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Friedensnobelpreis für Obama

Schon vor Ende seines ersten Amtsjahres erhält US-Präsident Barack Obama den Friedensnobelpreis. Das norwegische Nobelkomitee unter Vorsitz des Parlamentspräsidenten und künftigen Europarats-Generalsekretärs Thorbjörn Jagland würdigte am Freitag in Oslo Obamas "außergewöhnliche Bemühungen um eine Stärkung der internationalen Diplomatie und um Zusammenarbeit zwischen den Völkern".
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Der US-Präsident habe seit seinem Amtsantritt im Jänner ein “neues Klima” in der internationalen Politik geschaffen. “Multilaterale Diplomatie steht wieder im Mittelpunkt (…), Dialog und Verhandlungen sind hier die bevorzugten Mittel, um auch die schwierigsten internationalen Konflikte zu lösen”, hieß es in der Erklärung des Komitees.

Selten zuvor habe eine Persönlichkeit so sehr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vermittelt und die Aufmerksamkeit der Welt in Bann gezogen, erklärte das Nobelkomitee, dessen fünf Mitglieder vom norwegischen Parlament (Storting) gewählt wurden. “Seine Diplomatie beruht auf dem Konzept, dass diejenigen, die die Welt führen, dies auf der Grundlage von Werten und Haltungen tun müssen, welche von der Mehrheit der Weltbevölkerung geteilt werden.” Obamas Vision von einer atomwaffenfreien Welt habe auf kraftvolle Weise Verhandlungen über Abrüstung und Rüstungskontrolle neu belebt.

Der seit 1901 verliehene Preis ist mit umgerechnet knapp einer Million Euro dotiert und wird am 10. Dezember in Anwesenheit des norwegischen Königs in Oslo überreicht. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den finnischen Ex-Präsidenten Martti Ahtisaari, der für seine Vermittlung in mehreren internationalen Konflikten im Auftrag der Vereinten Nationen geehrt wurde.

Das Osloer Komitee zitierte in der Begründung seiner Entscheidung den US-Präsidenten mit dessen eigenem Ausspruch. “Jetzt ist es an der Zeit, dass wir alle unseren Teil der Verantwortung für eine globale Antwort auf globale Herausforderungen übernehmen”, hatte Obama im September bei seinem ersten Auftritt vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen gesagt und bekannt: “Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir zugeben, dass wir dieser Verantwortung nicht nachgekommen sind.”

“Wenn man die Geschichte des Nobelpreises betrachtet, dann haben wir bei vielen Gelegenheiten versucht, das zu stärken und zu fördern, was bestimmte Persönlichkeiten gerade durchzuführen versuchten”, sagte Jagland. “Zum Beispiel, als (der deutsche Kanzler) Willy Brandt den Preis 1971 bekam, hatte seine Ostpolitik in Europa begonnen, die so wichtig war für das, was dann viele Jahre später geschehen ist. Oder die Vergabe 1990 an (den sowjetischen Präsidenten) Michail Gorbatschow, der die Welt komplett verändert hat.” Auf die Frage, ob das Nobelkomitee nicht eine “gewagte Entscheidung” getroffen habe, sagte Jagland: “Alles, was in der Welt seit Obamas Amtsantritt geschehen ist, und wie das internationale Klima sich geändert hat, ist mehr als genug, um zu sagen, dass er das erfüllt, was in Alfred Nobels Testament steht. Nämlich, dass der Preis an denjenigen gehen soll, der im vorausgegangenen Jahr am meisten für internationale Verbrüderung und Abrüstung sowie die Förderung von Kooperation und Dialog getan hat.”

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg sagte zu der Komitee-Entscheidung: “Der Preis kommt nicht zu früh. Es ist spannend, wenn er an jemanden geht, der mitten in der Verantwortung steht und etwas durchzusetzen hat.” Stoltenberg hob auch Obamas “ausgestreckte Hand gegenüber der islamischen Welt” positiv hervor. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO – IAEA), Mohammed ElBaradei, zeigte sich begeistert: “Mir fällt niemand ein, der diese Ehre mehr verdient hätte”. In weniger als einem Jahr im Amt habe es Obama geschafft, “die Hoffnung auf eine Welt, die mit sich selbst in Frieden ist, wiederaufleben zu lassen”, so ElBaradei, der 2005 zusammen mit seiner Behörde den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Der US-Präsident habe einen herausragenden Führungsstil im Hinblick auf eine nuklearwaffenfreie Welt gezeigt. Südafrikas Alt-Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela sprach von einem “Hoffnungszeichen”. Es sei zu hoffen, dass “dieser Preis sein (Obamas) Engagement stärken wird, als Staatschef der mächtigsten Nation der Erde weiter den Frieden und die Ausmerzung der Armut zu propagieren.”

In Washington löste die überraschende Nachricht aus Oslo zunächst Staunen und Sprachlosigkeit aus. Offiziell gab das Weiße Haus zwei Stunden nach der Bekanntgabe noch keine Stellungnahme ab. Wie der TV-Sender CBS berichtete, habe sich Regierungssprecher Robert Gibbs mit einer E-Mail an den Sender gewandt, die lediglich aus einem einzigen Wort besteht: “WOW”. Der TV-Sender CNN meinte: “Und dabei stand Obama nicht einmal auf der Favoritenliste”.

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