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FPÖ-Spaltung: Hofer verspottet "Bündnis Zukunft Ibiza"

Die FPÖ ist tief gespalten
Die FPÖ ist tief gespalten ©APA
Blaue Dissidenten: Parteiabspaltungen sind in Österreich keine Seltenheit. Was das für die FPÖ bedeutet, sehen Sie im Video.
Baron und Co. gründen "Allianz für Österreich"

FP-Obmann Norbert Hofer reagiert mit Spott auf die durch Unterstützer von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache angekündigte neue Partei. "Bündnis Zukunft Ibiza hat sich gegründet und wird auch die volle Verantwortung für die Ereignisse im Nachfeld zu schultern haben", zog Hofer via Twitter einen Vergleich mit der Abspaltung des BZÖ 2005 unter dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider.

Für Hofer ist damit ein "klarer Trennstrich" vollzogen. Die FPÖ haben den Rucksack abgelegt, so Hofer.

Vilimsky: "Politische Diarrhö"

Auch FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky wetterte auf Twitter gegen die Parteiabspaltung und bezeichnete den Schritt als "politische Diarrhö". Karl Baron, Klaus Handler und Dietrich Kops wurden zudem als "Abtrünnige" bezeichnet, die seiner Meinung nach "bald wieder in der Versenkung" verschwinden werden.

Stefan Petzner: "DAÖ wird scheitern"

Auch der frühere FPÖ-Politiker Stefan Petzner rechnet dem neuen Klub keine großen Chancen am politischen Parkett aus. "Das Ende der DAÖ wird bekannt werden", twitterte er.

Die FPÖ-Spitze will in einer Pressekonferenz am Nachmittag zu den aktuellen Entwicklungen Stellung nehmen.

Was das für die FPÖ bedeutet, sehen Sie im Video des Polit-Journalisten der "Kleinen Zeitung" oder in der nachstehenden ORF-Analyse von Thomas Langpaul.

Was bedeutet die Neugründung der DFÖ für die FPÖ?

Thomas Langpaul aus der ORF-Innenpolitikredaktion analysiert.

"Die Allianz für Österreich"

Die drei bisherigen Wiener FPÖ-Mandatare Karl Baron, Klaus Handler und Dietrich Kops spalten sich laut heutiger Kundmachung von der Mutterpartei ab und gründen einen eigenen Klub im Gemeinderat bzw. Landtag. Das Trio tritt künftig unter dem Namen "Die Allianz für Österreich" auf. Die drei Abgeordneten waren zuvor aus der Wiener Partei und dem Rathausklub ausgetreten. Für Erreichung der Klubstärke braucht es in der Bundeshauptstadt drei Abgeordnete.

Die von abtrünnigen Wiener FPÖ-Mitgliedern neu gegründete Bewegung "Die Allianz für Österreich" will bei der Wien-Wahl antreten. Initiator Karl Baron wünscht dabei den ehemaligen Bundesparteichef Heinz-Christian Strache als Spitzenkandidaten, wie er am Donnerstag in einer Pressekonferenz sagte. Noch sei Strache aber - suspendiertes - Mitglied der Freiheitlichen. Im Gespräch sei man aber, so Baron.

Parteiabspaltungen: FPÖ schon mit LIF und BZÖ betroffen

Parteiabspaltungen sind in Österreich keine Seltenheit. Auch die FPÖ, von der sich jetzt die drei Wiener Mandatare Karl Baron, Klaus Handler und Dietrich Kops trennen und unter dem Namen "Die Allianz für Österreich" einen eigenen Klub im Gemeinderat gründen, war schon zwei Mal prominent betroffen - mit dem LIF und dem BZÖ. Aber auch andere Parteien hatten schon Abspaltungen zu bewältigen.

1993 spaltete sich das Liberale Forum (LIF) von der FPÖ ab. Den Ausschlag für das Zerwürfnis gab das von FPÖ-Chef Jörg Haider initiierte Anti-Ausländer-Volksbegehren "Österreich zuerst". Die Dritte Nationalratspräsidentin und Haider-Stellvertreterin Heide Schmidt verließ mit weiteren vier Abgeordneten aus Protest gegen die ausländerfeindliche Linie Haiders die FPÖ und gründete ihren eigenen Parlamentsklub.

Das Liberale Forum brachte es bei der Nationalratswahl 1994 auf 6 Prozent und sicherte sich den Einzug ins Parlament. Den Siegeszug Haiders und der FPÖ konnte man nicht stoppen, die Blauen errangen 22,5 Prozent der Stimmen. Bei der Neuwahl 1995 zog das LIF mit 5,5 Prozent neuerlich ins Parlament ein, vier Jahre später scheiterte die Partei schließlich mit 3,7 Prozent an der 4-Prozent-Hürde und flog aus dem Hohen Haus.

