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"Freundschaft ruht" für Löw gegen USA

Trainer wollen jeden Verdacht entkräften
Trainer wollen jeden Verdacht entkräften
Deutschlands Fußball-Teamchef Joachim Löw sieht das Duell mit seinem engen Weggefährten und Vorgänger im letzten WM-Gruppenspiel gegen die USA nur als einen Randaspekt.
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Duell der Freunde

“Wir spielen jetzt gegeneinander. Das ist natürlich ein Geschäft. Da geht’s um erfolgreich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundschaft”, erklärte Löw vor der Partie um den Gruppensieg am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ).

Auf der 1.000 Kilometer langen Reise vom Teamquartier in Santo Andre zum Austragungsort nach Recife beschäftigte sich der DFB-Chefcoach nicht weiter mit Klinsmann. “Wir beide waren ab 2004 ein Supergespann, haben uns super ergänzt. Jetzt wissen wir beide, es geht für unsere Mannschaften um sehr viel”, betonte der frühere Tirol- und Austria-Trainer.

Löw musste sich viel mehr damit auseinandersetzen, wie er seinem Team nach dem 2:2 gegen Ghana wieder mehr Organisation und Stabilität geben kann – eventuell auch durch personelle Veränderungen. Für radikale Umbaumaßnahmen aber sieht der Coach nach 13 Länderspielen in Folge ohne Niederlage keinen Anlass.

Diskussion um Lahms Position

Auch die Diskussionen über die womöglich suboptimale Rolle für Kapitän Lahm als Mittelfeldspieler blockte Löw vor dem brisanten Gruppenfinale gegen die punktegleichen Amerikaner (je vier Zähler) ab. “Manchmal nimmt man diese Dinge auch wahr, aber als Trainer kann man nicht immer alles über den Haufen werfen”, erklärte der 54-Jährige.

Zweifel lässt sein Masterplan nicht zu. “Warum sollte ich jetzt nach einem Spiel irgendwie unsicher werden?”, meinte Löw mit dem Hinweis auf jene Kritiker, die nach dem überzeugenden 4:0-Auftaktsieg gegen Portugal noch von einer Weltklasseleistung und auch von Lahm im Mittelfeld geschwärmt hatten.

Manager Oliver Bierhoff sprach nach der nochmaligen Aufarbeitung des Ghana-Spiels von “Kleinigkeiten”, die gegen die physisch starken Amerikaner besser gemacht werden müssten. Dazu zählt noch größere Entschlossenheit im Abschluss. “Keine dummen Situationen im Aufbauspiel provozieren”, laute eine zentrale Vorgabe für das spezielle Duell mit den USA, verriet Torjäger Thomas Müller. Gegen Ghana hatten ein Fehler im Spielaufbau von Lahm sowie ein kurzes Zögern von Sami Khedira zum Rückstand geführt.

“Philipp hat sicherlich nicht unbedingt den besten Tag erwischt. Er hat zuvor bei Bayern München auf dieser Position viele gute Spiele gemacht”, meinte Löw und ergänzte: “Ein Trainer darf sich von der öffentlichen Meinung nicht ständig beeinflussen lassen.” Müller räumte zwar ein, dass intern auch das Thema Lahm eine Rolle spiele, aber in einem anderen Sinn: “Wenn, dann wird darüber diskutiert, warum diskutiert wird in den Medien. Die Trainer haben sich klar festgelegt.”

“Schweini” statt Khedira

Bringt Löw also auch gegen die USA wieder dieselbe Startelf wie in den ersten beiden Spielen in Brasilien, zumal Khedira und Jerome Boateng ihre Verletzungen überwunden haben? “Denkbar, muss aber nicht unbedingt sein. Wir haben unterschiedliche Lösungen für Spiele, müssen nicht unbedingt mit der gleichen Aufstellung spielen”, erwiderte der Bundestrainer auf diese Frage.

Am ehesten könnte wohl noch Bastian Schweinsteiger in die erste Elf rücken. Khedira, der sich nach seinem Kreuzbandriss im November 2013 mit großem Aufwand wieder fit gemacht hatte, wirkte im zweiten WM-Spiel matt. In der Defensivzentrale könnte dann gegen den ehemaligen Bayern-Trainer Klinsmann das Münchner Trio Schweinsteiger/Lahm/Kroos spielen und den Clubkollegen Müller besser als zuletzt in Fortaleza mit Bällen füttern. Klinsmann hatte den jungen Müller einst erstmals in der Bundesliga gebracht.

“Natürlich haben wir durch Jürgen Klinsmann beim DFB andere Strukturen bekommen. Die Fitness-Abteilung ist das Erbe von Jürgen Klinsmann”, sagte Müller. Doch danach sei vieles in der Ära Löw geprägt worden, betonte der WM-Torschützenkönig von 2010: “Da ist sein Stempel drauf.”

