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Früherer Freund hält bin Laden für tot

Der Moslem-Extremist Osama bin Laden, der Hauptverdächtige der Anschläge vom 11. September, ist einem früheren Freund zufolge wahrscheinlich tot.

Der ägyptische Journalist Essam Dares sagte am Donnerstag, Bin Ladens zuletzt ausgestrahltes Video habe bereits wie die Abschiedsnachricht eines Todeskandidaten gewirkt. „Ich bin zu 99 Prozent sicher, dass er bei den sehr intensiven Luftangriffen in den Höhlen von Afghanistan umgekommen ist“, sagte der freie Journalist der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview.

Als Fotoreporter hatte Dares eigenen Angaben zufolge Ende der 80er Jahre den Kampf der afghanischen Mudschahedin gegen den Einmarsch der Sowjettruppen dokumentiert und dabei Bin Laden intensiv kennengelernt. Er habe Mahlzeiten und die spartanisch ausgestatteten Verstecke mit Bin Laden geteilt. Dares’ Fotos des kauernden Kriegers Bin Laden vor kahlem Himmel oder von dessen Dialysebehandlung gewannen nach dem 11. September erneut an Bedeutung. Die USA machen Bin Laden und dessen Organisation El Kaida für die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon verantwortlich. Die heftigen US-Luftangriffe schlugen zwar die El-Kaida-Kämpfer in die Flucht, doch die Spur ihres Chefs verliert sich. Es gibt verschiedene Theorien über seinen Verbleib. Ein US-Militärsprecher sagte am Mittwoch in Pakistan, Bin Laden werde immer noch „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ gesucht.

Dares zufolge könnte ein im Dezember ausgestrahltes Video durchaus das Letzte sein, was die Welt von Bin Laden gesehen habe. In dem Video beschrieb der Extremistenführer Bin Laden in einer weitschweifenden, improvisierten Rede die „Abscheu“ des Westens für den Islam. Er habe wie ein kranker Mann ausgesehen, der vor seinem nahenden Tod noch eine Nachricht habe loswerden wollen. Der frühere ägyptische Offizier Dares beschrieb in Laden als damals grundsätzlich guten Menschen: „Er war ein großer Kämpfer. Deshalb stießen die Araber zu ihm. Er war nicht charismatisch, doch er strahlte große Herzlichkeit aus. Er benahm sich nicht wie ein Chef, sondern behandelte jeden wie einen Bruder.“

Bin Ladens 1989 nach dem Rückzug der Sowjettruppen aus Afghanistan aufkeimender Anti-Amerikanismus sei erst im Sudan extrem geworden. „Der Sudan krempelte ihn um. Die Leute um ihn herum waren sehr hart im Sudan und sie drängten ihn in die Rolle des Führers einer neuen Islamischen Revolution“, sagte er.
Bei der Suche nach Bin Laden im Süden Afghanistans stehen die USA weitgehend allein da, weil viele Paschtunen-Führer eine Beteiligung ablehnen. Ausgerechnet in einer der gefährlichsten Regionen mit früheren Hochburgen der Taliban und Terrororganisation El Kaida stünden den Amerikanern nur wenige afghanische Verbündete zur Seite, berichtete die „New York Times“ am Donnerstag unter Berufung auf Pentagon-Kreise. Um den Mangel an Unterstützung am Boden auszugleichen, setzten die USA zunehmend auf Einsätze von Aufklärungsflugzeugen, wurden Beamte des Verteidigungsministeriums zitiert. Zusätzliche US-Bodentruppen sollten nicht entsandt werden, weil die Gefahr von Hinterhalten und Heckenschützen zu groß sei.

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