Jörg Haider gründet BZÖ

2005 sind es erneut die Freiheitlichen, die von der Spaltung betroffen sind. Diesmal ist es Jörg Haider selbst, der seine Partei hinter sich lässt. Aufgerieben von der Regierungsarbeit in der schwarz-blauen Koalition und von einem monatelangen Richtungsstreit gründet Haider eine neue Bewegung namens "Bündnis Zukunft Österreich".

Bei der Nationalratswahl 2006 kommt das BZÖ mit 4,1 Prozent gerade mal ins Parlament. Die FPÖ, die seit damals von Heinz-Christian Strache angeführt wird, erreichte 11 Prozent. Bei der Nationalratswahl 2008 kam das BZÖ, das seine Basis vor allem in Kärnten hatte und dort auch den Landeshauptmann stellte, kurz vor Haiders Unfalltod auf 10,7 Prozent. Bei der Wahl 2013 war die Geschichte des BZÖ dann auch schon wieder zu Ende. Noch vor dem Urnengang wechselten etliche Abgeordnete zum neu gegründeten Team Stronach. 3,5 Prozent der Stimmen reichten schließlich nicht mehr für den Einzug in den Nationalrat.

Schon 1965 führten schwere Konflikte innerhalb der SPÖ zur Gründung der Demokratischen Fortschrittlichen Partei (DFP). Parteigründer war der langjährige SPÖ-Politiker Franz Olah, der bei den Sozialisten in Ungnade gefallen war. Olah war Präsident des ÖGB und Innenminister. Er leistete Hans Dichand bei der Gründung der "Kronen Zeitung" finanzielle Starthilfe mit Gewerkschaftsgeldern und arbeitete auf eine kleine Koalition zwischen SPÖ und FPÖ hin. Die SPÖ schloss Olah schließlich aus, und dieser gründete die rechtspopulistische DFP.

Bei der anschließenden Nationalratswahl 1966 verpasste Olahs Partei zwar mit 3 Prozent der Stimmen den Einzug ins Parlament, verhalf der ÖVP aber indirekt zum Wahlsieg, weil diese mit 48,3 Prozent der Wählerstimmen die absolute Mandatsmehrheit erzielte. 1969 konnte Olahs DFP bei der Wiener Gemeinderatswahl immerhin mit drei Mandaten ins Rathaus einziehen.

Sonderfall Hans-Peter Martin

Ein Sonderfall ist der langjährige EU-Abgeordnete Hans-Peter Martin. Martin eroberte 1999 als unabhängiger SPÖ-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl den ersten Platz. Schon nach kurzer Zeit überwarf sich der streitbare Alemanne allerdings mit den Mitgliedern seiner Delegation und zog fortan sein eigenes Ding durch. Bei der Europawahl 2004 kam Martin mit seiner gleichnamigen Liste auf 14 Prozent. Nie zuvor in der Zweiten Republik hat eine Partei bei ihrem ersten Antreten auf Bundesebene einen höheren Stimmanteil erreicht. 2009 legte Martin nach und erzielte - kräftig unterstützt von der "Kronen Zeitung" - sogar 17,76 Prozent. Schiffbruch erlitt er freilich bei der ebenfalls angesteuerten Nationalratswahl 2006. Martins "Liste Matin" kam nur auf 2,8 Prozent.

Die letzte Parteispaltung auf Bundesebene betraf die Grünen. Vor der Nationalratswahl im Herbst 2017 gründete der Abgeordnete Peter Pilz nach seiner Abwahl von der Grünen Bundesliste seine eigene, gleichnamige Liste. Pilz schaffte damit den Einzug in den Nationalrat, während die Grünen überraschend aus dem Parlament flogen. Bei der Nationalratswahl im heurigen Herbst drehten die Grünen den Spieß um und feierten ein fulminantes Comeback (13,9 Prozent), das sie nicht nur ins Parlament, sondern sogar zu Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP führte. Pilz schied hingegen mit seiner inzwischen in Liste JETZT umbenannten Partei aus dem Parlament aus (1,9 Prozent).

Auf Landesebene war die zumindest kurzfristig erfolgreichste Parteiabspaltung ein Tiroler Projekt. Der langjährige Arbeiterkammerpräsident und ÖVP-Mann Fritz Dinkhauser gründete aus Ärger über seine Partei im Vorfeld der Landtagswahl 2008 die Liste Fritz Dinkhauser. Der ÖVP-Dissident und Tiroler Volkstribun erzielte auf Anhieb 18,35 Prozent der Stimmen. Bei der darauffolgenden Nationalratswahl im Herbst 2008 scheiterte freilich auch Dinkhauser mit nur 1,76 Prozent der Stimmen. Bei der Tiroler Landtagswahl 2013 kam die Liste Fritz nur mehr auf 5,6 Prozent der Wählerstimmen.

(APA) (Red.)

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