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Für Durchbruch der E-Mobilität in Österreich noch viel zu tun

©APA/dpa/Sebastian Gollnow
Um der Elektro-Mobilität im Verkehr in Österreich zum Durchbruch zu verhelfen - wie für das Erreichen der EU-Klimaziele nötig -, ist noch viel zu tun. Obwohl der CO2-Ausstoß gerade im Autoverkehr stark gesenkt werden müsste, ist er zuletzt sogar gestiegen.

Selbst wenn alle Neufahrzeuge abgaslos wären, ließe sich die bis 2030 geplante Reduzierung nur halb erreichen, sagten Experten am Mittwoch.

Damit Österreich im Jahr 2030 wie geplant um 36 Prozent weniger Treibhausgase emittiert als 2005, müsste dieser Ausstoß um 14,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent jährlich gesenkt werden, davon allein um 7,2 Mio. t im Verkehr, sagte der für Klima zuständige Sektionschef des Nachhaltigkeitsministeriums, Jürgen Schneider, in einer Verbund-Debatte.

Dabei habe Österreich in den vergangenen 25 Jahren eine Zunahme der Emissionen im Verkehr um mehr als zwei Drittel verzeichnet. Wolle man nun in elf Jahren um knapp ein Drittel reduzieren, gehe es um eine Trendumkehr, “nicht um kleine Schrauben”, an denen man drehen müsse: “Ohne eine massive Elektrifizierung in der Mobilität geht das nicht.”

Das erfordere eine “Schwerpunktverlagerung” auf emissionsarme Fahrzeuge, nicht nur bei Pkw, sondern auch bei Nutzfahrzeugen, meinte Sektionschef Christian Weissenburger vom Verkehrsministerium. Doch selbst wenn nur noch emissionslose Autos neu zugelassen würden, lasse sich bis dahin nicht einmal die Hälfte des Senkungsziels von 7,2 Mio. t erreichen. Es gehe auch um Vermeidung von Lkw-Leerfahrten, Raumordnungsmaßnahmen gegen eine weitere mobilitätsfördernde Zersiedelung, mehr Teleworking, die Verlagerung von der Straße auf die Schiene, Förderung des Öffentlichen Verkehrs sowie das Absolvieren von mehr Wegen per Fahrrad oder zu Fuß. Bund, Länder, Kommunen und Industrie müssten an einem Strang ziehen. “Wir können die Ziele erreichen, es ist aber noch ein weiter Weg zu gehen”, meinte der Sektionschef aus dem Ressort von Minister Norbert Hofer (FPÖ).

Allein eine Reduktion um 1,7 bis 2 Mio. t jährlich lasse sich im Verkehr durch Biotreibstoffe erzielen, sagte Schneider, Sektionschef im Ressort von Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Insgesamt sei der Verkehr in Österreich für 46 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wolle man die 36-Prozent-Reduktion bis 2030 gegenüber 2005 erreichen, müsse man hier wirklich “reingreifen”, “ohne Mobilitätswende geht das nicht”. Erschwert worden sei die Situation dadurch, dass 2016/17 die THG-Emission wegen des billigen Sprits sogar noch angestiegen seien – und Einsparungen nur auf dem Papier existierten: “Die Autoindustrie war sehr kreativ beim Finden von Schlupflöchern. Autos wurden nicht wirklich besser bei den Abgasen.”

Hinsichtlich der Gesamteffizienz schneide beim Vergleich der Treibstoffe ein reines Elektro-Auto (direct charging) mit 73 Prozent am besten ab, bei einem Wasserstoff-Antrieb mit Brennstoffzelle seien es 22 Prozent und bei Power to Liquid (E-Fuels mit erneuerbarem Strom zu Wasserstoff und dann via Fischer-Tropsch-Synthese zum synthetischen Kraftstoff) nur 13 Prozent. EU-Initiativen für einen sauberen Verkehr seien im Laufen, sagte Schneider, der früher im Umweltbundesamt tätig war.

Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber meinte, die klimapolitische Herausforderung sei so groß, dass man nicht ohne eine Sektorkopplung, also ein gemeinsames Vorgehen in den Bereichen Strom, Verkehr und Wärme, auskommen werde. Das Thema habe für den Verbund-Stromkonzern einen hohen Stellenwert, deshalb arbeite man schon seit Jahren an der E-Mobilität. Dazu erinnerte Anzengruber an die von Verbund und Siemens gegründete Smatrics-E-Mobilitäts-Kooperation, der später auch die OMV beigetreten ist – und daran, dass der Verbund seinen Strom zu mehr als 95 Prozent erneuerbar erzeugt. Im Bereich E-Mobilität habe man bereits mehr als 10.000 Kunden, die mit der Karte Strom tanken könnten.

Die E-Mobilität müsse für die Bevölkerung attraktiv sein, so Schneider – der auch die Förderung für Elektroautos verteidigte, aber nur als Anschub für den Anfang. Gemeinsam mit der Fahrzeugindustrie wolle man die E-Mobilität von einem Nischen- zu einem Mainstream-Thema machen. Für eine Förderung auch von Busflotten sei man in einer Diskussion, auch da wolle man “kein Dauer-Gießkannen-System”, betonte der Sektionschef aus dem Köstinger-Ministerium. Sein Kollege Weissenburger aus dem Verkehrsressort sieht bei den Flotten “eher ein Angebotsproblem, weil die Industrie mit den Angeboten nachhinkt”.

Anzengruber berichtete, dass ein großer privater heimischer Busunternehmer, mit dem er kürzlich gesprochen habe, gerade an einer großen E-Initiative arbeite. Und auch er sieht es als Notwendigkeit an, für das Thema E-Auto vor allem die Konsumenten, also die Autokunden, zu gewinnen: “Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler”, so der Verbund-Chef: “Ich fahre seit fünf Jahren privat elektrisch, und ich würde nicht mehr zurückgehen.”

(APA)

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