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Frequency-Festival: Durchwachsene Niederösterreich-Premiere

Punktesieger am ersten Frequency-Tag: Peter Fox
Punktesieger am ersten Frequency-Tag: Peter Fox ©APA
Durchwachsen fiel die Niederösterreich-Premiere des Frequency-Festivals am Donnerstag in St. Pölten trotz strahlendem Wetter aus: Harte Bands kratzten an der Selbstdefinition des Festivals als Live-Heimstatt der alternativradiotauglichen Pop-Avantgarde. Die definitiven Höhepunkte waren die Gutelaune-Popper The Ting Tings und zu guter Letzt der affige Peter Fox.
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Mit der insgesamt eintönigen Härte von Anti-Flag, Volbeat und Rise Against auf der Green Stage, der kleineren den beiden Hauptbühnen, konnte man sich dort durchaus auch am Nova Rock wähnen. Was dem Publikumszuspruch aber keineswegs schadete: “Habt ihr heute tolle Bands gesehen?”, rief Frontmann Tim McIlrath beim überaus gut besuchten Auftritt von Rise Against, und er erntete dafür Jubel. Aber auch auf die folgende Frage “Habt ihr heute schlechte Bands gesehen?”, gab es einige Zustimmungsbekundungen. Volbeat-Sänger Michael Poulsen hatte bereits zuvor mit knackigem Metal ‘n’ Roll, der sich tief in den Magen grub, gepunktet und auch damit, dass er die Fans in einem Seitenhieb auf die sogenannten VIPs als “Very Most Important People” bezeichnete.

Eingebettet war die harte Partie der Green Stage zwischen dem immer noch ziemlich guten Poprock der wiedervereinigten deutschen Band Selig und den elektronischen Klängen von Pendulum. “Wir sind wieder selig”, schrie Sänger Jan Plewka mehrmals, und man glaubte es der Band: Selten strahlt soviel Glücksgefühl von der Bühne herab. Das Publikum sang mehr vom größten Hit, “Ohne Dich”, als Plewka, der das heimliche Motto des ersten Festivaltages ausgab: “Es gibt wieder Hoffnung!” Insbesondere auf das spannende heutige Line-up mit dem ersten Österreich-Auftritt von Radiohead.

Eher “at home” als auf der Green Stage dürfte sich so mancher da bei der Holzhammer-Veräppelung von Rockklischees durch die Eagles Of Death Metal gefühlt haben, die sich im weit abwechslungsreicheren Programm der Race Stage über Macho-Gestus und Showsuperlative lustig machten. “Ich fühle mich so gut wie nie zuvor in meinem Leben”, ätzte der optisch auf Western-Pornostar getrimmte Frontmann Jesse Hughes. Auf Festivalauftritt-Länge erwies sich die Mischung aus Schmäh, Sarkasmus und Schweinerock überaus unterhaltsam, auch ohne Alkohol. Klassischen Rock mit ein bisschen Zeitgemäßheit gewürzt boten zuvor die Australier von Jet, die der heutigen Generation musikalisch sanft näher bringen, was AC/DC und die Rolling Stones einst aus ihren Gitarren gewürgt haben. Charmant der Auftritt der Ein-Frau-Ein-Mann Band The Ting Tings: “Mein Deutsch ist Scheiße, deswegen stoppe ich jetzt und lasse euch tanzen”, las Katie White von einem Zettel ab. Ihr neonfarbiger Dance-Pop samt Achtziger-DJ-Set mit Klassikern wie “Walk This Way” und “Ghostbusters” fuhr in die Glieder und brachte den beiden den zweiten Platz auf dem Frequency-Stockerl.

Klarer Punktesieger war Peter Fox, der das Gelände mit einer Begleitband von der ungefähren Größe der halben Wiener Philharmoniker in einen “Planet der Affen” verwandelte. Fast unfair, einzelne Musiker aus dem gescheiten wie gewitzten Reggae-, Dancehall- und HipHop-Mix herauszugreifen – aber allein die pulsierenden Trommler Cold Steel, die Herr Fox aus den Vereinigten Staaten geholt hat, sind ihr Geld wert. Die Ansage “Let’s party, als ob der letzte Tag wär’!” bekam eine ganz besondere Bedeutung: Unbestätigten Meldungen zufolge will der Seeed-Frontman seine Solokarriere nach dem Ende der Festivalsaison an den Nagel hängen. Nicht den letzten, aber jedenfalls keinen guten Tag hatten die in England ungemein gehypten Kasabian für ihren ersten Österreich-Auftritt erwischt: Ein schüchterner Sänger Tom Meighan, ansonsten nicht als ein Kind von Traurigkeit bekannt, kämpfte gegen den Soundmatsch und ein weitgehend desinteressiertes Publikum.

Für heute, Freitag, haben sich Radiohead und damit der zu erwartende Festivalhöhepunkt angekündigt. Zuvor treten u.a. Bloc Party, Jarvis Cocker und Grace Jones auf, bis Bands wie The Prodigy, Mando Diao und Mia. am Samstag das Frequency beenden.

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