Auch die Stärke des Bebens, das sich um 1.59 Uhr MEZ ereignet hatte, wurde nach Richter angegeben – mit 6,4. Was zu diesem Zeitpunkt niemand wusste: Seit rund eineinhalb Stunden rollte die Tod bringende Welle und machte Urlaubsparadiese sowie andere Küstenstriche dem Erdboden gleich. Am Ende standen die totale Verwüstung und bis zu 250.000 Tote aus rund 50 Staaten, darunter Österreich.
Das Beben erwies sich rasch als viel stärker als ursprünglich vermutet und wurde letztendlich mit der Stärke 9,0 angegeben. Es war der schlimmste Erdstoß seit 40 Jahren. Das Epizentrum lag im Indischen Ozean etwa 150 Kilometer vor der westindonesischen Insel Sumatra. Es bildete sich ein gewaltiger Tsunami mit Wellen von bis zu zehn Metern Höhe, der zunächst auf die Küsten der ohnehin von einem Bürgerkrieg gezeichneten indonesischen Provinz Aceh zuraste. Ein Tsunami-Frühwarnsystem existierte damals nicht und wurde erst als Folge der Katastrophe implementiert. Die in den Küstenregionen lebenden Menschen hatten kaum Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Mit voller Wucht traf der Tsunami in Aceh auf. Mehr als 160.000 Menschen wurden innerhalb kurzer Zeit in den Tod gerissen. Wie Kartenhäuser stürzten Gebäude in den Fluten zusammen. In allen von dem Tsunami betroffenen Gebieten dürften rund zwei Millionen Menschen obdachlos geworden sein.
Doch die Welle rollte weiter durch den Indischen Ozean und traf andere Küstengebiete ebenfalls schwer. Hier hätte wegen der längeren Vorlaufzeit ein Frühwarnsystem wohl einen Gutteil der Opfer verhindern können. Auf Sri Lanka, das mehr als zwei Stunden nach dem Beben von der Welle erreicht wurde, war mit rund 45.000 die zweithöchste Opferzahl zu beklagen. Unter den Toten befand sich auch ein Österreicher. Hier wurde einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes schwer getroffen, der Tourismus. Immerhin sah es in dem Inselstaat so aus, als könnten Singhalesen und Tamilen ihre in jahrelangem Bürgerkrieg aufgerissenen Gräben überwunden und den Konflikt dauerhaft beenden. Anders als in Aceh war dies aber ein Trugschluss: 2008 brach der Bürgerkrieg erneut aus und endete erst heuer mit dem Sieg der singhalesischen Regierungssoldaten.
Auch in Thailand wurde der Tourismus schwer getroffen, und damit auch Österreich. 85 der 86 Toten starben in den Urlauberparadiesen Phuket, Khao Lak und auf den Phi Phi Inseln. Der Schriftsteller Josef Haslinger, der mit seiner Familie auf den Inseln den Tsunami überlebt hatte, verarbeitete seine Erlebnisse in dem im März 2007 erschienenen Buch “Phi Phi Island”. Insgesamt kamen in Thailand mehr als 8.000 Menschen uns Leben.
Ebenfalls massiv verwüstet wurde Südindien, vor allem der Unionsstaat Tamil Nadu mit seiner Metropole Chennai sowie die Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren. Obwohl die Flutwelle bis zu den Küsten von Tamil Nadu rund drei Stunden und bis zu den Inseln auch noch rund zwei Stunden benötigte, starben in Indien mehr als 12.000 Menschen. Opfer waren darüber hinaus auf den Malediven (rund 80), in Burma (rund 90) und in Malaysia (rund 70) zu beklagen.
Dass die Welle nach etwa sechs Stunden auch die Küsten Ostafrikas erreichen würde, lag wohl jenseits der Vorstellungsgabe aller Beteiligten. Am Horn von Afrika, in Somalia, kamen auch noch rund 300 Menschen ums Leben.
Nach dem Tsunami wurde eine beispiellose Hilfsaktion gestartet. Laut OECD wurden den betroffenen Staaten von EU und 22 im Hilfskomitee der OECD sitzenden Mitgliedsländern 13,6 Milliarden Dollar (9,22 Mrd. Euro) zugesagt. Zahlreiche Staaten schickten Identifikationsteams nach Südostasien. Österreich stationierte beispielsweise zwei DVI-Einheiten (Disaster Victim Identification, Anm.) in Thailand und Sri Lanka, auch Trinkwasseraufbereitungstrupps wurden in die Katastrophengebiete geschickt. Innerhalb kurzer Zeit kamen zahllose Wiederaufbauprogramme in Gang. In Österreich wurde einmal mehr “Nachbar in Not” aktiviert, auch die Tageszeitung “Kurier” startete mit “Kurier Aid Austria” eine großangelegte Hilfsaktion zum Aufbau eines Österreich-Dorfes auf Sri Lanka.
Die Opferzahlen sind bis heute nicht genau bekannt und zum Teil noch immer Schätzungen. Als relativ gesichert gelten mehr als 230.000 Tote, die gängigste Schätzung lautet auf rund 250.000 Opfer.
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