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Fulminantes Sieg-Comeback Vonns in St. Moritz, Egger Zweite

Grenzenloser Jubel bei Lindsey Vonn nach ihrem Husarenritt zum Sieg
Grenzenloser Jubel bei Lindsey Vonn nach ihrem Husarenritt zum Sieg ©APA/KEYSTONE
US-Skistar Lindsey Vonn hat am Freitag beim alpinen Speed-Weltcupauftakt die Rückkehr auf die Siegerliste gefeiert. Erstmals seit ihrem vor rund einem Jahr gegebenen Comeback gewann die 41-Jährige ein Rennen, und wie. Die erste zweier St. Moritzer Abfahrten entschied sie in einem sonst engen Feld mit 0,98 Sek. Vorsprung auf die Vorarlbergerin Magdalena Egger und 1,16 Sek. vor der Salzburgerin Mirjam Puchner für sich, damit stempelte sie sich schon jetzt zur Olympia-Favoritin.

Die nun sechsfache St.-Moritz-Siegerin Vonn hatte das Mittwoch-Training klar angeführt und war am Donnerstag abgewunken worden, da unmittelbar vor ihr die Schweizerin Michelle Gisin schwer zu Sturz gekommen war. Im Rennen lag Vonn mit Startnummer 16 nach den ersten 40 Fahrsekunden sechs Zehntel hinter Puchner, nichts deutete auf den letztlich gewaltigen Vorsprung hin. Doch im steilen, kurvigen Mittelteil nahm die Olympiasiegerin 2010 der Vizeweltmeisterin mehr als 1,5 Sek. ab, da waren zwei im Schlussstück verlorene Zehntel locker zu verkraften.

Es ist Vonns 44. Sieg in einer Abfahrt und ihr erster Weltcupsieg seit 14. März 2018, als sie in Aare ebenso eine Abfahrt gewonnen hatte. Ein Jahr später trat sie zurück, in der vorolympischen Saison gab sie mit Blick auf Mailand/Cortina ihr Comeback. Höhepunkte da waren die Plätze vier und sechs in St. Anton sowie Position zwei im Super-G beim Saisonfinale in Sun Valley. In der vergangenen Sommer-Vorbereitung holte sie sich Aksel Lund Svindal ins Boot bzw. ins Betreuer-Team, der frühere norwegische Ski-Star habe ihr in vielerlei Perspektiven "die Augen geöffnet".

Vonn von ihrem Vorsprung selbst überrascht

"Ich war überrascht, mit so einem Vorsprung ins Ziel zu kommen", sagte Vonn in einer ersten kurzen ORF-Stellungnahme. Das Donnerstagtraining habe ihr ein bisschen an Energie gekostet. "Ich dachte dann, ich habe zu viele Fehler gemacht, aber die Geschwindigkeit war da, die Sprünge waren so weit." Die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Saison zu Ende fährt, ist nun größer geworden. Das wolle sie nur tun, falls sie eine Kugelchance habe. Sonst soll direkt nach Olympia Schluss sein. Am Samstag (10.45 Uhr, live ORF 1) gibt es schon die nächste Weltcup-Abfahrt.

Zumindest aus österreichischer Sicht ebenso in den Fokus gerückt wie Vonn ist Egger. In ihrer siebenten Weltcup-Abfahrt überraschte die frühere mehrfache Junioren-Weltmeisterin mit Nummer 27, hielt den Rückstand auf Vonn als Einzige unter einer Sekunde. Eggers bisher bestes Ergebnis im Weltcup war Abfahrtsrang 18 heuer im März in Kvitfjell. "Wahnsinn, es ist unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", jubelte die 24-Jährige. "Ich habe genau das umgesetzt, was ich mir vorgenommen, wir uns erarbeitet haben. Es ist wahnsinnig schön, wenn man auf das vertrauen kann."

Puchner hatte die Spitzenposition mit Nummer 14 eingenommen, ehe kurz danach Vonn kam. Vor allem oben im Gleitteil durfte Puchner auf ihre Skier vertrauen. "Ich habe gemerkt, ich habe einen brutalen Trieb. Ich habe auch gemerkt, es geht bei den Sprüngen total weit. Im Ziel war ich mega-happy, als ich den Einser gesehen habe." Und trocken: "Lindsey hat dann noch ein Schäuferl draufgelegt." Cornelia Hütter (+1,42), Comebackerin Nina Ortlieb (+1,68) und Ariane Rädler (+1,74) als Sechste, Zehnte und Elfte rundeten ein starkes ÖSV-Mannschaftsergebnis ab.

Hütter fühlte bei solidem Start Grundspeed

Auch die mit Nummer 12 gestartete Hütter hatte bei der Zieldurchfahrt bei sich die Eins aufleuchten sehen, trotz des Rückfalls resümierte die Steirerin zufrieden. "Ich hatte am Start ein bisschen Fragezeichen. Es taugt mir, dass ich den Grundspeed habe. Im Großen und Ganzen ist es ein solider Start in die Saison." Die aus einer wegen eines Unterschenkelbruchs nötigen Pause zurückgekommene Ortlieb war schon wieder im Angriffsmodus: "In Summe darf und muss ich zufrieden sein. Aber mit einer Sicherheitslinie da und dort reicht es einfach nicht nach ganz vorne."

Punkte für Rot-Weiß-Rot holten auch noch Lena Wechner (20./+2,16) und Christina Ager (27./+2,55). Nadine Fest (+2,94), Victoria Olivier (+3,21), Emily Schöpf (+3,45) und Anna Schilcher (+3,47) landeten auf den Plätzen 37 sowie 42 bis 44. Carmen Spielberger schied aus.

Noch nicht zum Comeback reichte es bei Ricarda Haaser, sie hatte sich im Februar im WM-Super-G das Kreuzband gerissen und ist im Training von St. Moritz nicht zurechtgekommen. "Ich fahre da irgendwo in der Weltgeschichte herum. Mein Knie ist stabil, aber ich finde nicht auf die direkte Linie", ließ die Tirolerin wissen. Möglicherweise ist sie für den Sonntag-Super-G (10.45) ein Thema. Die im Donnerstag-Training schwer gestürzte Schweizerin Michelle Gisin ließ indes nach in Zürich an Halswirbel und Handgelenk erfolgter Operation positive Signale verlauten.

(APA)

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