Die aggressiv agierende Sozialistin warf dem konservativen Ex-Innenminister einen Gipfel der politischen Immoralität vor, nachdem er jedem behinderten Kind einen Platz in der Schule versprochen hatte.
Man spielt nicht mit den Behinderten, ich bin sehr wütend, sagte Royal. Schließlich sei die amtierende Regierung für Rückschritte bei der Betreuung Behinderter verantwortlich. Madame Royal hat die Nerven verloren, konstatierte Sarkozy darauf. Jemand, der Präsident sein will, muss die Ruhe bewahren.
Für die Sozialistin war die Debatte, zu der 20 Millionen Fernsehzuschauer erwartet wurden, die letzte Möglichkeit, ihren Rückstand gegenüber Sarkozy vier Tage vor der Stichwahl aufzuholen. Sie bemühte sich, den wegen seines aufbrausenden Charakters bekannten UMP-Chef zu einer Attacke zu provozieren. Allerdings machte sie einen wesentlich aggressiveren Eindruck.
Royal war schon gleich zu Beginn der zweieinhalbstündigen Debatte in die Offensive gegangen und hatte die Bilanz des früheren Innenministers kritisiert. Sarkozy ließ sich zunächst nicht aus der Ruhe bringen und verwies auf eine katastrophale Situation, die die sozialistische Regierung Lionel Jospin bei seinem Amtsantritt 2002 hinterlassen habe.
Auch über die 35-Stunden-Woche stritten Royal und Sarkozy heftig. Sarkozy will Überstunden ermöglichen und von Abgaben befreien. Die Einführung der Arbeitszeitverkürzung durch die Sozialisten in den 90er Jahren sei ein fundamentaler Fehler gewesen, sagte Sarkozy. Royal verteidigte die 35-Stunden-Woche als soziale Errungenschaft, schloss aber Ausnahmen für kleine Unternehmen nicht aus.
Zum Abschluss der Debatte nach ihrer Meinung zu Sarkozy befragt, enthielt sie sich jeden persönlichen Kommentars. Der Konservative hingegen zollte seiner Gegenkandidatin Respekt und Anerkennung, er hege keinerlei feindliche Gefühle. Nach Ansicht der Experten gab es in dem Fernsehduell keinen eindeutigen Gewinner.
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