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Frankfurt: Buchmesse eröffnet

Die Herausforderung der Buchbranche durch das Internet sowie Prominente-Auftritte und Lesungen indischer Autoren haben am Mittwoch den ersten Tag der 58. Frankfurter Buchmesse bestimmt.

Bereits kurz nach Öffnung der Tore drängten sich am frühen Vormittag Tausende von Menschen in den Hallen. Bis Sonntag werden auf der weltgrößten Bücherschau fast 300.000 Besucher erwartet, darunter etwa 180.000 Fachbesucher. Auf der Messe präsentieren sich 7272 Aussteller aus 113 Ländern – mehr als je zuvor. Gastland ist dieses Jahr Indien.

Kunststaatssekretär Franz Morak (V) eröffnete am Vormittag den Österreich-Stand und gab, wie es bereits Tradition ist, aus diesem Anlass die diesjährigen Literaturpreisträger bekannt: Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur geht 2006 an den Spanier Jorge Semprun, der Staatspreis für Kulturpublizistik an Paul Lendvai, der Würdigungspreis für Literatur an Christoph Wilhelm Aigner und der Förderungspreis an Eugenie Kain und Thomas Glavinic.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels stellte eine neue Plattform vor, mit dem die Branche künftig möglichst viele Titel elektronisch erfassen will. Verlage und Autoren sollen bestimmen, was sie über das Internet an den Leser kostenlos abgeben oder verkaufen. Die „Volltextsuche Online“ genannte Initiative soll Anfang kommenden Jahres an den Start gehen. Der Börsenverein will damit auch dem Suchmaschinenbetreiber Google Paroli bieten, der derzeit weltweit dabei ist, Teile von Büchern digital zu erfassen.

Der Börsenverein forderte zugleich Rechtsschutz gegen Internet-Piraterie. Er kritisierte, das Bundesjustizministerium habe eine EU- Richtlinie „verwässert“. Die Richtlinie wolle die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen erleichtern. Internet-Providern solle es danach erlaubt sein, Verlagen Auskunft über die Menschen zu geben, die in Internet-Tauschbörsen illegal Bücher und Hörbücher anbieten.

Vor einer fortschreitenden Verlagerung der Buchherstellung nach Fernost warnte der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) auf der weltgrößten Bücherschau. Die EU müsse sich dafür einsetzen, die Buchproduktion an die Einhaltung von Menschenwürde und Recht zu binden. „Mit Kinderarbeit und Hungerlöhnen kann und will hier kein Buchproduzent konkurrieren“, kritisierte BVDM-Hauptgeschäftsführer Thomas Mayer.

Das elektronische Publizieren ist einer der großen Schwerpunkte der Messe. „Crossmedia“ liegt im Trend: Zum ersten Mal berichten Webblogger über die Messe. Die elektronischen Buchmessen-Beobachter sind täglich unterwegs, um ihre Eindrücke online zu „posten“.

Das Gastland Indien ist mit mehr als 170 Verlagen und rund 80 Autoren vertreten. „Die Buchmesse ist ein Versuch, das heutige Indien mit all seinen Themen zu präsentieren“, sagte Bildungsminister Arjun Singh bei der Eröffnung des indischen Pavillons. Viele der Autoren wurden aus Anlass der Buchmesse auch aus indischen Regionalsprachen ins Deutsche übersetzt, andere liegen bislang erst auf Englisch vor. Zu den Stars mit Hoffnung auf Bestsellererfolge gehören Shobhaa De mit dem Bollywood-Roman „Die Glitzernacht“ und Suketu Metha, der sich mit „Maximum City“ ebenfalls Bombay vornimmt, allerdings in Reportageform.

Neben namhaften Autoren aus aller Welt fanden sich am ersten Messetag auch zahlreiche Prominente aus Fernsehen, Sport und Politik in den Gängen der 13 Hallenebenen. Darunter waren TV-Moderator Johannes B. Kerner, Boxweltmeister Henry Maske, die Grünen- Vorsitzende Claudia Roth und „Tagesthemen“-Moderator Tom Buhrow.

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