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Friedliche Bilder gegen Gewalt in der Gesellschaft?

Friedliche Bilder für Kinder: Den Einfluss von Gewaltbildern auf das reale Leben muss man im gesellschaftlichen Kontext sehen. Oft fehlt die Unterstützung beim Verarbeiten, sagt die "Möwe".

Gewaltdarstellungen und ihr Einfluss auf Kinder müssen im gesellschaftlichen Kontext gesehen werden. “Wenn Kinder in einem Milieu der Sicherheit aufwachsen und lernen, selbstbewusst Konflikte zu lösen, werden sie Gewaltbilder als etwas Fremdes und Abzulehnendes distanziert betrachten”, erklärte Veronika Gmeiner, Internistin und Leiterin des Psychosozialen Akutteams Niederösterreich, am Montag bei der Tagung des Kinderschutzvereins “Die Möwe” in Wien. Da man von einer gewaltfreien Gesellschaft aber weit entfernt sei und Kinder Gewalt am eigenen Körper erfahren, “sollten wir eine friedliche Sprache und heilende Bilder verwenden”.

Die Auswirkungen von Gewaltbildern seien von Lebenserfahrungen und -umständen abhängig. Besonders in den ersten Lebensjahren sei ein “schützendes und haltendes Klima” die Basis für ein “Grundgefühl an Sicherheit”, so Gmeiner. Kinder empfinden schon vor ihrer Sprachentwicklung Signale von Gewalt als Bedrohung. “Eine Gewaltdarstellung in den Medien wird in den ersten Jahren als Bild mit der dazugehörigen Emotion von Unsicherheit, Angst und Bedrohung wahrgenommen.” Dabei spielen Emotionen der Umgebung wie Unruhe, Angst oder Ärger der Eltern als “externe” Bestätigung der Gefühle eine Rolle.

“Anhand der Zahlen und Dunkelziffern von Gewalt und Missbrauch in den Familien müssen wir davon ausgehen, dass viele Kinder zu den Gewaltbildern auch eigene Gewalterfahrungen haben.” Vielen fehle auch die notwendige Unterstützung bei der Verarbeitung und Einordnung der Darstellungen. “Je weniger Ausdrucks- und Verarbeitungsmöglichkeit ein Mensch hat, desto eher werden Elemente der traumatischen Gewalterfahrung als Bedrohung und Angst gespeichert.”

Weiters stelle sich z. B. die Frage einer Veränderung von Grundeinstellungen durch die Konfrontation mit Gewalt: “Welches Menschenbild kann ein Kind aufbauen, wenn es real und durch Medien Gewalt als Machtinstrument und Lösungsansatz erfährt?”, so Gmeiner. Auch würden Kinder durch entsprechende Filme und Spiele zu “aktiven Mitspielern”, was zu Spannungen zwischen Eltern, die ihrem Nachwuchs oft den Zugang zu solchen Medien eingrenzen wollen, und den Sprösslingen, die dadurch nicht aus ihrer “Peergroup” ausgeschlossen sein wollen, führen kann.

Einen Einblick, wie oft Kinder Gewalt am eigenen Leib erfahren müssen, gab Jutta Falger, Vorstand der Kinderabteilung am Landesklinikum Weinviertel: Nach Ergebnissen verschiedener Untersuchungen gehen bei Kindern unter fünf Jahren zehn Prozent der traumatisch bedingten Verletzungen auf Misshandlung zurück. Jährlich erfahren rund ein Prozent aller Kinder sexuelle Übergriffe bzw. 20 Prozent der Mädchen und neun Prozent der Buben während ihrer Kindheit. In Österreich ist die Zahl der minderjährigen Opfer bekannt gewordener sexueller Übergriffe von 2002 bis 2004 von 552 auf 759 gestiegen, wobei die größte Gruppe die der Zehn- bis 14-Jährigen darstellt, gefolgt von den Sechs- bis Zehnjährigen.

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