Kein Nichtangriffspakt

Dass ein Remis beiden Teams zum Weiterkommen reicht und das DFB-Team dann auch als Gruppenerster ins Achtelfinale einziehen würde, ist für den Bundestrainer nur Theorie. “Wenn man von vornherein auf Unentschieden spekuliert, geht es meist schief. Jürgen und ich stehen für eine Mentalität, Spiele zu gewinnen und nicht zu taktieren”, bekräftigte Löw.

Und auch Klinsmann schob das abschreckende Beispiel Gijon, wo Deutschland und Österreich 1982 das Weiterkommen mit einem Nichtangriffspakt erreicht hatten, weit von sich. “Für eine US-Mannschaft war und ist so etwas undenkbar. Die Amerikaner kämpfen immer für Siege. Das ist unser Spirit, das ist unsere Stärke”, sagte der Vorgesetzte von Andreas Herzog.

 

Ronaldos Minichance – Portugal hofft auf kleines Wunder

Mit Cristiano Ronaldo droht ein weiterer Fußball-Superstar, in der K.o.-Phase der WM in Brasilien nur Zuschauer zu sein. Portugals Verbleib im Turnier hängt am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ) an einem seidenen Faden. Die Portugiesen müssen in Brasilia gegen Ghana unbedingt gewinnen und auf Schützenhilfe der Deutschen hoffen. Die Angst vor einem zweiten “Gijon” geht um.

Selbst bei einer Niederlage der USA gegen Deutschland könnte es aufgrund der Tordifferenz für Portugal nicht reichen. Fünf Treffer fehlen dem Weltranglisten-Vierten bei drei Punkten weniger auf die zweitplatzierten US-Amerikaner. Ein Kopftor von Silvestre Varela zum 2:2 gegen die USA 30 Sekunden vor Schluss hatte zumindest die Minichance am Leben erhalten.

Ronaldo hat im laufenden Turnier noch nicht getroffen. “Ich habe nie geglaubt, dass wir die WM gewinnen werden. Portugal war nie der Favorit, da muss man sich nur die Qualifikation ansehen”, erinnerte der Stürmerstar von Real Madrid an die Zitterpartie im Play-off gegen Schweden. Er selbst war mit vier Toren Matchwinner, bei der WM lässt seine Form aber zu wünschen übrig.

Der 29-Jährige wirkt nicht in Vollbesitz seiner Kräfte. Schon gegen Ende der Ligasaison hatten ihn wochenlang Patellasehnen- und Oberschenkelprobleme geplagt. “Ich hätte es mir leicht machen können. Ich hätte gar nicht zur WM kommen und die Saison als Champions-League-Sieger beenden können. Aber ich stelle mich, auf mich kann man sich verlassen”, betonte Ronaldo.

Die Erwartungshaltung müsse allerdings dem Leistungsvermögen angepasst werden. “Im Moment gibt es bessere Nationalteams als unseres”, meinte Ronaldo, der auch auf den Ausfall seines verletzten Clubkollegen Fabio Coentrao verwies. Dazu ist neben dem zuletzt schwachen Mittelstürmer Hugo Almeida auch dessen Ersatzmann Helder Postiga angeschlagen. Der international unerfahrene Eder von Sporting Braga könnte seine Chance erhalten.

Mit einem Tor gegen Ghana würde Ronaldo ausgerechnet einen Rekord von Jürgen Klinsmann einstellen: Außer dem US-Teamchef hat bisher noch kein europäischer Spieler bei sechs verschiedenen Endrunden (WM oder EM) getroffen. Klinsmann könnte Ronaldo dennoch den Tag verderben, wenn er mit seinen US-Amerikanern gegen Deutschland punktet.

Auch Ghana muss mit einem Auge nach Recife schauen. Sollte es dort ein Unentschieden geben, wäre jeder noch so hohe Sieg bedeutungslos. Dazu sorgten ausständige Zahlungen im Lager der Afrikaner für Unruhe. Eineinhalb Wochen nach WM-Start haben die Spieler ihre Antrittsprämie von 75.000 US-Dollar (55.000 Euro) noch immer nicht erhalten. Am Dienstagvormittag hatten sie aus Protest sogar eine Trainingseinheit boykottiert.

Sogar Ghanas Staatspräsident John Dramani Mahama soll vermittelt haben. Immerhin geht es um den zweiten Einzug in die K.o.-Phase in Folge. Vor vier Jahren in Südafrika war Stürmer Asamoah Gyan der tragische Held, als er kurz vor Ende der Verlängerung im Viertelfinale gegen Uruguay einen Elfmeter an die Latte setzte. Im Elfmeterschießen setzten sich die Südamerikaner durch.

Seither befindet sich Gyan auf einer Wiedergutmachungstour. Mit seinem Treffer beim 2:2 gegen Deutschland, seinem fünften bei einer Endrunde, zog der 28-Jährige als Afrikas bester WM-Torschütze mit dem legendären Kameruner Roger Milla gleich. Mehr soll folgen. “Wir müssen alles versuchen, weil uns ein Unentschieden nicht reicht”, erklärte Ghanas Kapitän. “Wir müssen fokussiert bleiben.” Auch wenn es im Hintergrund ums Geld geht.

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(APA)

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