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Forscher berichten von Durchbruch in der Stammzellenforschung

Forscherteams in den USA und in Japan berichten unabhängig voneinander von einem bedeutenden Durchbruch in der Stammzellenforschung: Sie programmierten normale Hautzellen so, wie dies bisher nur mit embryonalen Stammzellen möglich war.

Die Nutzung embryonaler Stammzellen und das damit verbundene Klonen von Embryonen ist weltweit ethisch umstritten. Könnten künftig ganz normale Hautzellen der sogenannten direkten Reprogrammierungstechnik unterzogen werden, würde dies ein breites Feld von Therapiemöglichkeiten eröffnen.

Die Arbeiten sollten am Dienstag von den Fachmagazinen „Cell“ und „Science“ online präsentiert werden. Die Studie in „Cell“ wurde von einem Team um den Forscher Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto erstellt, das Papier in „Science“ von einer Gruppe von Wissenschaftern unter Leitung von Junying Yu, der im Labor des Stammzellenpioniers James Thomson an der Universität von Wisconsin-Madison arbeitet. Beide schufen nach eigenen Angaben Zellen, die sich in einer Reihe von Laborversuchen wie Stammzellen verhielten.

Für ihre Arbeit benutzten beide Teams verschiedene Zellen: Yamanaka reprogrammierte Hautzellen aus dem Gesicht einer 36-jährigen Frau, Thompson nahm Vorhautzellen eines Neugeborenen. Beide nutzten Viren, um vier Gene in die Hautzellen einzuschleusen.

Allerdings gibt es noch einen Haken: Die Technik zerreißt die DNA der Hautzellen, was potenziell zur Entstehung von Krebs führen kann. Damit verbietet sich eine Nutzung gerade in dem Bereich, von dem sich die Forschung das größte Einsatzgebiet erhofft – die Gewinnung von Transplantationsgewebe, das theoretisch zur Behandlung von Krankheiten wie Diabetes, Parkinson oder Rückenmarkverletzungen verwendet werden kann. Allerdings ist die Zerstörung der DNA nur ein Nebenprodukt der Technik und kann nach Ansicht von Wissenschaftlern umgangen werden.

„Diese Arbeit stellt einen riesigen wissenschaftlichen Meilenstein dar – die biologische Entsprechung des ersten Flugzeugs der Gebrüder Wright“, sagte Robert Lanza, Chefwissenschafter von Advanced Cell Technology, das sich mit der Gewinnung von Stammzellen aus geklonten menschlichen Embryonen beschäftigt. „Es ist ein bisschen, als ob man lernt, Blei in Gold zu verwandeln.“ Zugleich verwies er darauf, dass die Arbeiten noch weit von einer medizinischen Verwertbarkeit entfernt seien. „Das ist eine riesige Sache“, erklärte auch Rudolf Jaenisch, ein prominenter Stammzellenforscher am Whitehead Institute in Cambridge im US-Staat Massachusetts. „Man hat den prinzipiellen Beweis, dass es machbar ist.“

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