Unter Stronach wurde Westenthaler als Bundesliga-Vorstand installiert. Auf die Frage, was jenen dazu qualifiziert habe, erwiderte der prominente Zeuge: “Er war ein sehr starker Anhänger der Austria. Wenn ich dort war (im Stadion des FK Austria Wien), war er auch immer dort. Wir haben viel über Fußball gesprochen. Er hat sich gut ausgekannt.”
Den Betrugsvorwurf gegen Westenthaler und dessen damaligen Co-Vorstand Thomas Kornhoff – die beiden sollen eine dem Fußball-Nachwuchs zugedachte Millionenförderung missbräuchlich zur Tilgung einer gegen die Bundesliga anhängigen Drittschuldnerklage verwendet haben – nannte Stronach “unverständlich”. Er sei “gerne hier, um ein Licht drauf zu werfen”. Seiner Ansicht nach habe die Rechtsabteilung der Bundesliga “das nicht richtig geführt. Jetzt sucht man ein Opfer. Aber wie kann es ein Opfer geben? Es gibt ja keinen Schaden.”
Stronach machte deutlich, dass er Westenthaler und Kornhoff für unschuldig hält: “Beide waren in Ordnung.” Welches Geld für die Tilgung der Schuld verwendet wurde, “kann ich nicht genau sagen. Da müsste ich alle Akten durchlesen.” Geld habe jedenfalls “kein Mascherl”, wenn das eine Geld “da rein gehe”, gehe das andere Geld “wo anders rein”. Letzten Endes wären “alle Gelder” der Bundesliga zugekommen, betonte Stonach. Wenn ein Bauer in einen Brunnen Wasser rein gebe, könne man ein paar Wochen später nicht sagen, “welches Wasser drinnen ist”.
Nach etwas mehr als einer Stunde war die Befragung Stronachs abgeschlossen. Als sich der Richter erkundigte, ob er eine Zeitbestätigung brauche, beschied ihm Stronach: “Geben Sie das wem anderen. Es gibt sicher Arme.” Er mache “50.000 pro Tag”.
Anschließend wurden die ersten Zeugen zum zweiten Anklagepunkt gehört, der sich ausschließlich gegen Westenthaler richtet. In diesem wird Westenthaler Untreue als Beteiligter vorgeworfen. Auf sein Betreiben soll der in diesem Faktum als Haupttäter angeklagte, aber derzeit verhandlungsunfähige langjährige Generaldirektor des Casinos Austria, Leo Wallner, dafür gesorgt haben, dass dem BZÖ über die parteieigene Werbeagentur Orange 300.000 Euro zuflossen. Diese Summe überwiesen die Österreichischen Lotterien für ein neunseitiges Gutachten über Online-Glücksspiel und Responsible Gaming, das Westenthalers enger Mitarbeiter Kurt Lukasek übers Wochenende aus dem Internet zusammengekupfert haben soll.
Die Rechnung an die Lotterien soll Arno Eccher, ehemaliger BZÖ-und Orange-Geschäftsführer, einem Buchhalter diktiert haben. Das stellte zumindest letzterer unter Wahrheitspflicht fest: “Er hat mir die Weisung gegeben, dass ich die Rechnung schreiben soll.” Diese sei nur insofern auffällig gewesen, als der Betrag der Höhe nach “nicht so häufig” vorgekommen sei. Abgesehen davon habe ihn nichts irritiert, hielt der Buchhalter fest. Er habe zwar kein Wissen gehabt, ob Orange Beratungen über Responsible Gaming anbiete, “aber ich weiß ja nicht, was da im Hintergrund besprochen worden ist”.
Arno Eccher selbst war zu keiner Aussage bereit. Unter Verweis auf gegen ihn laufende Ermittlungen wies er kategorisch sämtliche Fragen des Richters zurück. Nachdem er gebetsmühlenartig “Ich werde mich auch hier der Aussage entschlagen” zu Protokoll gegeben hatte, wurde Eccher entlassen.
Die Verhandlung wird am 26. November fortgesetzt. Als Zeugen werden unter anderem Westenthalers jahrelanger enger Mitarbeiter Kurt Lukasek, der die ominöse 300.000 Euro-Studie erstellt hatte, sowie Westenthalers früherer Leibwächter befragt. Lukasek lebt mittlerweile in Abu Dhabi. Er soll im Weg einer Videokonferenz vernommen werden.
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