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Frankenkredite könnten Häuslbauern auf den Kopf fallen

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Der massive Anstieg des Schweizer Franken gegenüber dem Euro treibt so manchem Häuslbauer Sorgenfalten auf die Stirn.

Rund 250.000 Österreicher haben Ende der 1990er Jahre einen Fremdwährungskredit in Schweizer Landeswährung aufgenommen, um sich ihr Eigenheim zu finanzieren. Das Gros der Frankenkredite ist endfällig – ein sehr riskantes Finanzierungsmodell, wie Konsumentenschützer kritisieren. Neben dem Wechselkursrisiko besteht nämlich auch die Gefahr, dass der Tilgungsträger weniger abwirft als erwartet, am Ende der Laufzeit also zu wenig Geld da ist, um den Kredit zu bedienen. Verbraucherschützer sehen auch Banken und Finanzberater in der Verantwortung. An den Verbraucher-Hotlines ist viel zu tun.

Frankenkredit eine Vorarlberger Erfindung

“Eigentlich war das eine Vorarlberger Erfindung und ist Ende der 1990er Jahre vom Westen in den Osten geschwappt”, beschreibt Manfred Neubauer von der Arbeiterkammer Niederösterreich die Anfänge des Frankenkredit-Booms. “Die Banken haben damit gute Geschäfte gemacht und freie Finanzberater haben fette Provisionen kassiert.” Denn fondsgebundene Lebensversicherungen, die bei endfälligen Krediten oftmals als Tilgungsträger fungieren, werfen laut dem Konsumentenschützer extrem viel für die Vermittler ab. “Im Schnitt reden wir von einer Jahresprämie.” Bei einer monatlichen Ansparsumme von 300 Euro über eine Laufzeit von 20 Jahren gingen rund 3.600 Euro an den Berater – macht knapp 11.000 Euro für drei Abschlüsse, rechnet Neubauer im Gespräch mit der APA vor.

Einige Finanzberater hätten daher Modellrechnungen geschönt. “Ich kann als Berater an einigen Schrauben drehen. Wenn ich sage, der Tilgungsträger bringt jährlich 6 Prozent, muss ich weniger einzahlen als bei einer Rendite von 3 Prozent”, erklärte Neubauer. Der Fremdwährungskredit erscheine so “wesentlich günstiger” als er im Endeffekt sei.

Keine pauschale Empfehlung für Kreditnehmer

Vor allem im Zuge der Finanzkrise haben viele Tilgungsträger massiv an Wert eingebüßt. “Die Frage ist, ob sie das wieder aufholen können”, sagte Thomas Hirmke vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) zur APA. Ist aus heutiger Sicht zu erwarten, dass bei Fälligkeit des Kredits eine Lücke offenbleibt, sei anzuraten, schon jetzt zusätzlich anzusparen. Wobei es bei Tilgungsträgern viele verschiedene Varianten gebe, teils bestünden zum Beispiel Kapital- oder Höchststandsgarantien. “Nicht einmal die fondsgebundenen Lebensversicherungen kann man alle in einen Topf werfen”, betonte Hirmke. Von daher könne Kreditnehmern auch keine pauschale Empfehlung gegeben werden.

Die AKNÖ ist da schon deutlicher und rät, “endlich aus der Endfälligkeit rauszugehen”, also schon während der Laufzeit Kreditraten zu zahlen. Das Problem dabei laut Neubauer: “Das muss ich mir auch leisten können. Da hakt es bei vielen, weil die Kredite viel zu leichtfertig vergeben wurden”, kritisierte er. Eigentlich hätten Frankenkredite nur an Häuslbauer vergeben werden dürfen, die sich auch einen Eurokredit hätten leisten können, was aber oft nicht der Fall gewesen sei.

Hoffen auf bessere Konditionen

Mangels finanzieller Mittel bleibt vielen also nichts anderes übrig, als zu hoffen. Laut AK gibt es aber noch die Möglichkeit, den Tilgungsträger auslaufen zu lassen bzw. stillzulegen, um das freiwerdende Kapital in die Kreditrückzahlung zu stecken. “Nur so kann man das Risiko minimieren.”

Ob es sich dabei nicht um Panikmache handelt? “Nur wenn man jetzt was tut, schläft man 2016 ruhiger”, so Neubauer. Ein großer Teil der in Österreich vergebenen Frankenkredite wird nach Schätzung der AK ja erst in den Jahren ab 2017 fällig.

Frankenkredit löste Yenkredit ab

Laut Nationalbank-Daten beliefen sich die Franken-Ausleihungen privater Haushalte per Ende Mai auf 37,5 Mrd. Euro, davon entfielen 27,1 Mrd. Euro auf Wohnbaukredite. Die bis 2002 zurückgehende OeNB-Zeitreihe zeigt auch, dass sich die Fremdwährungskredite in Schweizer Währung ab der Jahrtausendwende massiv ausgeweitet haben: Im Jahr 2002 hatten die Fremdwährungsausleihungen für Wohnbau insgesamt nur 9,8 Mrd. Euro betragen, davon entfielen 5,1 Mrd. Euro auf Schweizer Franken und 4,8 Mrd. Euro auf den japanischen Yen. Binnen eines Jahres haben sich damals die Franken-Ausleihungen auf 10,3 Mrd. Euro verdoppelt, jene in Yen gingen auf 1,7 Mrd. Euro zurück.

Nur jetzt nicht konvertieren

Gegen die momentane Frankenaufwertung gegenüber dem Euro können Kreditnehmer nicht viel machen – außer abzuwarten. “Jetzt zu konvertieren, wäre wirtschaftlich ein Wahnsinn, weil man den Währungsnachteil in voller Höhe mitnehmen würde”, warnte Hirmke. “Dann habe ich einen viel höheren Betrag offen, als ich aufgenommen habe. Das können zigtausende Euro sein.”

Umso problematischer sei es, wenn Banken nun ihre Kunden zu einer Konvertierung oder zum Nachbringen von Sicherheiten drängten. Gegen die sogenannte “Zwangskonvertierung” sind die Konsumentenschützer schon mehrfach auf die Barrikaden gestiegen, der VKI hat gegen zahlreiche Konvertierungsklauseln rechtliche Mittel ergriffen und auch schon einige Verfahren gegen Banken gewonnen.

Fremwährungskredite seit 2010 verboten

Seit vergangenem Jahr dürfen heimische Banken keine neuen Fremdwährungskredite mehr vergeben, Nationalbank und Finanzmarktaufsicht (FMA) haben dies verboten. Im Februar hatte sogar OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny von einem “gewaltigen Risikopotenzial bei Fremdwährungskrediten” gesprochen. Die “österreichische Erfindung” des Fremdwährungskredits sei auch nach Mittel- und Osteuropa exportiert worden. Man werde aber von dieser “negativen Fehlentwicklung wegkommen”, hatte Österreichs oberster Notenbanker gemeint.

(APA)

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