen nicht langfristig planbar waren, beschlossen die Parzellen Leiblach, Giggelstein und Ruggburg frühzeitig ihre Absagen. Die Berger Funkenbauer informieren direkt in ihrer Parzelle über ihren möglichen Funkentermin.

Für 2023 hoffen die leidenschaftlichen Funkenmeister, Funkenbauer und Zunftmitglieder aller Parzellen, dass wieder in ganz Hörbranz der Winter mit Funken und zahlreichen Besuchern ausgetrieben werden kann.

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