“Es ist kein Konzeptalbum”, betonte Smudo. “Aber natürlich setzen wir uns zu Beginn hin und überlegen, was wir machen könnten. Rapmusik, sag ich mal, ist ja langweilig. Was können wir also Neues bieten? Dieser Prozess ist immer recht zäh. Aber dann sind wir wieder auf den Geschmack gekommen.” Aus einem Ausgangsmaterial von “mehr als 300 Sachen” – von Beats bis Themen – wurden 16 Songs destilliert. “Das macht eine ziemliche musikalische Mischung aus”, meinte der 41-Jährige.
Der kreative Prozess sei “eigentlich wie immer” abgelaufen. Beim Arbeiten sei man aber “vielleicht noch extremer dezentralisiert” vorgegangen. Smudo präzisierte: “Zum Texten haben sich Thomas und ich gelegentlich getroffen – in einem Berliner Hotelzimmer zum Beispiel. Oder wir waren alle zur Vorbesprechung in unserer Kreativhütte in Vorarlberg. Dann kommt die handwerkliche Arbeit: Die relevanten Personen gehen ins Studio und nehmen auf. Da muss nicht jeder dabei sein. Es kann es schon vorkommen, dass einer zum Aufnehmen in Berlin ist und die anderen beim jeweiligen Produzenten an der Musik arbeiten. Ein großer Flickenteppich von Terminen und Arbeitsrichtungen.”
Eines sei von Anfang an klar gewesen: “Wir wollten ein bisschen extremer werden. ‘Wenn du mich hasst, dann fick dich; wenn du mich liebst, dann fick mich’ – das hätte ich für das letzte Album nicht geschrieben”, zitierte Smudo eine Textzeile auf “Für Dich immer noch Fanta Sie”. “Wobei das wirklich wahr ist”, lachte der Rapper. “Von der Kraftsprache mal abgesehen, ist das eine sehr gute Regel.”
Die Kombination von Text und Musik macht den Song aus, nur im Zusammenspiel ergibt sich die Wirkung, erläuterte der Deutsche und nannte als Beispiel das Lied “Smudo in Zukunft”, eine Fusion aus Gospel und Techno. “Da habe ich das Zitat von Konrad Adenauer eingebaut: ‘Die einen kennen mich, die anderen können mich.’ Und das mit 145 ppm! Das ist wirklich schnell. Das funktioniert nur über das Tempo. Wenn man die Worte wie ein Gedicht sagt, klingen und wirken sie anders.”
“Rapmusik ist sehr persönlich und manchmal recht betriebsblind, sagte Smudo auf die Inhalte angesprochen. “Uns interessieren natürlich auch die Themen, die umgehen. Während so ein Lied wie ‘Gib uns ruhig die Schuld’ eine humorige Kritik an der Vollkaskogesellschaft ist und Verantwortungsbewusstsein bewirbt, ist ein Lied wie ‘Smudo in Zukunft’ eine ganze persönliche Vorstellung meiner Lieblingsparty: Alle Mädchen in T-Shirts und Fransen und haben Lust auf Sekt. Natürlich auch Lust auf Sex. Aber Sekt reimt sich halt so schön auf korrekt.” Nachsatz: “Die einfache Message langweilt uns.”
Ein Track heißt “Für immer zusammen”. Haben die Mitglieder von Fanta 4 den richtigen Umgang miteinander gefunden, trotz Familienleben und Solo-Projekten die Stammband am Leben zu erhalten? Dazu Smudo: “Wir sind mittlerweile gefasste, charakterlich mit beiden Beinen am Boden stehende Personen, so dass wir die anderen für ihre Unterschiede schätzen. Ich muss Andys Musikgeschmack nicht teilen, aber ich kann von ihm lernen. Und so ist das auch.”
Viele Gruppe leiden unter dem Umsatzrückgang bei Tonträgern. Wie trifft das Fanta 4? “Wir haben die Gnade der frühen Geburt”, antwortete Smudo. “Wir müssen nicht mehr so viel Aufwand für Marketing machen, um dann doch zu wenig Platten zu verkaufen.” Die Vorstellung, dass sich durch die Krise in der Musikindustrie die Spreu vom Weizen trenne, findet er “etwas zu romantisch”. Smudo: “Natürlich ist die Entwicklung nicht gut, auf der anderen Seite ist es nun mal so. Irgendwann ist Salz auch nicht mehr der Stoff gewesen, den die Könige auf die Straßen gestreut haben, um ihren Reichtum zu zeigen. Trotzdem ist Salz immer noch ein Geschäft. So ähnlich verhält es sich mit Musik auf Tonträgern.”
Für Popkünstler sind die Einnahmen aus Tournee mit dem Wegfall anderer Umsätze bedeutender geworden. Den Fans etwas zu bieten, dieses Vorhaben nehme man bei Fanta 4 sehr ernst: “Wir stehen in Konkurrenz mit internationalen Künstlern. Wenn Christina Aguilera und Justin Timberlake kommen, kosten die Tickets ein bisschen mehr, aber die Leute gehen trotzdem genauso hin wie zu unseren Konzerten. Während der Kollege Timberlake seine Bühne über die ganze Welt abschreiben kann, haben wir nur GAS – Germany, Austria, Switzerland. Wir müssen aber trotzdem den Leuten was bieten.”
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