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Historischer Gipfel zwischen Nord- und Südkorea

Nordkoreanischer Machthaber und Moon reichten sich beide die Hand .
Nordkoreanischer Machthaber und Moon reichten sich beide die Hand . ©AP
Erstmals seit Ende des Korea-Krieges vor 65 Jahren hat ein Staatschef Nordkoreas am Freitag südkoreanischen Boden betreten. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und Südkoreas Präsident Moon Jae-in traten bei einem historischen Gipfel im Grenzdorf Panmunjom gemeinsam über die Demarkationslinie. Das historische Gipfeltreffen bereitet auch das geplante Treffen Kims mit US-Präsident Trump vor.

Zum Beginn des historischen Gipfels mit Präsident Moon Jae-in am Freitag im Grenzdorf Panmunjom äußerte Kim seine Erwartung, in “freimütigen Diskussionen” eine “bedeutende Vereinbarung” erreichen zu können. Er wolle ein “neues Kapitel” in den Beziehungen zu Südkorea aufschlagen. Auf sein umstrittenes Atomwaffen- und Raketenprogramm ging er zunächst nicht ein. Moon forderte ihn seinerseits zu “kühnen” Entscheidungen auf, um Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen.

Josef Dollinger (ORF) zum Korea-Gipfel

Als erster nordkoreanischer Staatschef seit dem Ende des Korea-Krieges (1950-53) hatte Kim zuvor die Grenze überquert und südkoreanischen Boden betreten. Der Machthaber wurde direkt an der Demarkationslinie in der gemeinsamen Sicherheitszone von Moon Jae-in empfangen. Beide Staatschefs begrüßten sich herzlich mit Handschlag und stellten sich den Fotografen.

Kim im Süden, Moon im Norden

Spontan forderte Kim den südkoreanischen Präsidenten auf, seinerseits die Betonschwelle im Boden, die die Linie kennzeichnet, auch nach Norden zu überqueren. Moon betrat damit erstmals nordkoreanischen Boden, was vorher nicht erwartet worden war. Zwischen den blauen Baracken, die beide Seiten nach dem Krieg für Besprechungen nutzten, markiert die betonierte Schwelle zwischen dem Sandfeld im Norden und dem Kiesbett im Süden die Demarkationslinie.

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korea-gipfel-grenze ©Bild: APA/AFP

Im Mittelpunkt des mit Spannung und großen Hoffnungen erwarteten Gipfels stehen der Streit um Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm und eine langfristige Friedenslösung für die koreanische Halbinsel. “Mit dem Moment, in dem der Vorsitzende Kim die militärische Demarkationslinie überschritten hat, wurde Panmunjom zu einem Symbol des Friedens, nicht der Teilung”, sagte Moon zu Beginn ihrer Gespräche.

Atomare Abrüstung ist Thema

Beide Seiten sprachen auch über die atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel. Wie Moons Sprecher am Freitag im Grenzort Panmunjom sagte, sei es um die Denuklearisierung und die Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen gegangen. Beide Seiten arbeiteten derzeit an einer gemeinsamen Erklärung, die zum Abschluss des eintägigen Gipfels verkündet werden solle. “Wir versuchen, unsere Differenzen zu verringern”, sagte der Sprecher. Es werde ernsthaft und offen auch über dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel gesprochen. Nach einer ersten Gesprächsrunde kehrte Kim über Mittag Ortszeit zum Essen und für eine Pause wieder auf nordkoreanische Seite zurück. Die eintägigen Gespräche sollten am Nachmittag fortgesetzt werden und am Abend mit einem Bankett enden.

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korea-leibwaechter ©Bild: AP

Die erste Begegnung zwischen Kim und Moon ist nach 2000 und 2007 in Pjöngjang der dritte innerkoreanische Gipfel, aber der erste seit der Eskalation der Spannungen über die Atom- und Raketentests im vergangenen Jahr. Er wird auch das geplante Treffen zwischen Nordkoreas Machthaber und US-Präsident Donald Trump Ende Mai oder Anfang Juni vorbereiten. Ort und Termin sind noch nicht bekannt.

Die USA setzen auch große Erwartungen in den Korea-Gipfel. “Wir sind hoffnungsvoll, dass die Gespräche Fortschritt in Richtung einer Zukunft von Frieden und Wohlstand für die gesamte koreanische Halbinsel erzielen”, teilte das Weiße Haus mit. Die USA schätzten die enge Zusammenarbeit mit ihrem engen Verbündeten Südkorea und erwarteten, robuste Diskussionen in Vorbereitung auf das Treffen von Trump mit Kim in den kommenden Wochen fortzusetzen.

Militärische Ehren

Moon empfing den Machthaber sogar mit militärischen Ehren. Beide marschierten an einer Ehrengarde von 300 Soldaten aller drei Waffengattungen der südkoreanischen Streitkräfte vorbei. Danach trug sich Kim ins Gästebuch des südkoreanischen “Friedenshauses” in Panmunjom ein, wo das eintägige Treffen stattfand. Er lud Südkoreas Präsidenten erneut zu einem Besuch in Pjöngjang ein.

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korea-militaer ©Bild: APA/AFP

Mit welcher Art von Vereinbarung die Gespräche zu Ende gehen werden, war unklar. “Es hängt wirklich vom Verlauf der Diskussionen ab”, sagte der Sprecher Moons. Die USA und Südkorea fordern ein klares Bekenntnis Kims zur Denuklearisierung, womit sie eine baldige, überprüfbare und nicht umkehrbare Beseitigung der Atomwaffen meinen.

Nordkoreas Machthaber hatte aber erst am vergangenen Freitag, als er überraschend die Einstellung seiner Atom- und Raketentests verkündet hatte, die Vollendung des Atomprogramms als “großen Sieg” gefeiert. Er sprach nur allgemein davon, dass Nordkorea mit diesem Teststopp zur “weltweiten Abrüstung” beitrage. Experten sind deswegen skeptisch, ob er seine nuklearen Waffen aufgeben will. Sie sehen seinen Willen zur Beseitigung seiner Atomwaffen eher im Rahmen der globalen Abrüstungsbemühungen aller Nuklearmächte.

(APA/ag.)

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