Die Hauptprotagonisten der Reportage sind Philipp und Kevin, zwei kahlrasierte Arbeitslose, denen von der Gesellschaft ein rauer Wind entgegenweht. Das Kamerateam begleitet Philipp etwa bei der Jobsuche. Am AMS ist jedoch schnell klar, wie schwer es der Bursche hat, Fuß zu fassen: “Da gibt’s ka Arbeit. Da hat sicher die Hälfte ein Zeugnis, was i net hab”, bekennt er in einer Szene. Gemeint ist der fehlende Hauptschulabschluss, denn Philipp wiederholte zwei Mal die dritte Klasse und ging dann von der Schule, wie seine Mutter erklärt.
Wer am bemitleidenswerten Zustand seines Lebens Schuld trägt, ist für Philipp klar: “Die Ausländer” – Zugewanderte Mitschüler hätten ihm das Leben so schwer gemacht, dass er die Schule nicht schaffte, erklärt die Mutter. Philipp glaubt offenbar auch, dass seiner Familie, die wieder einmal vor der Delogierung steht, die bittere Armut erspart bliebe, wenn sie “ein Kopftüchl” tragen würden. Letzen Endes verleiden ihm “die Ausländer” auch die Arbeitssuche: “Da haben sie mi net g’nommen, weil i Inländer bin”, erklärt er dazu der AMS-Beraterin, die erfolglos versucht, den Burschen irgendwie zu vermitteln.
Um sich die Zeit zu vertreiben, trainiert Philipp unter anderem seinen Kampfhund und pflegt sein radikales Äußeres im Militärlook. “Jeden dritten Tag” rasiere er sich den Kopf, erzählt er dem Reporter Eduard Moschitz in einer Szene etwa. Gewalt ist für ihn und seinen Freund Kevin, der sich stilecht in Bomberjacke mit rechten Symbolen präsentiert, ebenfalls an der Tagesordnung. Am Wiener Straflandesgericht, wohin sie die Kamera ebenfalls begleitet, sind die beiden jedenfalls so etwas wie Stammgäste – “unfreiwillig”- wie Philipp ironisch erklärt.
Die beiden öffnen vor dem Reporterteam bereitwillig ihre Lebenswelt, deren Tangente das Verbotsgesetz für nationalsozialistische Wiederbetätigung darstellt: Auf dem Computer zeigen sie dem “Am Schauplatz”-Team etwa, wo man einschlägige Nazi-Devotionalien wie eine Hakenkreuzfahne erstehen kann und erklären dem Reporter bei der Gelegenheit auch, wofür die musikalische Genreabkürzung “NSBM” steht: “Nationalsozialistischer Blackmetal”. An der Wand prangen Bilder und Abzeichen, denen Verfassungsschützer wohl erhöhte Aufmerksamkeit schenken sollten. Auf die Reporterfrage, ob sie sich eher als Skinheads oder als Rechte sehen, antworten die beiden sehr deutlich: “Zu die Rechtsradikalen”, erklärt Kevin an dieser Stelle. Philipp sekundiert: “Sehr rechtsradikal.”
Auch die vieldiskutierte Begegnung mit FPÖ-Chef Heinz Christian Strache ist Teil der Reportage. Im Vorfeld erklären sie vor der Kamera etwa, dass dieser für sie der einzig wählbare Politiker wäre. Auf der FP-Wahlveranstaltung in Wiener Neustadt langweilen sich die Burschen zunächst, einzig die markigen Sprüche zu Zuwandern finden ihre Zustimmung. Als Strache auf der Bühne unter anderem reimt :”Wer sich nicht integrieren will, für den habe ich ein Reiseziel: Ab in die Heimat! Guten Flug!”, sieht man auch die Glatzköpfe in den Publikumsjubel einstimmen. Ihr Fazit fällt dennoch wenig begeistert aus: “Fad” bekunden die beiden nach der Veranstaltung. “Die letzten vier Minuten hätten gepasst.” Ansonsten: “Dasselbe wie immer.”
Dass der FPÖ-Chef behauptet, die beiden hätten auf Aufforderung des Redakteurs nationalsozialistische Parolen gerufen, wird in dem Film ebenfalls thematisiert. Einerseits wird die Szene, in der Strache den Reporter Moschitz noch auf der Parteiveranstaltung verbal attackiert, gezeigt. Im Moderationstext erläutert Moschitz dann: “Wir haben kein ‘Sieg Heil’ gehört. Das hindert den FPÖ-Chef nicht daran, mich wegen Anstiftung zu neonazistischer Wiederbetätigung anzuzeigen.”
“Am rechten Rand” ist eine denkwürdige Bestandsaufnahme des Lebens zweier junger Wiener, die schon in jungen Jahren gescheitert sind. Das von Strache behauptete “Sieg Heil” lässt sich nicht vernehmen, dafür gibt die Reportage einen Einblick in eine Subkultur junger Menschen, die ihre verlorene Identität in rechtsradikalem Gedankengut suchen.
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